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«Ich wollte einen Beruf, der Spass macht»

«Ich wollte einen Beruf, der Spass macht» «Ich wollte einen Beruf, der Spass macht»

Die ausgebildete Detailhandelsfachfrau Daniela Fässler aus Unteriberg hat jüngst bei den SwissSkills den ersten Platz belegt und wurde Schweizermeisterin. Der 18-Jährigen macht ihr Beruf sehr viel Spass, wie sie im Interview erzählt. Und nicht nur das.

WOLFGANG HOLZ

Herzlichen Glückwunsch, Frau Fässler, zu Ihrer Goldmedaille bei den SwissSkills in Sachen Detailhandel. Was bedeutet Ihnen dieser Erfolg?

Sehr viel! Da ich ohne Erwartungen an die SwissSkills gereist bin und bis zum Schluss nicht mit dem Sieg gerechnet habe, freue ich mich umso mehr. Und er zeigt mir klar, dass sich meine Vorbereitungen gelohnt haben. Und für die Zukunft ist dieser Titel, denke ich mal, auch sehr viel wert. Unter wie vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern mussten Sie sich denn durchsetzen? Anfangs waren wir mal 12 Teilnehmerinnen. Doch leider wurden die Vorbereitungen für zwei Kandidatinnen zu viel. So nahmen anstatt den zwölf besten Lehrabgängern von 2019 und 2020 nur noch die zehn Besten teil. Welche Art von Prüfungen hatten Sie zu bestehen? Mussten Sie auch eine spezielle Präsentation machen?

Wir hatten im Vorhinein den Auftrag, einen Verkaufstisch zum Oberthema China vorzubereiten. Ich habe mich für meinen Tisch aufs Thema Tee festgelegt. Tee darum, weil China das Mutterland von Tee ist. So musste ich einen kompletten Verkaufstisch mit Tischplatte, Rückwand, Warenträger, Produkten und Dekoration planen und umsetzen. Darüber mussten wir auch eine Dokumentation schreiben und vorgängig abgeben. An den drei Wettkampftagen selbst hatten wir ein 20-minütiges Verkaufsgespräch und zwei Theorieprüfungen über Branchen- Fachwissen und Verkaufspsychologie zu meistern. Auch unser handwerkliches Geschick wurde getestet, indem wir 21 Geschenkpackungen, passend zum Verkaufstisch, innerhalb von 4.5 Stunden nach Vorgaben zu verpacken hatten. Und während diesen 4.5 Stunden mussten wir noch ein Fallbeispiel lösen, welches sich um die Deklaration, Kalkulation und Promotion einer Torte handelte. Anschliessend hatten wir den vorbereiteten Verkaufstisch mit den vor Ort hergestellten Geschenkpackungen schön in Szene zu setzen. Zum Schluss war noch ein siebenminütiger Vortrag zum Verkaufstisch angesagt. Wow! Das war ja richtig stressig. Sie arbeiten als Detailhandelsfachfrau EFZ bei der Bäckerei Schefer. Was machen Sie da den ganzen Tag? Je nach Schicht und Verantwortung hat man die verschiedensten Aufgaben. An erster Stelle steht klar die Kundenbedienung. Nebenbei macht man Bestellungen bei diversen Lieferanten, verräumt eingetroffene Bestellungen, macht Kundenbestellungen lieferfertig, stellt sicher dass alle Regale voll sind, macht Warenpräsentationen und verpackt Eigenprodukte. Auch Büroarbeiten und das Sicherstellen der Hygiene sind Arbeiten, die dazu gehören. Langweilig wird es einem definitiv nie!

Warum haben Sie sich gerade für den Detailhandel entschieden? Schliesslich bedeutet Detailhandel unterm Strich doch lange Arbeitszeiten, geringer Lohn und viel körperlicher Stress. Oder empfinden Sie das nicht so? Doch, im Vergleich zu anderen Berufen ist das sicherlich der Fall. Jedoch wollte ich einen Beruf lernen, der mir Spass macht, und somit sind die genannten Punkte nur noch halb so schlimm. Ich bin dazumal auch viele andere Berufe und andere Verkaufsbranchen schnuppern gegangen, aber nichts erfüllte mich mehr als der Detailhandel in der Bäckerbranche. Was macht Ihnen im Detailhandel am meisten Spass? Der Umgang mit vielen Menschen?

Eindeutig die Abwechslung, die man in diesem Beruf hat. Kein Tag gleicht dem andern. Auch das Organisieren der verschiedensten Dinge und Verantwortung zu übernehmen macht Spass. Der Umgang mit Menschen bereitet mir auch sehr viel Freude. Man lernt die verschiedensten Menschen, nicht nur immer einfache, kennen. Durch meinen Job mit Menschen habe ich gelernt, Persönlichkeiten besser einzuschätzen und in den verschiedensten Stress-Situationen immer einen kühlen Kopf zu bewahren, da man ja vor den Kunden stets professionell zu sein hat. Was möchten Sie nun nach Ihrer Detailhandelslehre gerne machen? Wollen Sie dann auf jeden Fall grössere Brötchen backen beziehungsweise verkaufen?

Vorerst arbeite ich noch bei der Schefer Bäckerei AG weiter. Später möchte ich, wenn alles funktioniert, zur Armee. Dann, je nach Verlauf der Rekrutenschule, aber nachher wieder in den Verkauf. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass ich mich im Verkaufssektor weiterbilden werde. Siesindehrgeizigundstrebsam– oder feiern Sie gerne auch mal Party? Alle drei Punkte treffen auf mich zu. Eigentlich bin ich sogar sehr oft am Party machen. Deshalb kam mir Corona für meine Swiss-Skills Vorbereitungen sehr gelegen, so musste ich nie entscheiden, ob ich auf den Ausgang oder auf die Vorbereitungen verzichten möchte. Ich lebe ganz nach dem Motto: Wer feiern kann, kann auch arbeiten! Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit? Wenn ich gerade keine Zeit mit Kollegen oder der Familie verbringe, bin ich sehr gerne draussen in der Natur am Laufen, Wandern oder ab und zu auch mal auf dem Velo. Einmal pro Woche findet man mich auch im Probenraum der Guggenmusik Beizzä-Gümper. Sie kommen aus Unteriberg und arbeiten in Einsiedeln. Was ist aus Ihrer Sicht der grösste Unterschied zwischen den beiden Orten? Neben dem Dialekt eigentlich nicht viel. Da Unteriberg viel kleiner als Einsiedeln ist, kennen sich die Leute noch eher, und das finde ich noch heimelig, wenn alle einander mit Namen grüssen können. Dafür finde ich das Nachtleben in Einsiedeln attraktiver.

Würden Sie auch gerne mal in einer grossen Stadt wie Wien leben und dort Sachertorte verkaufen?

Leben ist vielleicht übertrieben, aber ich wäre nicht abgeneigt, eine Auszeit vom Dorfleben zu nehmen und in einer grossen Stadt zeitlich begrenzt zu wohnen und dort zu arbeiten. Im Allgemeinen bin ich ein sehr offener Mensch für solche Abenteuer.

Wie sieht Ihr Traum von der Zukunft aus?

Vor allem gesund zu bleiben, was nicht selbstverständlich ist. Und vieles von der Welt zu sehen. Und mich immer weiterzuentwickeln, sei dies auf persönlicher oder beruflicher Ebene.

Freut sich über ihre Goldmedaille und den Schweizermeistertitel bei den SwissSkills: Detailhandelsfachfrau EFZ Daniela Fässler (18) aus Unteriberg.

Foto: zvg

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