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«Anders wäre sicher schöner»

«Anders wäre sicher schöner» «Anders wäre sicher schöner»

Interview mit FC Einsiedeln-Trainer Manfred Auf der Maur zum «Corona-Saisonstart»

Am 22. August startet der FC Einsiedeln in die neue Fussballsaison. Weil die vergangene Saison vorzeitig durch die Corona- Pandemie verhagelt wurde, freut sich Trainer Manfred Auf der Maur auf die kommende Spielzeit. Eine Spielzeit, in der er und seine Mannschaft gleichwohl mit Corona leben müssen.

INTERVIEW VON WOLFGANG HOLZ

Tragen Sie eine Maske, Herr Auf der Maur?

Nein, ich sitze ja gerade auf dem Balkon und spreche mit Ihnen.

Und im Training oder während des Matchs – man hat ja in den vergangenen Wochen so manchen Bundesliga-Trainer mit Maske im Fernsehen erblickt? Beim Training oder beim Spiel trage ich auch keine Maske. Ich vertraue auf die Nichtansteckung und die Gesundheit meiner Spieler. Zudem halten wir ja die notwendigen Sicherheitsabstände ein und befolgen die vorgeschriebenen Hygienemassnahmen, sodass wir uns auf der sicheren Seite befinden dürften. Freuen Sie sich auf die neue Saison unter Corona-Bedingungen?

Auf die neue Saison freue ich mich auf alle Fälle. Was die Corona- Pandemie-Einschränkungen betrifft, machen wir halt das Beste daraus. Anders wäre sicher schöner. Was die Massnahmen konkret betrifft, müssen wir ja Namenslisten beim Training und bei den Matches führen, um im Fall einer Infektion jederzeit zu wissen, wer alles gleichzeitig anwesend gewesen ist. Von den Corona-Schutzmassnahmen ist unser Training aber nicht wirklich beeinflusst worden. Unsere Spieler duschen beispielsweise nach dem Training und den Spielen zu ihrem persönlichen Schutz in verschiedenen Kabinen und benutzen danach verschiedene Ausgänge. Ist die Mannschaft fit und wieder coronafrei – es gab ja offenbar Corona-Verdachtsfälle unter Spielern? Fakt ist, wir haben gegen Thalwil gespielt, eine Mannschaft, in der sich jemand mit Corona infiziert hatte. Von unseren Spielern hat sich aber niemand angesteckt. Vor Kurzem hat sich unser Ersatzgoalie das Virus eingefangen und war deshalb in Quarantäne. Jetzt ist er aber gesund und im Training wieder dabei.

Müssen Sie und Ihre Spieler denn auch wie die Profis vor jedem Match einen Corona-Test absolvieren? Ich wüsste nichts davon. Solch ein Schutzkonzept wie bei den Profis wäre wohl nicht praktikabel. Wir und die Auswärtsmannschaften führen, wie gesagt, Listen mit Namen und Telefonnummern, um jederzeit zu wissen, wer wann und wo anwesend und mit dabei war. Wie oft hat Ihre Mannschaft in jüngster Zeit trainiert? Seit dem 11. Juni haben wir die Trainingsarbeit wieder aufgenommen. Wir trainieren dreimal in der Woche. Wir alle brennen darauf, wieder auf dem Fussballplatz tschuten zu können. Das ist für uns alle der Plausch, weil wir nun wieder unserem geliebten Hobby nachgehen können, und wir uns alle wieder auf dem Fussballplatz treffen und austauschen können. Das ist auch vom Menschlichen gesehen sehr wichtig. Apropos Training. Haben Sie auch schon auf dem neuen Schlyffi-Platz gespielt – wie fühlt sich das an? Ja, einmal haben wir dort schon trainiert. Der Rasen fühlt sich tipptopp an, und ist noch immer steinhart. Wir spielen und trainieren aber normalerweise auf dem Rasen im Rappenmöösli. Nur wenn es extrem nass ist, und der Rasen im Stadion sumpfig wird, wechseln wir auf die Schlyffi. Gibt es irgendwelche Neuzugänge und Abgänge in Ihrer Mannschaft?

Ja. Unsere Neuzugänge sind Tim Bertschinger von Horgen sowie Marco Prskalo von Richterswil. Unser Abgang ist Olivier Maurer, der zum FC Lachen wechselte. Ausserdem haben Dominik Blöchlinger, Din Mujovic, Asmir Mujanovic, Urs Kälin, Andrin Bisig, Urs Trütsch und Mikel Kälin aufgehört. Wie schätzen Sie Ihre Gegner ein? Welcher ist der stärkste, welcher der schwächste? Ich denke, dass die Mannschaften, die vorne mitspielen und um den Aufstieg kämpfen, alle noch stärker geworden sind. Dazu zählen sicher Zofingen, Freienbach, Lachen und Grenchen. Andererseits werden wohl zwei, drei Mannschaften gegen den Abstieg spielen. Zu diesen gehören wir sicher dazu ( lacht).

Als Saisonziel visieren Sie also wieder den Klassenerhalt an? Genau. Es geht beim FC Einsiedeln ganz klar wieder um den Klassenerhalt. Wie realistisch ist dieses Ziel? Sie haben ja beispielsweise das Testspiel gegen die Red Star 2 zu Hause 1:3 verloren. Wir müssen den Klassenerhalt schaffen. Und wir werden das auch schaffen – selbstverständlich wird das eine harte Sache. Aber wenn wir nicht davon überzeugt wären, es zu schaffen, müssten wir ja gar nicht erst antreten. Was die Heimniederlage gegen die Red Star 2 betrifft, war die Niederlage sicher unnötig. Wir haben die Führung leichtfertig vergeben. Andererseits lasse ich derzeit noch alle Spieler spielen, ich habe noch keine elf definitiven Spieler.

Sie müssen keine Geisterspiele austragen wie in der Superleague und in der Bundesliga in der letzten Saison – auch wenn die 1000er-Grenze nach dem jüngsten Bundesratsentscheid erst ab Oktober fallen soll. Wie viele Zuschauer, glauben Sie, werden wohl ins Rappenmöösli kommen? Ich denke,es werden wohl schon 300 Zuschauer im Schnitt pro Spiel kommen. Solche Fans wie die Einsiedler halten uns immer die Treue. Maskenpflicht im Stadion gibt es keine, die Zuschauer müssen Abstand zueinander halten und die Hygienemassnahmen beachten sowie sich vor und nach dem Spiel in Anwesenheitslisten eintragen. Es ist für uns schon eine grosse Motivation, dass wir vor Zuschauern spielen können.

Wie haben Sie denn den Lockdown im Nachhinein persönlich empfunden? Am Anfang bin ich natürlich wie aus allen Wolken gefallen, weil der Spielbetrieb abrupt beendet wurde. Danach musste ich das Trainingsprogramm an die Spieler übergeben, da wir ja keine öffentlichen Trainings mehr abhalten konnten. Die Spieler haben sich selbst fit gehalten, und ich habe mit jedem Spieler zweimal telefoniert. Jetzt können wir ja Gott sei Dank wir zusammen trainieren. Für den Fussball war der Lockdown also klar negativ. Was meine Familie betrifft, habe ich die Lockdown-Zeit allerdings sehr genossen, weil wir viel Zeit füreinander hatten. Ich persönlich habe in meinem Leben noch nie so viel Freiheit erlebt wie während des Lockdowns. Haben Sie zum Schluss noch etwas Ihren Fans zu sagen? Ich wünsche allen Fans viel Gesundheit. Und wir hoffen natürlich, dass Ihr zu unseren Spielen kommt. Wir brauchen Eure Unterstützung.

Das erste Spiel der neuen Saison findet morgen Samstag, 22. August, zwischen dem FC Einsiedeln und dem SC Zofingen im Rappenmöösli statt. Anpfiff: 18 Uhr

«Wir alle brennen darauf, wieder auf dem Fussballplatz tschuten zu können.»

Manfred Auf der Maur, Trainer FC Einsiedeln «Persönlich habe ich in meinem Leben noch nie so viel Freiheit erlebt wie während des Lockdowns.»

Der Ball ist rund, alles ist möglich: FC Einsiedeln-Trainer Manfred Auf der Maur blickt gelassen in die neue Saison.

Foto: Wolfgang Holz

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