«Unangenehmer Entscheid zugunsten von Distanzläufern»
Roman Schaad nicht für Tour-de-Ski-Start selektioniert
Am vergangenen Wochenende wurden auf der Lenzerheide die beiden ersten Rennen der 14. Auflage der Tour de Ski ohne Sprinter Roman Schaad aus Unteriberg ausgetragen.
KONRAD SCHULER
Konrad Schuler hat sich in den letzten Tagen sowohl mit Hippolyt Kempf, Disziplinenchef Langlauf bei Swiss-Ski, als auch mit Roman Schaad unterhalten.
Zehn Schweizer Herren und vier Schweizer Damen wurden für die ersten Rennen auf der Lenzerheide selektioniert.
Hippolyt Kempf erwartet von den Athletinnen und Athleten, dass Nadine Fähndrich bei den Frauen die Tour de Ski ein erstes Mal fertig läuft und dies möglichst in den Top Ten. Bei den Herren setzt er darauf, dass Dario Cologna vorne im Gesamtklassement mitmischt und fünf bis sechs der zehn auf der Lenzerheide gestarteten Schweizer die Tour de Ski zu Ende laufen.
Start mit Distanzrennen
Auf diese 14. Auflage hin wurden einige Neuerungen eingeführt. So begann die Tour de Ski am Samstag auf der Lenzerheide mit einem Distanzrennen und nicht mehr wie in früheren Jahren mit einem Sprint. Auch die Punktewertung wurde angepasst. Ziel ist es, dass möglichst viele Läuferinnen und Läufer die Tour de Ski zu Ende laufen und nicht mehr so viele Athleten während den Rennen oder sogar schon nach dem ersten Rennen aussteigen.
Roman Schaad beabsichtigte von sich aus, nach dem Distanzrennen über 15 Kilometer im freien Stil vom Samstag und dem Sprint im freien Stil vom Sonntag auszusteigen. Gleiches beabsichtigte auch der selektionierte beste Schweizer Sprinter Jovian Hediger.
Von den zehn selektionierten Herren hatten bis zum Tourde- Ski-Start deren vier in dieser Saison noch keinen einzigen Weltcuppunkt geholt. Roman Schaad hatte eine Woche vor dem Tour-de-Ski-Start im Sprint im freien Stil in Planica den 30. Rang belegt und einen Weltcuppunkt ergattert. Er war also zu diesem Zeitpunkt auch heuer der zweitbeste Sprinter von Swiss-Ski.
«Rechnete mit Selektion» Aufgrund dieser Ausgangslage rechnete Roman Schaad damit, für die zwei Auftaktrennen auf der Lenzerheide selektioniert zu werden. «Ich hatte nach dem 30. Platz in Planica auch diesbezügliche Signale erhalten», führte er aus. «Die Nichtselektion kam für mich überraschend und ich bin demzufolge auch enttäuscht.» Kenner der Szene haben noch im Bewusstsein, dass Roman Schaad vor zwei Jahren schon auf zumindest fragwürdige Weise nicht für die olympischen Spiele selektioniert wurde.
«Vier waren gleichauf» Hippolyt Kempf, Disziplinenchef bei Swiss-Ski, erinnerte daran, dass während der Rennsaison grundsätzlich die Trainer ein Antragsrecht haben, wer an welchen Wettkämpfen eingesetzt wird. Er leite zwar jeweils die Sitzungen, nehme aber während der Saison wenig Einfluss. «Meistens werden die Anträge der Trainer durchgewinkt», sagte er auf Anfrage.
Im Langlauf habe also Cheftrainer Ivan Hudac den Trainerentscheid vorzubringen.
Roman Schaad habe einen schwierigen Saisonstart gehabt, da er im November während Wochen wegen der linken Achillessehne nicht auf Schnee habe trainieren können. «Hauptgrund war aber, dass er in dieser Saison noch kein einziges Distanzrennen absolviert hat», so Kempf.
Der Disziplinenchef gibt aber unumwunden zu, dass es ein enger und schwieriger Entscheid gewesen sei. «Mindestens vier Läufer lagen gleichauf. Schlussendlich haben wir uns für die Distanzläufer ausgesprochen », sagt er dazu. «Solche Entscheide sind immer unangenehm », gibt er ohne Wenn und Aber zu bedenken.
Grundsätzlich sehe er es positiv, wenn Athletinnen und Athleten nach solchen unangenehmen Entscheiden enttäuscht seien. «Solche Entscheide können auch neue Motivation entfachen », hält er fest.
Hippolyt Kempf räumte auch ein, dass in Planica und danach womöglich auch etwas unglücklich kommuniziert worden sei. Im Normalfall sei es aber die Aufgabe der Trainer, den Athleten die Entscheide möglichst verständlich zu kommunizieren.
Er selber glaubt, dass es seiner Ansicht nach keinen Sinn gemacht hätte, Roman Schaad am Samstag im Distanzrennen einzusetzen und womöglich zu verheizen. Er wäre nach seiner Auffassung am Sonntag dann kaum in der Verfassung gewesen, im Sprint in die Punkteränge zu laufen.
Dresden und Nordamerika-Minitour Hippolyt Kempf ist der Meinung, dass für Roman Schaad gerade wegen dem schwierigen und späten Saisonstart die Sprintrennen in Dresden vom 11. und 12. Januar sowie dann vor allem die erste Sprinttour im Weltcup überhaupt vom 14. bis 17. März in Nordamerika zu Saisonhöhepunkten werden sollen.
Roman Schaad selber absolviert nun einige intensive Einheiten auf den Klassisch-Skiern, um seinen eingehandelten Trainingsrückstand aufzuholen. Eventuell startet er dann am Continental-Cup vom 4. und 5. Januar in Campra, wo ein Klassisch-Sprint und ein 15-Kilometer-Distanzrennen im klassischen Stil auf dem Programm stehen. Er hat sich also bereits neue Ziele gesetzt.
Disziplinenchef Hippolyt Kempf stand Konrad Schuler Red und Antwort über die Nichtselektion von Roman Schaad für den Tour-de-Ski-Start.
Foto: Konrad Schuler