80 Jahre und schon bald neu geboren
Der «Verein Historischer Triebwagen 5» setzt sich für die Wiederinstandstellung eines Industriedenkmals ein
Als «Glaskasten» kannten ihn ganze Generationen, diesen grünen Triebwagen, der einst das Rückgrat der Südostbahn bildete. Nun soll ein Original aus dem Jahr 1939 wieder zurück auf die Schienen finden.
FRITZ LENGACHER
Man schrieb das Jahr 1939, als am 27. Dezember der Triebwagen CFZe 4/4 12 auf der Südostbahn in Betrieb genommen wurde. Er war einer derer, die nach der durchgeführten Elektrifikation sehr willkommen waren und die Dampfloks ablösten. Das für die damalige Zeit innovative Fahrzeug erhielt aufgrund der grossen Fenster schon bald den Übernamen «Glaskasten».
Das «Rückgrat» der SOB
Fortan wurde mit ihm und seinen Brüdern der gesamte Verkehr abgewickelt und das während der Kriegszeit Tag und Nacht. Ein schwerer Unfall erforderte einen teilweisen Neuaufbau. War er als reines Drittklass-Fahrzeug in Betrieb genommen worden, erhielt er nun die «Polsterklasse » und wechselte seine Nummer auf BCe 4/4 5, bei Aufhebung der 3. Klasse ABe 4/4 5.
So trug er einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der Südostbahn bei und zusammen mit den anderen Triebwagen waren sie das Rückgrat für praktisch den gesamten Verkehr. Es ist verbürgt, dass er dabei bis an den Bodensee und Vierwaldstättersee vorstiess und als Vorläufer des Voralpen-Express bezeichnet werden kann.
Aber die technische Entwicklung ging rasant weiter und bald machten ihm modernere Triebwagen das Gleis streitig. Als Einziger der nicht umgebaut wurde, kam für ihn im Jahr 1994, also nach 55 Betriebsjahren, das (fast) letzte Stündlein. Auf dem Abstellgleis in Einsiedeln wurde er leider mehrmals von Vandalen heimgesucht.
Er soll wieder fahren
Eigentlich sollte er den Weg des alten Eisens gehen, aber am 16. April 1999 lud ein Initiativkomitee «Pro Füüfi» zu einer Besichtigung ein. Ihr folgte dann am 25. Mai 2002 die Gründung «Verein Historischer Triebwagen 5». In der darauffolgenden Zeit wurden verschiedene Szenarien für die Wiederinbetriebnahme diskutiert und mit der Geldsuche begonnen, denn es zeigte sich sehr bald, dass mit hohen Kosten zu rechnen war.
Der Triebwagen wurde nach Arth-Goldau verbracht und es konnten erste Arbeiten vorgenommen werden, wie Asbestsanierung und damit verbunden das Entfernen der Inneneinrichtung. In der Folge beschränkten sich die Arbeiten auf die Renovation von Sitzbänken und Gepäckträgern. Da der Standort geräumt werden musste, war ein weiterer Transport nötig. Er fand nun «Zuflucht» in Wald ZH, als Mieter beim DVZO (Dampfbahnverein Zürich Oberland).
Glücklicherweise fanden versierte Fachleute an diesem Projekt Freude und dadurch erhielt es neuen und kräftigen Schub. Grosszügige Sponsoren ermöglichten die Aufarbeitung der Drehgestelle mit Motoren sowie weiterer Komponenten. Es mussten auch komplett neue Achsen und Räder beschafft werden. Es wird an zwei bis drei Tagen pro Woche intensiv gearbeitet, mittlerweile sind es gegen 20’000 Stunden, und der Fortschritt ist beachtlich. Nur lässt sich halt nicht alles mit «Manpower » machen und es braucht noch viel Material und Fremdarbeiten, welche erhebliche Kosten verursachen.
Restfinanzierung angelaufen
Das Projekt «Renovation Triebwagen 5» ist nun in die Zielgerade eingebogen. Bisher wurde neben den vielen, unentgeltlich geleisteten, Arbeitsstunden über 660’000 Franken investiert. Damit es vollendet werden kann, sind noch finanzielle Mittel in der Grössenordnung von 100’000 Franken nötig. Dieser Betrag hat wirklich Hand und Füsse, denn es herrscht eine genaue Kostenkontrolle und auf nicht Notwendiges wird verzichtet. Die heutigen Vorschriften verlangen Investitionen, die sich wohl beim Bau des Fahrzeuges niemand hätte vorstellen können. Hat doch der Bau damals nur rund 270’000 Franken verschlungen – also fast nur ein Drittel der bisherigen Investitionen für die Renovation.
Unterstützung gesucht
Nun sind Sie, liebe Leserinnen und Leser, gefordert! Helfen Sie uns, dass das «Füüfi» zum Bijou wird und bald seine erste Ausfahrt machen kann. Wie Sie das machen können? Ganz einfach: Gehen Sie ins Internet auf www. lokalhelden.ch/glaskasten und dort erhalten Sie viele Informationen und können unser Projekt unterstützen. Viel Interessantes gibt es auf der Homepage www.triebwagen5.ch. Auch ein Besuch in Wald könnte Ihnen einen Überblick verschaffen. Wir zählen auf Sie und freuen uns, wenn das «Füüfi» bald einmal in Einsiedeln auffahren wird (siehe Inserat).
Viele Freiwillige arbeiten und arbeiteten bereits über 20’000 Stunden. Einige davon sind auf dem Bild zu sehen.
Foto: zvg
Der heutige Triebwagen 5 auf der Südrampe unterwegs – damals noch mit der Nummer 12. Fotos: Archiv SOB
Der Triebwagen 5 in Samstagern (undatierte Aufnahme).
Ein über Jahre und Jahrzehnte vertrautes Bild: Triebwagen im Bahnhof Einsiedeln.