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«Nicht von heute auf morgen machbar»

Spitaldirektor Urs Birchler und Stiftungsratspräsident Markus Hauenstein äussern sich zur finanziellen Situation des Spitals Einsiedeln – und zur Bedeutung des Defizitbeitrages.

VICTOR KÄLIN

Wie ist es aus Sicht des Spitals zur Defizitdeckung des Bezirks gekommen? Unser Stiftungskapital von heute 6,9 Millionen Franken – zuzüglich der 2,2 Millionen Franken (nach Abzug der Grundstückgewinnsteuern) aus dem kürzlich getätigten Landverkauf – reicht nicht aus, um die Defizite 2019 und 2020 vollständig auffangen zu können. Ende 2020 dürfte unser Stiftungskapital aufgebraucht sein. An dieser Stelle kommt die Defizitgarantie des Bezirks zum Tragen. Gemäss Vereinbarung mit dem Bezirk gleicht dieser das Defizit so weit aus, dass noch ein geringes Eigenkapital bestehen bleibt. Unsere Stiftung benötigt Ende 2020 schätzungsweise 1 bis 1,5 Millionen Franken, um weiterhin über Stiftungskapital zu verfügen. Wie kann das Spital selber seine Situation verbessern? Das Spital verfolgt seit Anfang dieses Jahres mit dem Projekt «Fokus Zukunft» eine klare Strategie. 2019 senken wir vor allem den Aufwand markant. Gegenüber 2018 wird der Aufwand voraussichtlich um 3,5 Millionen Franken geringer sein. 2020 werden die Massnahmen von 2019 auf das ganze Jahr wirken und den Aufwand nochmals merklich senken. Zudem stimmt uns die gute Belegung der letzten Monate zuversichtlich. Weitere Massnahmen sind für 2020 in Planung. Dabei wird es primär um die Ertragssicherung gehen. Dennoch wird 2020 auch ein weiteres Defizit nicht zu vermeiden sein.

Was passiert, wenn die 1,5 Millionen nicht gesprochen werden?

Die durch den Einsiedler Souverän genehmigte Defizitgarantie hat zur Folge, dass die Defizitdeckung eine sogenannte gebundene Ausgabe ist. «Alleingang oder Zukunft mit Partner?» Bis wann erhofft, erwartet der Stiftungsrat Spital Einsiedeln einen Entscheid, ob es seine Zukunft alleine oder zusammen mit einem Partner bestreitet?

Der Stiftungsrat hat dem Bezirk ein umfassendes Sanierungskonzept mit zwei verschiedenen Strategieansätzen unterbreitet – einerseits mit einer selbstständigen Zukunft, andererseits mit einer Partnerschaft Für Stiftungsrat und Spitalleitung ist klar, dass im Umfeld des heutigen KVG ein Alleingang für jedes Grundversorgerspital sehr schwierig ist. Der Stiftungsrat ist bereits vor längerer Zeit mit möglichen strategischen Partnern in Verhandlungen getreten. Stiftungsrat und Direktion arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung, um den Erhalt des Spitals aber auch die Arbeits- und Ausbildungsplätze nachhaltig und langfristig zu sichern.

Ist derzeit eine Tendenz erkennbar?

Bis Ende 2019 sollte das Resultat bekannt sein. Der Stiftungsrat ist zuversichtlich, dass sich eine gute Lösung abzeichnet. Was verspricht man sich von einer Zukunft mit Partner? Was muss für Einsiedeln stimmen, damit das Spital diese eingeht? Oberstes Ziel ist, das Spital Einsiedeln als medizinischer Grundversorger und grösster Arbeitgeber der Region zu erhalten – dies bei gleichbleibend hoher medizinischer Qualität. Sollte eine Zukunft mit Partner realisiert werden können, muss sich diese Partnerschaft sicherlich positiv auf die Finanzen auswirken. Ist das (auch) ein Ziel des Stiftungsrates? Selbstverständlich muss die Stiftung mit einer Partnerschaft langfristig den Stiftungszweck mit gesunden Finanzen erfüllen können. Dies ist ein Hauptaugenmerk bei diesem Strategieansatz.

Wird die Spitalfinanzierung für den Bezirk zum Fass ohne Boden?

Das Spital muss aus eigener Kraft die Betriebsrechnung schrittweise in schwarze Zahlen bringen, sodass die Defizitdeckung des Bezirks mit der Zeit überflüssig wird. Ansonsten hätte das Spital keine Existenzgrundlage. Das ist jedoch von heute auf morgen nicht machbar. Die Auflösung der Defizitgarantie ist das offiziell erklärte Ziel des Bezirksrates. Wie reagiert das Spital darauf? Wir haben Verständnis, dass der Bezirksrat auf die Defizitgarantie verzichten möchte. Denn sie bildet für den Bezirk ein Risiko. Bei der Planung des Spitals 2020 war nie eine Inanspruchnahme der Defizitgarantie geplant. Das doch sehr enttäuschende und in dieser Grössenordnung unerwartete Jahresergebnis 2018 sowie die grossen baulichen Investitionen mit den entsprechenden Abschreibungen zwingen uns jedoch, diese Defizitgarantie in Anspruch zu nehmen.

Grundsätzlich ist der Stiftungsrat der Auffassung, dass ein Spital trotz hohem Regulierungs- und Wettbewerbsdruck im Gesundheitswesen selbsttragend sein muss. Und das ist unser erklärtes Ziel.

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