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«Jede Epoche hat ihre Namen»

«Jede Epoche hat ihre Namen» «Jede Epoche hat ihre Namen»

Das Meinrad-Interview mit Bezirksrat Meinrad Gyr – über seinen traditionsreichen Einsiedler Vornamen

Einer der wohl derzeit prominentesten Meinrade, die in Einsiedeln leben, ist sicher Bezirksrat Meinrad Gyr (SVP). Mag er seinen Namen – und welche Erfahrungen hat er damit gemacht?

WOLFGANG HOLZ

Herr Gyr, sind Sie als Einsiedler stolz auf Ihren Namen Meinrad?

Nein, stolz deswegen bin ich in keiner Weise. Ich kann ja nichts dafür und habe auch nichts dafür geleistet. Meinen Vornamen habe ich von meinem Grossvater übernommen, wie das früher üblich war. Froh bin ich aber, dass meine Eltern mir keinen Modenamen gegeben haben, wie das in den Jahrzehnten nach meiner Geburt häufig vorkam. Es freut mich, wenn ich Menschen an berühmte Meinrade erinnere wie Meinrad Lienert oder Meinrad Inglin, den ich sehr schätze. Gefällt Ihnen Ihr Name Meinrad denn? Ja, weil er nicht häufig vorkommt und zur Einsiedler Tradition gehört und damit auf die geografische und die zeitliche Herkunft schliessen lässt.

Es gibt, nebenbei, mehr Meinrade in Deutschland als bei uns, auch als Familienname. Auch der heilige Meinrad kam ja aus dem deutschen Raum. Der antiquarische Touch des Namens in der heutigen Zeit stört mich nicht. Allerdings kommt es zuweilen zu Fragen, wenn ich mich ausserhalb Einsiedelns vorstelle: Dann braucht es zuweilen eine Erklärung dazu: Ist das der Vorname oder der Familienname?

Sehen Sie sich als Meinrad in der Tradition des Einsiedler Mönchs und Heiligen und sind Sie selbst religiös? Sicher hat der heilige Meinrad bei der Namensgebung meines Grossvaters und bei mir einen Einfluss gehabt, aber kaum in spiritueller Hinsicht. Den Aufwand, mich im religiösen Bereich meinem Namensvetter angleichen zu wollen, kann ich nicht leisten. Deshalb habe ich nie solche Ambitionen gehabt und hoffe, mit durchschnittlicher Einsiedler Religiosität in den Himmel zu kommen. Aber dadurch, dass die Krähen mit dem Namen Meinrad verbunden sind und in den Wappen des Bezirks und des Klosters erscheinen, bringt schon eine gewisse Verbundenheit mit sich.

Wie erklären Sie sich, dass Meinrad als der Name von Einsiedeln eigentlich nicht mehr sehr populär ist? Klingt er aus Ihrer Sicht für viele einfach zu altmodisch – obwohl alte Namen ja eigentlich wieder in Mode gekommen sind?

Jede Epoche hat ihre Namen. Auch die Cindys und Pamelas werden in unseren Breitengraden einmal an die Vergangenheit erinnern. Für viele klingt Meinrad tatsächlich veraltet und ungewohnt. Andererseits bin ich in grösseren Gruppen meist der einzige Meinrad, was für mich positiv ist. In gewohnter lokaler Umgebung stelle ich mich als «Meiri» vor, weil Meinrad wohl wegen unseres Heiligen doch etwas erhaben klingt. Für Ungewohnte tönt das dann allerdings eher wieder als «Meier». Aber so hat mein Vorname schon oft zu interessanten Apérogesprächen geführt. Haben Sie auch schon spezielle persönliche Erlebnisse mit Ihrem Namen gemacht? Wenn ich mich in Einsiedeln mit beiden Namen vorstelle, ergänze ich oft, dass ich nicht der «Chleiri Meiri», sondern der andere sei. Im englischen Sprachraum heisse ich Meinrad, weil die Bedeutung vom ausgesprochenen «Meiri» dort schon anders besetzt ist. Mich auf die althochdeutsche Bedeutung von Meginrat zu beziehen, liegt mir fern.

«Ich hoffe, mit durchschnittlicher Einsiedler Religiosität in den Himmel zu kommen.»

Meinrad Gyr, SVP-Bezirksrat

«Auch die Cindys und Pamelas werden in unseren Breitengraden mal an die Vergangenheit erinnern.»

Bezirksrat Meinrad alias «Meiri» Gyr gefällt sein Vorname auch deshalb, weil dieser so selten vorkommt. Foto: zvg

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