2,3 Millionen Liter Bier
Trotz nationaler Stagnation: Einsiedler Bier meldet historischen Rekordausstoss
Obwohl das Bier nicht mehr so kräftig wie auch schon durch Schweizer Kehlen fliesst, verzeichnet die Brauerei Rosengarten AG in Einsiedeln einen gigantischen Gesamtausstoss: 2,3 Millionen Liter Bier. So viel wie noch nie.
WOLFGANG HOLZ
«Die Einsiedler Bierbrauerei hat im vergangenen Jahr sieben Prozent mehr Einsiedler Biere verkauft », berichtet Brauerei-Mitbesitzer Alois Gmür stolz. Angesichts der Tatsache, dass in der Schweiz 2019 mengenmässig gleich viel Bier getrunken worden sei wie im Vorjahr, «ist es ein grosser Erfolg und spricht für die Bekömmlichkeit der verschiedenen Einsiedler Biere, dass im vergangenen Jahr 155’000 Liter mehr Bier aus Einsiedeln verkauft wurde». Der Gesamtausstoss beläuft sich laut Gmür somit auf 2,3 Millionen Liter – ein Rekord in der bisherigen Bierhistorie der 1872 gegründeten Brauerei. Lager ganz klar Nummer eins
Dabei ist das Einsiedler Lager mit einem Anteil von 70 Prozent nach wie vor klar der meist getrunkene Gerstensaft – gefolgt vom Einsiedler Spezial (10 Prozent) und dem Spezialitätenbier Maisgold (7 Prozent). Überdurchschnittlich sei auch die Nachfrage nach dem naturtrüben Alpenbier, das nach strengen Bioknospen-Richtlinien hergestellt werde. «Das Heubier, das Dinkel und das obergärige Einsiedler Weizen sowie das Schwyzer Bockbier haben je einen Anteil von zwei Prozent am Gesamtbierausstoss», erklärt der Einsiedler Braumeister. Neu biete die Brauerei Rosengarten auch ein alkoholfreies Bier und ein Radler an. Und am Produktionsstandort an der Spitalstrasse wird schon über weitere Biersorten nachgedacht. «Nachfrage nach regionalem Bier ungebrochen» Aber wie kann Einsiedler Bier überhaupt im Kampf der internationalen Biergiganten wie Heineken und Carlsberg am Markt bestehen? Schliesslich hat Heineken sich seit einigen Jahren beim Luzerner Eichhof eingekauft, und Feldschlösschen ist ja bei Carlsberg in festen Händen. Ganz zu schweigen davon, dass es in der Schweiz mittlerweile mehr als 1000 Braustätten gibt.
«Die Nachfrage nach regionalem Bier ist nach wie vor ungebrochen », erklärt Alois Gmür, dessen Familie seit 1905 im Besitz der Brauerei ist. Das sei der gleiche Trend wie heutzutage die Nachfrage nach regionalem Gemüse, Fleisch und Brot. Ausserdem stehe die Einsiedler Bierbrauerei in engem persönlichen Kontakt mit ihren Kunden und könne regional sehr flexibel auf den Markt reagieren. «Nicht zuletzt ist Einsiedler Bier ein würziges und süffiges Bier, bei dem man Hopfen und Malz unverkennbar herausschmeckt», ist Gmür überzeugt.
Ist Dosenbier ökologisch überhaupt vertretbar?
Einsiedler Bier sei deshalb längst auch nicht nur in der Region zu erhalten, sondern werde in der ganzen Schweiz getrunken. Gmür: «Wir sind beispielsweise auch in Genf, in Lausanne, im Wallis und im Tessin vertreten. » Inzwischen gibt es sogar Einsiedler Bier in der Dose – das in Schaffhausen abgefüllt wird.
Aber ist Dosenbier ökologisch vertretbar – zumal der Einsiedler Bier-Chef sich bisher als kein Verfechter von Dosengetränken geoutet hat? «Das ist richtig, das ist eigentlich gegen meine Einstellung», räumt Gmür ein. Aber gewisse grosse Detailhändler wie Coop Pronto würden nur noch Dosenbier abnehmen. Ausserdem liege der Anteil an Dosenbier am Gesamtverkauf der Brauerei Rosengarten nur bei rund einem Prozent.
Expansion möglich
Angesichts des Bierwachstums stellt sich die Frage, ob der Brauereistandort künftig nicht zu klein wird. «Es könnte sein, dass wir expandieren», meint Gmür. Auf dem Areal gebe es noch Ausdehnungspotenzial – eine eigene Liegenschaft könne gegebe- nenfalls abgerissen werden.
Bier, Bier, Bier: Alois Gmür freut sich über den Rekordausstoss an Einsiedler Bier. Foto: Wolfgang Holz