«Einsiedeln verlöre seine Autonomie und wäre vom Höfner Verband abhängig»
Der Zusammenschluss der ARA Einsiedeln und oberes Sihltal mit der ARA Höfe gerät ins Stocken. Die Vernehmlassung fällt in unserer Region durchwegs ernüchternd aus.
VICTOR KÄLIN
Der Abwasserverband Höfe (AVH), der Bezirk Einsiedeln und der Abwasserverband Oberes Sihltal (AOS) haben eine Studie zur Abwasserentsorgung 2030 im Einzugsgebiet erstellt (EA 28/20). Darin wurden Zusammenschluss und Alleingang der drei Abwasserreinigungsanlagen (ARA) umfassend geprüft. In einer Medienmitteilung schrieb der Abwasserverband Höfe im April dieses Jahres: «Es zeigt sich, dass der Zusammenschluss im Jahr 2030 aus ökologischer, fachtechnischer und wirtschaftlicher Sicht sowie aus Gründen der Betriebssicherheit vorteilhaft ist.» Ebenfalls für eine Zusammenlegung der Abwasserreinigungsanlagen ist der Kanton. Er stellte bereits im Jahr 2012 ein Entwicklungskonzept vor, das auf lediglich drei Grossanlagen basiert: in Schwyz, Höfe und Untermarch (EA 82/12).
Geschlossen dagegen
Nicht alle Verhandlungspartner sind von einem Zusammenschluss jedoch gleichermassen überzeugt. Wie die Auswertung der Vernehmlassungsantworten des Bezirks Einsiedeln, der Gemeinden Unteriberg, Oberiberg und Alpthal sowie des Abwasserverbands Oberes Sihltal ergibt, spricht sich die ganze Region einstimmig gegen einen Zusammenschluss aus.
Der Bezirksrat Einsiedeln führt finanzielle, technische und politische Gründe an, welche gegen einen Zusammenschluss sprechen. So solle der Zusammenschluss gegenüber einem weiteren Alleingang «extrem hohe Kosten verursachen», welche aufgrund der langen Berechnungsphase bis ins Jahr 2080 ohnehin mit einer Genauigkeit von lediglich plus-minus 30 Prozent beziffert werden könnten. Zwar muss der Bezirk auch bei einem Alleingang seine ARA sanieren und erweitern, wofür er bis ins Jahr 2080 mit rund 80 Millionen Franken rechnet. Das ergäbe eine Investition von rund 1,33 Millionen Franken pro Jahr.
Bei einem Zusammenschluss mit der ARA Höfe geht der Bezirksrat Einsiedeln für denselben Zeitraum von einem Investitionsvolumen von rund 275 Millionen Franken aus, was für den Bezirk anteilsmässig 1,51 Millionen pro Jahr ergäbe.
Aus technischer Sicht bemerkt der Bezirksrat, dass die eigene ARA im Rappennest «in den letzten fünf Jahren totalsaniert und in einem sehr guten Zustand» sei. Deshalb seien bei einem Alleingang «die zukünftigen Massnahmen und Kosten eines Ausbaus der ARA Einsiedeln berechen- und budgetierbar». Der Bezirk ist überzeugt, dass die eigene ARA auch in Zukunft «gut und sicher betrieben » werden kann.
Und politisch verweist der Bezirksrat auf das Mitspracherecht im neuen Abwasserverband, das für ihn «lediglich 33,2 Prozent» betrage: Einsiedeln «verlöre seine Entscheidungsautonomie und wäre abhängig vom Abwasserverband Höfe».
«Eigenständig bleiben und weiterbetreiben» Letztlich folgert der Bezirksrat in seiner Vernehmlassung, dass «die ARA Einsiedeln eigenständig bleiben und weiterbetrieben» werden soll. Massnahmen sind jedoch auch bei einem Alleingang nötig. So ist die verlangte vierte Reinigungsstufe zur Verminderung der Mikroverschmutzungen in den geschätzten Kosten von 80 Millionen Franken ebenfalls integriert. «Alle nötigen Massnahmen», schreibt der Bezirksrat abschliessend, «werden geplant und umgesetzt.»
Der Bezirksrat pocht auf seine Eigenständigkeit und möchte die eigene ARA behalten. Foto: Archiv