Hitchcock führte bis zum Schluss Regie


Swiss Winforce League (NLA): Kriessern – Einsiedeln 23:16
Einen äusserst dramatischen Ringerfight lieferten sich Kriessern und Einsiedeln. Am Ende hatten die Rheintaler aber die besseren Karten in ihren Händen.
W.S. Ein stimmungsvoller Ringkampf mit Überraschungen erlebten die 400 Zuschauer zwischen den beiden Tabellennachbarn. Einen Krimi brauchten die Zuschauer danach daheim am TV nicht mehr zu schauen. «Ringerherz, was willst du eigentlich mehr? Es wurde dem Publikum einiges geboten», nahm es Einsiedelns Trainer Urs Bürgler nach geschlagener Schlacht mit Humor. Recht hatte er: viele herrliche Standwürfe, ausgeklügelte Bodentechniken, knappe Entscheidungen und kämpferische Leistungen. Es wurde eine geballte Ladung Action gezeigt. Für Einsiedeln war dies ohne die beiden Doppellizenz-Ringer und Adrian Mazan jedoch etwas zuviel.
Starker Beginn Nun aber rein in den Krimi. Nachdem Dany Kälin zum Auftakt in einem turbulenten Duell Dorien Hutter mit 22:15 das Nachsehen gab, kam es im Schwergewicht zum Duell zwischen Boris Illenseer und Jürg Hutter. In einer spannenden Angelegenheit siegte der Kriessener knapp mit 3:2. Es scheint, als ob Illenseer noch etwas die Wettkampferfahrung fehlt. Im Gewicht bis 61 Kilogramm zeigte Freistilspezialist Kay Neyer, was in ihm steckt. Er machte gegen Fabian Obrist von Beginn weg mächtig Druck und gewann nach perfekten Techniken vorzeitig mit 16:1. Sein älterer Bruder Sven Neyer hielt die Begegnung gegen den letztjährigen Junioren-Vizeweltmeister und Olympiakandidaten Ramon Betschart lange Zeit offen. Er ging nach einer Passivitätverwarnung seines Kontrahenten mit 1:0 in Führung. Doch zwei Durchdreher am Boden konnte er nicht verteidigen und handelte damit einen zu grossen Rückstand ein.
Bei seiner 7:2-Niederlage brachte er aber einen wichtigen Mannschaftszähler aufs Vereinskonto. Vor der Pause sorgte Michel Schönbächler für den wohl grössten Paukenschlag auf Einsiedler Seite. Er lief gegen den unbequemen Christoph Wittenwiler mit seinen gelungenen Überwürfen zu einer Höchstform auf und deckte ihn mit einem regelrechten Feuerwerk ein. Anfang zweiter Runde war es dann nach einer weiteren Höchstwertung um seinen Gegner geschehen. Einsiedeln lag bei Halbzeit entgegen den Erwartungen mit 7:13 vorne.
Starker Finish des Meisters
Wie befürchtet werden musste, machte sich in der zweiten Hälfte die Abwesenheit einiger Teamleader bald einmal einmal bemerkbar. Den Reigen eröffnete Freistilspezialist Andreas Burkard. Er führte gegen Tobias Betschart die etwas feinere Klinge und kam nach einem soliden Auftritt zu einem 4:1Sieg. In der Klasse bis 70 Kilogramm musste Lars Neyer gegen den Junioren-Internationalen Dominik Laritz ran. In einem in den ersten zwei Minuten über weite Strecken begeisternden Duell drehte der Heimringer immer mehr auf und lag nach der ersten Runde 14:2 vorne. Neyer konnte den ungestümen Angriffen nicht mehr standhalten und wurde kurz vor dem Ende des Kampfes noch geschultert.
Trotz dieser Niederlage lag Einsiedeln mit 15:12 vorne und durfte sich noch Siegeshoffnungen machen. Doch dann schwammen den Einsiedlern die Felle buchstäblich davon. Tim Zehnder blieb gegen Andreas chancenlos und wurde immer wieder ausgekontert. Damit übernahm Kriessern mit 16:15 vor den beiden den letzten Duellen erstmals die Führung. Taktikfuchs Lukas Schönbächler holte sich nach einem ungestümen Beginn bereits nach wenigen Sekunden gegen David Hungerbühler einen wichtigen Zähler. Sein klug agierender Widersacher übernahm jedoch immer mehr das Diktat und lag nach den ersten drei Minuten mit 4:1 vorne. Eine Zeitlang musste darauf das Schlimmste befürchtet werden, da Hungerbühler mit wuchtigen Schleudern immer wieder punktete und davonzog. Obschon Schönbächler mit 18:4 unterlag, erfüllte er mit einem Punktegewinn das Soll. Beim Stande von 19:16 musste die Entscheidung im letzten Kampf fallen. Dabei war WM-Teilnehmer Marc Dietsche für Jan Neyer eine Schuhnummer zu gross und holte mit einem 15:0-Sieg durch technische Überlegenheit bald einmal den Sieg für sein Team. «Am Ende ist unsere Rechnung nicht aufgegangen», bilanzierte Urs Bügler. Damit bleibt das Erreichen der Pfayoffs weiter eine Zitterpartie. Einsiedeln kam gegen einen entfesselten Gegner am Schluss einfach nicht mehr dazu, nachzulegen und wurde richtiggehend überrannt. Es zeugt aber von Moral, dass man bis zum Ende kämpfte und alles versuchte. Weiter zeigte sich einmal mehr, dass Einsiedeln ein sehr emotionales Team ist. Ob es für die Playoffs reicht, ist recht schwierig zu sagen. Kriessern war insgesamt ringerisch und technisch weiter obenauf und ist letztlich ein verdienter Sieger. Mit ihrem breitabgestützten Kader werden die Sankt-Galler weiter eine gute Visitenkarte abgeben. Von Einsiedeln kam nach einer ersten guten Halbzeit offensiv einfach zu wenig. Dennoch meinte Kriesserns Trainer Hugo Dietsche: «Wir hatten Glück, dass wir bei Halbzeit nicht noch höher zurücklagen. » Einsiedeln sei der erwartete harte Gegner gewesen.
Dany Kälin (gelb-blau) bringt seinen Gegner Dorien Hutter in eine unbequeme Lage und gewinnt den Kampf mit 3:1 Mannschaftspunkten.
Fotos: Wädi Kälin