«Einige haben Angst vor Veränderungen»
Els Dockx nimmt Stellung zur Übernahme des Betriebs durch die Ameos-Gruppe. Die Präsidentin der Personalkommission des Spitals Einsiedeln geht davon aus, dass keine Mitarbeitenden entlassen werden.
MAGNUS LEIBUNDGUT
Wie kommt die Übernahme bei Ihnen an?
Ich bin zuversichtlich. Wir wussten, dass der Stiftungsrat mit einem möglichen Partner verhandelt. Ich glaube, die Übernahme des Spitalbetriebs durch die Ameos-Gruppe ist eine der besseren Lösungen. Die Partnerschaft bezieht sich auf den Stiftungsrat. Für den Spitalbetrieb ist es eine Übernahme. Was bedeutet die Übernahme für das Personal? Alle bisherigen Verträge werden gleichbleibend von der Ameos-Gruppe übernommen. Fürs Erste ändert sich also für das Personal nichts. Wie ist die Stimmung beim Personal?
Mir scheint sie neutral bis positiv. Nicht zu vergleichen mit der Situation, als vor zwei Jahre über das Projekt «ZÄMÄ» mit dem Spital Lachen informiert wurde: Damals war die Stimmung viel emotionaler. Seitdem haben wir vieles durchgemacht: Stellenabbau, Sparmassnahmen, Personalmangel auf den Pflegeabteilungen, was wiederum zu Überforderungen geführt hat. Klar haben nun wieder einige Angst vor möglichen Veränderungen. Aber es kann auch positive Veränderungen geben. In der Vergangenheit war eben auch nicht alles so ideal. Was hat sich an der Einschätzung seither grundsätzlich geändert?
Das Personal macht sich heute ein viel realistischeres Bild von der Lage des Spitals. Den meisten Mitarbeitenden ist klar geworden, dass es Veränderungen braucht, damit das Spital nicht in jedem Jahr einen Verlust schreiben muss. Naturgemäss wird bei Übernahmen Personal eingespart. Hat niemand Angst, den Job zu verlieren?
Die Ameos-Gruppe sagt, dass sie keine Entlassungen plane. Sie möchte den dritten Stock wieder aufmachen. Von dem, was wir bereits machen, will sie mehr machen und neue Disziplinen ins Haus holen. Da müsste eher Personal aufgebaut werden.
In Deutschland kam es zu Streiks und Demonstrationen in Spitälern, die von der Ameos-Gruppe geführt werden. Beunruhigt Sie das? Nein, ich glaube nicht, dass wir dies gleich auf uns übersetzen können. Ich weiss nicht, was dort genau abgelaufen ist. In der Schweiz haben wir eine andere Kultur, um Lösungen zu suchen. Wir von der Personalkommission sind für bilaterale Lösungen. Auch die Gewerkschaften gehen nicht so radikal vor. Der Schwyzer Gewerkschaftsbund ist besorgt um das Spital Einsiedeln. Können Sie das nachvollziehen?
Besorgnis wäre angesagt gewesen, wenn es nicht zu diesem Schritt, zu dieser Übernahme gekommen wäre. Es hätte ein Konkurs der Stiftung gedroht. Ameos ist auf die Führung von Spitälern wie dem unsrigen spezialisiert. Jetzt hoffen wir, dass sie es auf eine gute Art auch schafft. Die Mitarbeitenden sind auf jeden Fall bereit mitzumachen. Zudem sind wir für die Ameos-Gruppe das erste Akutspital in der Schweiz. Wir sind so quasi ein Vorzeigeobjekt. Viele Spitäler in einer ähnlichen Lage werden uns genau beobachten. Negative Schlagzeilen sind da nicht erwünscht. Der Gewerkschaftsbund fordert Verhandlungen mit der Ameos-Gruppe über einen Gesamtarbeitsvertrag (GAV), um die Arbeitsbedingungen im Spital zu erhalten. Einen GAV zu bekommen, ist seit April 2019 ein Anliegen unserer Personalkommission. Das Bedürfnis kam auf, als von Entlassungen die Rede war. Es wurde ein Sozialplan aufgestellt, aber dieser müsste eigentlich Teil eines GAV sein. Wir hoffen, ein gutes Verhältnis mit der neuen Leitung herzustellen und sie von den Vorteilen überzeugen zu können. Ich kann mir vorstellen, dass die Ameos-Gruppe aufgrund negativer Erfahrungen in Deutschland mit Skepsis auf solche Forderungen reagieren wird. Die Unterzeichnung eines GAV bleibt unser Ziel. Schliesslich bin ich davon überzeugt, dass ein GAV auch im Interesse des Arbeitgebers liegt. Wieso hat der Stiftungsrat bis anhin Nein gesagt zum GAV? Der Stiftungsrat hat nicht Nein gesagt, sondern die Entscheidung hinausgezögert und ist jetzt nicht mehr zuständig. Wir von der Personalkommission haben zuletzt vorgeschlagen, einen bestehenden GAV zu übernehmen und wo nötig anzupassen. Das hätte nicht so viel Zeit gekostet. Nun ist es aber zu spät, und wir fangen mit der Ameos-Gruppe von vorne an. Was ändert sich für Sie persönlich mit der Übernahme durch die Ameos-Gruppe? Unsere Anlaufstelle war bis anhin die Direktion, mit der wir in der Vergangenheit konstruktiv zusammenarbeiten konnten. Wir hoffen, dass dies auch in der Zukunft mit dem neuen Direktor, Michael Mehner, möglich sein wird. Für kleine Akutspitäler ist die Zeit vorbei. Was ändert sich im Spital Einsiedeln mit der neuen Leitung? Die Ameos-Gruppe verspricht effizientere Strukturen, eine günstigere Materialwirtschaft, mehr Fallzahlen. Wir sind gespannt, wie aus einem Defizit- ein Gewinngeschäft werden soll. Wachstum war ja bereits die Strategie des Spitals Einsiedeln im Jahr 2012. Die Zahl der Patienten hat aber nicht wie erwartet zugenommen. Unser Einzugsgebiet ist nun einmal beschränkt.
Ameos will den Ausbau des Spitals Einsiedeln in Form von weiteren, zusätzlichen Angeboten prüfen. Ein gangbarer Weg? Ja klar. Wir brauchen neue Angebote. Zum Teil ist dies abhängig vom Leistungsauftrag. Dies müsste die Gruppe mit dem Kanton Schwyz verhandeln. Ich frage mich aber, wieso dies in der Vergangenheit nicht gemacht wurde, wenn das so einfach wäre.
Els Dockx, Präsidentin der Personalkommission des Spitals Einsiedeln, hofft, dass der Händedruck zwischen «Maria zum finstern Wald» und «(AM)EOS, der Göttin der Morgenröte», den Betrieb wieder in die schwarzen Zahlen bringt.
Foto: Magnus Leibundgut