«Gott hat die armen Kinder nicht vergessen»

Auch in diesem Jahr beschenken Zehntausende Menschen aus der Schweiz Bedürftige in Ost- und Südosteuropa mit einem Päckli auf Weihnachten. Im Klosterdorf organisiert die 61-jährige reformierte Katechetin Heidi Degiorgi diese Aktion.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Findet heuer die Aktion Weihnachtspäckli trotz Coronavirus statt? In der Tat und erst recht! Die Leute werden gebeten, eine Maske zu tragen, wenn sie uns die Geschenke ins reformierte Kirchgemeindehaus an der Spitalstrasse 9 in Einsiedeln bringen. Was ändert sich bei dieser Aktion in diesem Jahr wegen Corona? Heuer stellen Frauen in unserem Team die Weihnachtspäckli zusammen. In anderen Jahren erledigen Oberstufenschüler diese Arbeit. Das hat aber nichts mit Corona zu tun: Vielmehr wechseln sich Frauen und Schüler in jedem Jahr regelmässig ab. Wie gelangen die Weihnachtspäckli nach Osteuropa? In der nächsten Woche transportieren wir die Päckli von Einsiedeln nach Zürich. Dann fahren 50 Lastwagen aus der Schweiz Richtung Osteuropa, sodass die Päckli bereits in der Adventszeit die Menschen erreichen. Vor Ort verteilt die christliche Ostmission die Weihnachtspäckli. Wie ist die Lage in den Projektländern derzeit? Die Lage in unseren Projektländern Albanien, Serbien, Bulgarien, Moldawien, Rumänien, Weissrussland und Ukraine ist schwierig, vielerorts dramatisch: Menschen erkranken und sterben am Coronavirus. Unzählige Arbeitsplätze gehen verloren, Waren werden teurer, staatliche Unterstützung gibt es kaum, Schulen und Betreuungsangebote für Kinder sind geschlossen. Viele Familien, Alleinstehende und ältere Menschen kämpfen um das Überleben. Wie wirkt sich die Corona-Pandemie auf die Situation dieser Menschen aus? Viele Menschen in Osteuropa leben an sich schon am Existenzminimum. Covid-19 hat ihnen nun vollends den Boden unter den Füssen weggezogen. Die Aktion Weihnachtspäckli ist ein wertvoller Lichtblick im schwierigen Alltag und bringt ihnen Hoffnung und greifbare Hilfe. Worüber freuen sich die Menschen am meisten? Neben den kostbaren Gütern des täglichen Lebens freuen sich die Menschen über Luxusgüter wie Kaffee und Tee, Süssigkeiten und Spielsachen. Bitte helfen Sie mit und verschenken Sie Hoffnung – jetzt erst recht! Wie soll das Päckli idealerweise angefertigt werden? Man muss die Weihnachtspäckli nicht selber machen. Wir packen die Ware in der Regel selber ein. Die Päckli für Erwachsene enthalten vorwiegend Lebensmittel und Hygieneartikel, diejenigen für Kinder Schulmaterial, Spielzeug, Hygieneartikel und Süssigkeiten. Leisten die Hilfswerke nebst dieser Aktion darüber hinaus Hilfe vor Ort? Die Hilfswerke verteilen täglich humanitäre Hilfe wie Lebensmittel und Kleidung, um die gröbste Not zu lindern. Aber ein Weihnachtspäckli ist natürlich etwas ganz Besonderes! Wie sind Sie selber bei dieser Aktion gelandet? Seit zwanzig Jahren engagiere ich mich für diese Aktion und habe damals die Initiative ergriffen, dass auch im Klosterdorf Päckli gesammelt werden. Unterstützen Sie auch Menschen hier im Klosterdorf, die unter Armut landen? Das machen wir. Wir verfügen seitens der Kirchgemeinde über Sozialkassen, mit denen wir Bedürftigen aus Einsiedeln unter die Arme greifen können.

Corona verschärft zu allem Übel noch zusätzlich die sozialen und wirtschaftlichen Probleme. Warum greift Gott nicht ein? Gott kann nicht direkt eingreifen hier auf Erden. Aber er hat uns Menschen als seine Werkzeuge. Gott hat die armen Kinder nicht vergessen. Dank der Aktion Weihnachtspäckli können wir Menschen eine grosse Freude bereiten. Mit den Päckli geht für sie ein Traum in Erfüllung – und das Staunen kehrt zurück in ihre Augen.

Foto: Magnus Leibundgut

Päckliaktion für Osteuropa, heute von 14 bis 16 Uhr, morgen von 18 bis 20 Uhr, am Donnerstag von 9.30 bis 11.30 Uhr, im reformierten Kirchgemeindehaus.

Heidi Degiorgi

Jahrgang: 1959 Wohnort: Einsiedeln Beruf: Katechetin/Sekretärin in der reformierten Kirchgemeinde

Hobbys: Kontakt mit Menschen, kreative Tätigkeiten