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Eine Landschaft wird lebendig

Eine Landschaft wird lebendig Eine Landschaft wird lebendig

Lawrence Hayward-Kälin nimmt Stellung zu den landschaftlichen Aufwertungen auf seinem Hof Müserberg in Gross

Unter Leitung von Michael Schlitner vom Verein Lebendige Landschaft werden auf ausgewählten Flächen des Müserbergs ökologische Aufwertungen realisiert. Asthaufen, Wieselburgen, Amphibientümpel, Nistkästen und Heckenpflanzungen sind bereits in die Tat umgesetzt worden.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Wie ist es zum Projekt «Hof Müserberg » gekommen?

Aller Anfang lag in der Hardturmbrache in Zürich: Dort wurde im Jahr 2015 meine Frau gefragt, ob Interesse bestünde, auf dem Müserberg landschaftliche Aufwertungen vorzunehmen. Das passte ideal, weil ich just zu dieser Zeit als Biobauer den Hof Müserberg übernommen hatte. So startete das Projekt im Jahr 2016. Was wurde bis anhin bereits umgesetzt? Wir haben Ast- und Steinhaufen sowie Wieselburgen gebaut, Amphibientümpel ausgehoben, Nistkästen an Scheunen aufgehängt und Hecken gepflanzt und aufgewertet.

Was steht aktuell an?

Im kommenden Winter steht Holzen auf dem Programm: Um den Waldrand aufzuwerten, sollen Bäume gefällt werden. Eigentlich sollten diese Arbeiten bereits im letzten Winter über die Bühne gehen. Weil dieser allerdings mild ausgefallen ist, konnte nicht geholzt werden. Um Bäume zu fällen und abzutransportieren, muss der Boden gefroren sein. Zudem sind war daran, Lattenzäune aufzustellen und weitere Nistkästen aufzuhängen. Welche Schwierigkeiten sind aufgetaucht? Das ursprüngliche Ziel, 15 Tümpel auszuheben, hat sich als zu ambitioniert herausgestellt. Unterdessen haben wir vier Tümpel gebaut, von denen drei konstant mit Wasser gefüllt sind. Die Bodenbeschaffenheit spielt eine grosse Rolle: Um Tümpel ausheben zu können, muss ein lehmiger Grund vorhanden sein. In einem Tümpel lebte ein Entenpaar: Vermutlich hat dieses die Kaulquappen gefressen. Wieso können die Massnahmen auf einer zweiten Parzelle nicht umgesetzt werden? In der Tat war im Projekt ursprünglich vorgesehen, auch auf dieser Parzelle die Landschaft ökologisch aufzuwerten. Dies ist zurzeit allerdings nicht möglich, weil wir diese Parzelle im Moment nicht selber bewirtschaften.

Wird das Projekt «Hof Müserberg » fortgesetzt?

Ein erster Teil des Projekts ist nun abgeschlossen worden. Noch offen ist derzeit, ob das Projekt in einem zweiten Teil eine Fortsetzung erfahren wird. Wie sind Sie selber in dieses Projekt geraten? Nomen est omen: Mein Familienname Hayward hat die Bedeutung von «Der die Hecken pflegt» (lacht). Das passt also bestens, weil Heckenpflanzungen ganz im Fokus dieses Projekts stehen. Zur Tätigkeit eines Biobauern passt naturgemäss ein solches Projekt ausgezeichnet. Das geht Hand in Hand.

Welche Tiere und Pflanzen beobachten Sie rund um Ihren Hof? Dank den Nistkästen hoffen wir, dass die Turmfalken hierzulande in naher Zukunft heimisch werden. Auch Fledermäuse sind zu sehen. In den Wieselburgen sind Wiesel anzutreffen, in den Steinhäufen Eidechsen. In den Hecken leben allerhand Vögel und Insekten, die just dank diesen Hecken wieder ihren Raum gefunden haben. Auf den extensiv bewirtschafteten Wiesen ist eine grosse Vielfalt in der Pflanzenwelt zu beobachten. Zudem haben wir etwa 200 Märzenbecher umgepflanzt.

Welche Produkte verkaufen Sie aktuell?

Im Fokus unseres Hofes steht der Verkauf von Biorindfleisch. Aktuell stehen bei uns fünf Limousin- Rinder im Stall. Zudem verkaufen wir Beeren und Obst, darunter finden sich Quitten, Mirabellen, Birnen und Äpfel. Welche Chancen und Perspektiven haben Bio-Betriebe in der Zukunft? Ich bin ja nicht der einzige Biobauer im Bezirk Einsiedeln. Alleine in Gross gibt es zirka eine Handvoll Biobauern und in Egg noch viel mehr. Da wird ersichtlich, dass Biolandwirtschaft im Trend liegt. Es nützt allerdings wenig, wenn die Leute Bioprodukte aus Südamerika kaufen: Alleine der weite Weg von dort in die Schweiz ist unsinnig. Von daher lautet die Parole vielmehr: Regional vor Bio.

Könnten Sie sich vorstellen, auf einem konventionellen Bauernbetrieb zu arbeiten? Nein, ich wollte definitiv Biobauer werden, das liegt mir am Herzen. Zum Glück kann man sagen, dass Biobauern auch kaum das Trinkwasser mit Pestiziden belasten. Dass Bauern aufgrund gewisser Direktzahlungen zu Landschaftsgärtnern mutieren, hören diese in der Regel nicht so gern, weil sie lieber produzieren wollen. Dabei ist die Landschaft zu pflegen doch eine überaus schöne und wertvolle Tätigkeit. Wohin bewegt sich die Welt?

Ich glaube, das Positive überwiegt. Naturgemäss gibt es auch ungesunde Entwicklungen: Alles wird immer schneller, das Tempo und die Digitalisierung setzen die Menschen unter Druck. Vermutlich müssen wir bezüglich unseres jetzigen Wohlstands Abstriche machen. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass es gut kommt.

Vom Obersee an den Sihlsee: Der 44-jährige Biobauer ist im Linthgebiet aufgewachsen und hat nun seine Zelte in Gross aufgeschlagen.

In ausgehobenen Tümpeln finden Amphibien Platz für ihr Gedeihen.

Eine Idylle par excellence: Der Hof Müserberg liegt in malerischer Umgebung in Gross oberhalb des Sihlsees.

Stein- und Asthaufen bieten Lebensraum für Tiere.

Lawrence Hayward zeigt auf eine Wieselburg.

Bauernhaus Müserberg 1: Der Name «Müserberg» geht auf das Jahr 1750 zurück, als Josef Kälin, der Müser (Mäusefänger) genannt wurde, Besitzer der Liegenschaft gewesen ist.

Wird im kommenden Winter in Angriff genommen: Dank Holzen soll der Waldrand aufgewertet werden. Fotos: Magnus Leibundgut

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