Umzüge und Bälle abgesagt
Fasnachtsvereine Einsiedeln verzichten wegen Corona auf alle organisierten Veranstaltungen 2021
Jetzt ist es heraus: Die offizielle Fasnacht in Einsiedeln wird wegen der Covid-19-Pandemie von den Veranstaltern abgeblasen. Deswegen fällt die Fasnacht aber nicht grundsätzlich aus.
WOLFGANG HOLZ
Mäuderball. Bürgerwehrball. Der grosse Wagen Umzug. Brotauswerfen. Pagat-Verbrennung. Alle diese offiziellen Fasnachtsveranstaltungen in Einsiedeln sind nächstes Jahr gestrichen. Grund: Die behördlichen Schutzmassnahmen der Covid-19-Pandemie. «Um diese einzuhalten und kontrollieren zu können, müssten wir viel Security-Personal einsetzen – dieser Aufwand wäre nicht finanzierbar», erklärt Beat Camenzind, Präsident der Fasnachtsgesellschaft Bürgerwehr, gegenüber unserer Zeitung. Entscheidung am runden Tisch
Damit ist klar, dass die traditionellen organisierten Fasnachtsveranstaltungen im Klosterdorf im nächsten Jahr in der fünften Jahreszeit nicht über die Bühne gehen.
Am Dienstagabend berieten die Einsiedler Fasnachtsvereine im Beisein von Vertretern des Bezirks und der lokalen Gastronomie über die Situation angesichts Corona – und gelangten nach reiflicher Überlegung zu dieser Entscheidung. «Diese wird von allen mitgetragen», sagt Camenzind. Davon betroffen sind auch die Umzüge in den Vierteln. «Auch dort finden keine Veranstaltungen statt.» Eine Fasnachtszeitung und ein Fasnachtsführer würden dagegen wie gewohnt erscheinen.
Sagts und weist gleichzeitig darauf hin, «dass man grundsätzlich die Fasnacht gar nicht absagen kann». Will heissen: Jeder Einsiedler Fasnächtler könne ohne Weiteres auf die Strasse und in die Beizen gehen und dort die Fasnacht feiern. «Eigenverantwortung gefragt»
«Allerdings nur unter der Einhaltung der Schutz- und Hygienebestimmungen », betont Camenzind. Man könne also nicht in der Beiz an der Fasnacht plötzlich «nur noch zwei Zentimeter» voneinander entfernt sitzen. «Viel Eigenverantwortung des Einzelnen ist also gefragt.» Was die finanziellen Ausfälle der Fasnachtsvereine durch die abgesagten Umzüge und Bälle angeht, werden diese als verschmerzbar eingestuft. «Für uns bei der Bürgerwehr wird das kein grosser Gump», schätzt Camenzind. «Es wird wohl eine Nullrunde: Wir haben keine Einnahmen, aber auch keine Ausgaben.» Fasnachtsplaketten werde man keine herstellen lassen. «Und den Ausfall des Bürgerwehrballs werden wir verkraften.» Ähnlich, aber doch etwas anders sieht die Lage der «Goldmäuder » infolge der abgesagten Veranstaltungen aus. «Wenn unser Ball nicht stattfindet, können wir das finanziell schon stemmen – wenn dies nicht in den kommenden Jahren zur Regel wird», meint Jürg Kalbermatten. Er rechnet mit einem Ausfall von 10’000 Franken in der Kasse der «Goldmäuder» im nächsten Jahr. Was die Finanzierung der «Mäuderloki» betrifft, gehe man noch Geld sammeln und hoffe eben auf Spenden.
«Ich bin gespannt, was an dieser Fasnacht in Sachen Kreativität und Spontaneität abgeht », meint Jürg Kalbermatten. Es könne ein lebhafter Mix aus Strassen- und Beizenfasnacht werden. Er ist überzeugt, «dass jeder Einsiedler an die Fasnacht geht. Es wird sicher eine kleinere Fasnacht – aber trotzdem eine gute». Vielleicht werde es sogar so eine wilde Fasnacht wie vor der Einführung der Umzüge, sagt Beat Camenzind. Eintricheln am 6. Januar bis jetzt noch nicht abgesagt Wenn alle organisierten Fasnachts- Veranstaltungen in Einsiedeln abgesagt werden, heisst das aber noch nicht, dass wirklich alles flach fällt. «Das Eintricheln der Fasnacht am 6. Januar sowie das Tricheln am Güdelmäntig in der Früh werden voraussichtlich stattfinden», macht Camenzind Hoffnung. Noch ungeklärt ist dagegen die Frage, ob die beliebten Schnitzelbank- Gruppen in den Beizen auftreten können. «Das Problem ist, dass in den Beizen alle Gäste sitzen müssen, und die Schnitzelbänkler dann nicht stehen können», erklärt Jürg Kalbermatten. Aber die Schnitzelbank- Gruppen würden sich derzeit überlegen, wie es trotzdem zu ermöglichen sei aufzutreten. «Die Gruppen wollen unbedingt an der Fasnacht dabei sein», so Kalbermatten.
Notter: «Das, was möglich ist»
Auch aus der Sicht des Bezirks Einsiedeln macht die Entscheidung, die Fasnachtsveranstaltungen 2021 abzusagen, Sinn angesichts der Covid-19-Pandemie.
«Die nationalen Vorgaben führen dazu, dass verständlicherweise niemand die Verantwortung für einen Anlass übernehmen möchte, da die Auflagen sehr einschneidend und von den Organisatoren kaum zu bewerkstelligen sind – dennoch soll die Fasnacht 2021 irgendwie stattfinden – jedoch sicher anders als bisher», meint Bezirksrat Patrick Notter. Es soll das gemacht werden, was möglich ist.
«Es gilt den Spagat zwischen Tradition, Corona und Verantwortung irgendwie zu schaffen», so Notter. Momentan sei es unmöglich, eine Prognose zu stellen – es dauere ja noch über vier Monate bis zum Fasnachtsbeginn – «eine völlig neue und herausfordernde Ausgangslage für alle Fasnächtlerinnen und Fasnächtler, aber auch für das Gastgewerbe und die Behörde.»
«Die Fasnacht kann man gar nicht absagen.»
Beat Camenzind, Präsident Bürgerwehr
«Ich bin überzeugt, dass jeder Einsiedler an die Fasnacht gehen wird.»
Jürg Kalbermatten, Goldmäuder
Auch das Brotauswerfen wird es an der kommenden Fasnacht in Einsiedeln nicht geben. Foto: Archiv