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Ohne Ameos hätte es das Spital Ende Mai nicht mehr gegeben

Ohne Ameos hätte es das Spital  Ende Mai nicht mehr gegeben Ohne Ameos hätte es das Spital  Ende Mai nicht mehr gegeben

Vor einem halben Jahr übernahm die Zürcher Ameos-Gruppe das Spital Einsiedeln. Unterdessen wurden viele neue Projekte lanciert, in den schwarzen Zahlen befindet man sich jedoch noch lange nicht.

PATRIZIA BAUMGARTNER

Am 1. Mai dieses Jahres ging das Spital Einsiedeln offiziell an die Ameos Gruppe als Betreiber über. Michael Mehner, Direktor des Ameos Spitals Einsiedeln, machte sich schon rund zwei Monate vorher vor Ort ein Bild und arbeitete bis zur Übernahme bereits mit Interims-Direktor Urs Birchler zusammen. «Er hatte nur ein Jahr Zeit, um diverse Themen anzugehen. Er musste jedoch eher wie ein Feuerwehrmann agieren», so Mehner über Birchler. «Über die Massen motiviert»

Der heutige Einsiedler Spitaldirektor war früher Bereichsleiter in der Ameos-Zentrale in Zürich und sagt von sich: «Ich kenne die Situation von Spitälern in Nöten. » Genau dies fand er auch in Einsiedeln vor. Er lobt, dass die Mitarbeitenden «über die Massen motiviert» sind. Auch die Bevölkerung vertraue dem Spital nach wie vor.

Man habe aber in den letzten Jahren zwar viel in die komplette Neusanierung investiert, jedoch seien die medizinischen Prozesse eher vernachlässigt worden. «Ich habe eine Medizin ohne eigentliche Spezialisierung vorgefunden, weshalb wir aktuell das medizinische Angebot neu planen. » Ausserdem müsse auch das Vertrauen der zuweisenden Partner – also der Hausund Fachärzte – zurückgewonnen werden.

Zusätzliche Angebote Im ersten halben Jahr wurden unter Ameos diverse Projekte lanciert. Beispielsweise die Rekrutierung von Fachpersonal und mit Professor Norbert Runkel hat die Chirurgie einen neuen, renommierten Klinikleiter gefunden. «Die Angebotsplanung läuft. Unsere zweite Chefarztvakanz kann wohl ebenfalls bald besetzt werden», hofft Mehner. Insgesamt kann das Spital auf rund 350 Mitarbeiter zählen.

Auch die Planung von neuen Angeboten wurde in Angriff genommen. «Über die medizinische Grundversorgung hinaus werden künftig einige Disziplinen hinzukommen. » Man habe hierzu bei der Schwyzer Regierung bereits entsprechende Leistungsaufträge beantragt. Es gibt auch Zusammenarbeiten, zum Beispiel mit der Seeklinik Brunnen, die seit 2017 ebenfalls von Ameos geführt wird, oder mit dem Paracelsus- Spital. Das Spital in Richterswil arbeitet mit dem Spital Einsiedeln im Bereich der Chirurgie zusammen.

Prozesse angestossen

Mehner sieht im Betrieb eines Regionalspitals Vorteile: «Wir sind kein Koloss und können unsere Stärken ausspielen», zum Beispiel die rasche Verknüpfung verschiedener medizinischer Fachrichtungen.

Finanziell schreibe man bisher in Einsiedeln noch keine schwarzen Zahlen. Auch die Massnahmen rund um das Coronavirus sorgten für Ertragsausfälle. Diese machten dem Spital Einsiedeln zu schaffen, weswegen man Kurzarbeits-Entschädigung beantragte, die später vom Amt für Arbeit abgewiesen wurde. Der Kanton Schwyz habe seinen Spitälern zwar mündlich «eine gewisse Hilfe» zugesichert, aber erst zu Ende dieses Jahres. «Unabhängig von der Corona-Situation haben wir auf alle Fälle das Ziel, mittelfristig schwarze Zahlen zu schreiben », sagt der Direktor. Man sei zwar zuversichtlich, das brauche jedoch noch Zeit.

Auch aus Sicht der Medienverantwortlichen kam die Übernahme im rechten Moment: «Ohne die Übernahme durch die Ameos Gruppe hätte es uns aufgrund der finanziellen Ausfälle im Frühling Ende Mai wahrscheinlich nicht mehr gegeben», so Mirjam Panzer.

Der neue Träger Ameos führt viele Spital-Standorte in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Trotzdem sei es dem Unternehmen wichtig, vor Ort lokal aufgestellt zu sein. Dies starte bei der Lebensmittelbestellung und gehe über die Handwerker bis zum technischen Dienst und weiter. «Zum Beispiel die Informatik holen wir bewusst wieder ins Haus.» Ameos stehe langfristig zum Spital Einsiedeln: «Wir haben noch nie ein übernommenes Spital geschlossen», so Mehner. Die ersten sechs Monate sind vorüber, «die Entwicklung geht jedoch weiter».

Das Spital Einsiedeln wird seit einem halben Jahr von der Zürcher Ameos Gruppe betrieben. Der drohende Konkurs der Stiftung Krankenhaus Maria zum finsteren Wald wurde somit abgewendet, nicht zuletzt auch durch die Annahme eines Sanierungspakets für die frühere Betreiberin durch das Einsiedler Stimmvolk.

Weniger Corona-Patienten

pp. Aktuell werden in Einsiedeln während vier Stunden pro Tag Corona-Tests durchgeführt. Diesbezüglich läuft das Spital an seiner Kapazitätsgrenze. Aus diesem Grund möchte das Spital in nächster Zeit das Testangebot ausdehnen. «Die Positivitätsrate schwankte im Oktober zwischen 10 und 50 Prozent», so Spitaldirektor Mehner. Einsiedeln war bisher jedoch weniger von Corona-Patienten betroffen als die Spitäler in Schwyz und Lachen.

Die Pandemie habe gezeigt, dass die Absprache zwischen den Spitälern gut und unkompliziert funktioniere. Natürlich sei das Virus eine Zusatzbelastung, unterdessen sei man aber versierter im Umgang mit dem Virus als noch im Frühling.

«Noch keine schwarzen Zahlen»: Das Ameos Spital Einsiedeln. Foto: zvg

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