Digitaler Scherz verbreitet sich in unserer Region
Eine Falschmeldung mit Ursprung in Südafrika wurde diese Woche in unserer Region fleissig geteilt und landete auf den meisten Smartphones und Computern besorgter Bürger und Bürgerinnen.
LUKAS SCHUMACHER
Dass man nicht alles glauben sollte, was man im World Wide Web (Internet) liest, hört oder sieht, dürfte wohl den meisten Menschen bewusst sein. Trotzdem werden immer wieder kuriose Falschmeldungen fleissig in den Sozialen Medien geteilt, ohne diese zu hinterfragen.
So machte diese Woche folgende Falschmeldung die Runde: «Zurzeit stehen Betrüger vor Coop, Migros und so weiter und verteilen Schlüsselanhänger als ‹kleines Geschenk›, in denen ein GPS-Chip versteckt ist. Nehmt es auf keinen Fall an! So sehen die Typen (meist französische und rumänische Autokennzeichen) wo ihr wohnt und wann ihr zu Hause seid, beziehungsweise wann nicht. Es wurde schon mehrfach eingebrochen.» Dass hier keine Quelle angegeben wird und keine genauen Angaben über Zeit, Ort und so weiter gemacht werden, bestärkt den Verdacht, dass es sich um eine Falschmeldung handelt.
Die Technische Universität Berlin hat sich mit solchen Meldungen, sogenannte «Hoaxes» (Scherznachrichten im Web) auseinandergesetzt, diese aufgelistet, hinterfragt und widerlegt. «Technisch möglich wäre die behauptete Vorgehensweise zwar, jedoch wären Aufwand und Risiko für Einbrecher viel zu hoch. Einbrecher fahren einfach in eine Gegend, wo Menschen wohnen, bei denen ein Einbruch lohnend erscheint, und spähen eine günstige Gelegenheit aus. Das würden sie sich auch durch die behauptete Vorgehensweise kaum ersparen können», schreibt die Universität auf ihrer Website über die Schlüsselanhänger mit GPS.
Ursprung im Jahr 2008 Weiter ist die Universität dem Ursprung dieser Falschmeldung auf den Grund gegangen: «Die Tankstellenkette Caltex (eine Marke des US-Mineralölkonzerns Chevron) hat im Jahr 2008 in Südafrika Schlüsselanhänger an ihren Tankstellen verteilt, um Werbung für ihren Premium-Dieselkraftstoff zu machen. Diese zeigen ein Logo und werden bei kräftiger Beleuchtung transparent. Schon bald tauchten die ersten Gerüchte auf, welche geheimnisvollen Funktionen noch darin stecken mögen. Daraus sind dann die 2010 in den USA aufgetauchten Legenden entstanden …» Diese Geschichte hat es danach in den deutschsprachigen Raum geschafft und sich hier hartnäckig an E-Mails und sozialen Medien festgeklammert. Ergänzt mit einer Karte von Einsiedeln, wird daraus rasch ein regionales Verbrechermärchen.
Keine Meldung bei der Kantonspolizei Auf Anfrage des Einsiedler Anzeigers gingen bei der Kantonspolizei Schwyz keine Meldungen zu den vermeintlichen Betrügern ein, und dies obwohl sich die Nachricht im Netz wie ein Lauffeuer verbreitete. Somit wurden keine Schlüsselanhänger untersucht und keine Kontrollen an den genannten Standorten gemacht.
Meldungen in Sozialen Netzwerken auf ihre Wahrheit zu überprüfen, ist in der Regel sehr einfach. Eine einfache Sucheingabe bei Google mit Schlüsselwörtern, in diesem Fall «Betrüger Schlüsselanhänger», liefert meist schon zahlreiche Ergebnisse. Entweder findet man sie auf der Hoax-Liste der Universität Berlin wieder, oder bei anderen vertrauenswürdigen Quellen. Es empfiehlt sich also als Social- Media-Nutzer, Inhalte, die man mit all seinen Online-Freunden teilen will, erst auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen.
Die Liste der Universität Berlin mit unzähligen Falschmeldungen findet man auf hoax-info.tubit.tu-berlin.de.