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«Wie im Winterwunderland»

«Wie im Winterwunderland» «Wie im Winterwunderland»

Interview mit Wendy Holdener zur neuen Ski-Saison: Will sie erstmals den Gesamtweltcup gewinnen?

Sie gibt sich tatendurstig und hat sichtlich Lust aufs Skifahren: Wendy Holdener. Welche Ziele die 27-jährige Skirennfahrerin aus Unteriberg für diese Saison ins Auge gefasst hat, verrät Sie im Interview.

WOLFGANG HOLZ

Hallo Wendy, ich habe gerade ein Bild vor mir liegen, auf dem Sie sechs Paar Ski in Ihren Armen halten. Behandeln Sie eigentlich alle Skis gleich oder gibt es einen Lieblingsski? Wendy Holdener (lacht): Wir sind derzeit noch auf der Suche nach dem idealen Rennski. Wir testen gerade für zwei Disziplinen, weil jeder Ski doch inklusive Bindungsplatte anders ist. Normalerweise habe ich nicht so viele Skis auf einmal dabei. Sind Sie wieder ganz gesund und fit? Ja, es ist wieder alles super.

Sind Sie enttäuscht, dass die Parallelrennen in Zürs/Lech wegen Schneemangels ausfallen und dass es jetzt erst Ende November in Levi losgeht? Die Rennen in Zürs sind ja nicht abgesagt, sondern nur um zwei Wochen verschoben worden. Insofern ist es nicht so schlimm. Man muss eben flexibel bleiben. Ich wäre auf jeden Fall bereit gewesen.

Eigentlich hat der Ski-Weltcup ja schon begonnen. Mit dem Riesenslalom Mitte Oktober in Sölden. Wie beurteilen Sie Ihr Comeback nach der Verletzung im Rückblick? Unterm Strich sehr positiv. Natürlich war ich schon enttäuscht, dass mir dieser grobe Fahrfehler im zweiten Durchgang passiert ist. Mir ist vor allem bewusst geworden, wie schnell ich schon wieder auf einem guten Niveau zurück war. Es ist eben dumm gelaufen. In Levi steht ja gleich ein Slalom auf dem Programm. Der Hang liegt Ihnen. Letztes Jahr wurden Sie dort ja Zweite. Ist jetzt der Augenblick gekommen, um Ihren ersten Slalomsieg in Angriff zu nehmen? Das kann man sich so nicht vornehmen. Vor dem ersten Slalomrennen der Saison weiss niemand, in welcher Form sich die einzelnen Fahrerinnen befinden. Ich werde auf alle Fälle versuchen, mein Bestes zu geben, schnell zu fahren – und dann sehen, was passiert. Ich habe natürlich infolge meiner Verletzung schon noch einen Trainingsrückstand. Ich mache mir keinen Druck. Ich freue mich aber jetzt schon auf Levi, weil dort immer eine ganz spezielle Atmosphäre herrscht – so eine Art Winterwunderlandschaft mit weihnachtlichem Touch. Es ist dort dunkel und nicht so hektisch. Man sieht Nordlichter. Einfach schön. Sie haben sich in den letzten Wochen und Monaten sehr motiviert in der Öffentlichkeit gegeben. Unter anderem haben Sie gesagt, sie wollten möglichst viele Rennen fahren. Was ist Ihr Ziel für diese Saison – der Sieg im Gesamtweltcup? Nein, den Sieg im Gesamtweltcup kann man nicht so planen. Ich fahre ja schon fast alle Disziplinen ausser der Abfahrt. Und in der Abfahrt werde ich in dieser Saison sicher auch bei Rennen starten, die mir guttun. Ich habe in jeder Disziplin andere Ziele.

Die da wären?

Ein Sieg im Slalom wäre sicher schön. Zudem werde ich versuchen, in allen Disziplinen Podestplätze herauszufahren. Und sicherlich möchte ich bei der Vergabe des Gesamtweltcups ein Wörtchen mitreden. Im Februar soll ja auch noch die Ski-WM in Cortina d’Ampezzo stattfinden – wenn sie stattfindet. Was ist Ihr Plan für die

WM?

Ich möchte möglichst gut vorbereitet sein, um möglichst viele Medaillenchancen zu haben. Vor allem im Slalom und in der Alpinen Kombination möchte ich gerne einen Podestplatz gewinnen. Wer glauben Sie, sind die Hauptfavoritinnen in dieser Saison – neben Ihnen? Wie immer Shiffrin, natürlich. Vlhova und Brignone. Bei den Speedrennen neben Corinne Suter sicherlich alle anderen Schweizerinnen. Ich habe nie mit anderen Nationen trainiert, aber ich denke, wir Schweizerinnen sind insgesamt gut drauf. Wo und was trainieren Sie jetzt noch in den nächsten Wochen, bevor es nach Finnland geht? Ich bin jetzt noch in Davos drei Tage, dann gehen wir nächste Woche noch zwei Tage ins Engadin. Wir werden dort vor allem Slalom und Super-G trainieren. Am 18. November fliegen wir dann wahrscheinlich gemeinsam in einer Chartermaschine – alle Athleten und Betreuer – nach Finnland, um wegen der Coronaansteckungsgefahr nicht in Kontakt mit anderen Reisenden zu kommen. Man muss sich ja in dieser Saison vor jedem Rennen auf Covid-19 testen lassen. Bis jetzt habe ich mich insgesamt zwei-,dreimal auf Corona testen lassen. Immer negativ. Was machen Sie in Ihrer rennfreien Zeit?

Ich versuche, viel die Natur zu geniessen. Im Herbst gehe ich gerne auf den Spitalberg, dort bin ich als Kind schon immer gerne gewesen. Natürlich trainiere ich auch. Und erledige Dinge im Büro. Und dann bin ich auch meistens schon wieder weg. Vor einigen Wochen wurde Ihre Mutter zur Smalltalkerin des Jahres von Lesern des Einsiedler Anzeiger gewählt. Hat Sie das gefreut? Ja, klar. Das war ein Kompliment für sie.

Noch ist sie auf der Suche nach dem perfekten Rennski: Wendy Holdener. Foto: instagram/wendyholdener

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