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Das «Camp Nou» im Klosterdorf

Das «Camp Nou» im Klosterdorf Das «Camp Nou» im Klosterdorf

Oberstufenschüler Lars Auf der Maur aus Einsiedeln baut als Abschlussarbeit das «Rappenmöösli»-Stadion der Zukunft

So mancher träumt davon, in einer anderen Liga zu spielen. Die Liga, für die Oberstüfler Lars Auf der Maur eine Stadionvision für den FC Einsiedeln entworfen hat, dürfte wohl immer ein Traum bleiben. Ein Traum, der auf jeden Fall atemberaubend wirkt.

WOLFGANG HOLZ

Das «Camp Nou», das riesige Stadion seiner Lieblingsmannschaft FC Barcelona, hat Lars Auf der Maur schon zweimal in seinem jungen Leben besichtigt. «Da passen fast 100’000 Zuschauer rein», sagt der 15-Jährige ehrfürchtig. Ganz so viele Zuschauer passen zwar nicht in die Zukunftsvariante seines Rappenmöösli-Stadions, das der Einsiedler als Abschlussarbeit seiner dreijährigen Oberstufenzeit im Schulhaus Furren gebaut hat.

Doch auch die rund 8000 Zuschauer, die in seiner selbstgebauten megamodernen Fussballarena Platz finden würden, wären für das Klosterdorf mehr als sensationell. Utopisch sensationell – denn wer glaubt wirklich daran, dass der FC Einsiedeln jemals Super- oder Challengeleague spielt.

Rund 70 Arbeitsstunden

Aber erstens sollte man ja bekanntlich niemals nie sagen. Und zweitens tut es dem einfallsreichen und mit viel Fleiss und Liebe zum Detail in 70 Arbeitsstunden gebauten Stadionmodell von Lars Auf der Maur keinen Abbruch. Im Gegenteil. Wer vor der Arena im Massstab 1:100 im Keller der Auf der Maurs in der Einsiedler Fabrikstrasse steht, der gerät regelrecht ins Staunen.

Denn nicht nur rundum verglast präsentiert sich das «Rappenmöösli 4.0» dem Betrachter. Auch eine veritable Lightshow hat das Fussballstadion zu bieten – werden doch die Zuschauerränge im Wechsel wie auf einem Disco-Dancefloor im FCE-Rot, aber auch in psychodelischem Grün, Lila und Gelb illuminiert. Damit das Farbenspiel den heimischen FCE-Fan der Superleague- Zukunft nicht grundsätzlich verwirrt, hat Lars Auf der Maur das Stadion architektonisch stilvoll mit einer zweifarbigen Palisadenfront eingezäunt – die eine Hälfte der Holzstäbchen ist rot, die andere schwarz.

«Ganz genau sind es 500 Holzstäbchen – wobei es sich um Grillierstäbchen handelt, die ich bei Migros im 500er-Pack gekauft habe», erklärt der Klosterdorf- Corbusier. Warum es allerdings am Ende exakt 249 rote und 251 schwarze Stäbchen geworden sind, welche die Rappenmöösli- Arena umsäumen, weiss der sympathische Jugendliche selbst nicht. Die übrigen Materialien habe er von einer heimischen Schreinerfirma erhalten. «Dafür habe ich rund 120 Franken bezahlt», so Lars Auf der Maur. Fussballbegeisterte Familie

Dass sich der 1,90 Meter grosse Schüler, der als Innenverteidiger für die U-18-Auswahl des FC Rapperswil kickt, sich für ein Fussballstadion als Oberstufen-Abschlussarbeit entscheidet, liegt durchaus nahe. Denn zum einen ist Vater Manfred Trainer des FCE. Zum anderen spielt Lars’ älterer Bruder Jan ebenfalls leidenschaftlich Fussball und kickt sogar im Team seines Vaters.

Und doch ist die Motivation für die gigantische FCE-Arena von Lars Auf der Maur eher mit familieninternem Ehrgeiz zu begründen. Der 17-jährige Jan hat nämlich vor zwei Jahren ebenfalls schon ein tolles Rappenmöösli- Stadion gebaut – eine originalgetreue Variante, die im Vereinshaus aufgestellt ist. «Ich wollte noch ein grösseres Stadion bauen – dabei hat mir mein Vater sehr geholfen.» Natürlich wird im Zukunftsstadion von Lars Auf der Maur auch Fussball gespielt. Wobei die rund 600 Miniatur-Zuschauer im Stadion von ihrer Zahl her schon fast corona-aktuell wirken. Es handelt sich allerdings auch nicht um eine Superleague-Partie, sondern um ein Lokalderby – und zwar gegen den FC Freienbach. Dessen Fans schwenken ein furchterregendes Totenkopfbanner auf der Tribüne. Die Fans des FCE haben ein «Unsere Raben unser Stolz»-Transparent über sich ausgebreitet. «Das Spiel endet 3:1 für Einsiedeln», sagt Lars. Und grinst.

«Mein Vater hat mir sehr geholfen.»

Lars Auf der Maur

Stolzer Stadionerbauer: Lars Auf der Maur hat für seine Abschlussarbeit eine FCE-Arena der Zukunft entworfen. Fotos: Wolfgang Holz

Fan-Kurve der Fans des FC Einsiedeln.

Schaurig: Fanstasie-Totenkopfbanner des FC Freienbach.

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