Nach elfjährigem Unterbruch gibt es wieder einmal «Muggengeld»
Wenig überraschend wird in diesem Jahr das «Muggengeld» fällig. Die SBB rechnen damit, dass der Sihlsee in rund einer Woche die geforderte Staukote erreichen wird.
VICTOR KÄLIN
Wenn Bilder des «ausgetrockneten » Sihlsees schweizweit Erstaunen auslösen, darf in Einsiedeln berechtigterweise auf die im Volksmund «Muggengeld» genannte Füllbusse spekuliert werden. Tatsächlich blieb die per 1. Juni geforderte Mindesthöhe von 887,34 Metern bisher unerreichbar. Der Pegelstand betrug am Pfingstmontag 887,13 Meter. Am Stichtag fehlten also 21 Zentimeter. Gestern Dienstag lag der Pegelstand bei 887,18 Metern. Langsam, aber stetig gehts mit dem Sihlsee aufwärts.
Mehrere Gründe
Die SBB führen den aktuell tiefen Pegelstand auf drei Faktoren zurück: Auf die Bauarbeiten, die Ende April durchgeführt wurden und einen tiefen Seestand bedingten. Dabei ging es um die Verlängerung einer Einwasserungsrampe beim Betriebsgebäude «Schlagen» in der Nähe der Stauanlage. Des Weitern führte die reduzierte Verfügbarkeit anderer SBB-Wasserkraftwerke zu einem stärkeren Einsatz der Etzelwerk-Turbinen. Und letztlich haben die tieferen Zuflüsse den Seespiegel langsamer als üblich ansteigen lassen.
Bis die 887,34 Meter erreicht werden, müssen die SBB eine Füllbusse bezahlen, die gemäss aktuell gültiger Konzession bis zu 2500 Franken pro Tag betragen kann. Der exakte Betrag hängt von verschiedenen Umständen ab. Nutzniesser dieser Zahlungen sind der Bezirk Einsiedeln sowie die seeanstossenden Kirchgenossenschaften. Die SBB gehen davon aus, dass es bei den derzeitigen Wetteraussichten «rund eine Woche dauert», bis die geforderte Staukote erreicht wird. Diese muss übrigens bis zum 31. Oktober gewährt bleiben, ansonsten auch im Herbst eine Busse fällig wird.
So alle elf Jahre …
Im Regelfall erreicht die Etzelwerk AG die verlangte Stauhöhe mehr oder weniger problemlos. Letztmals war eine Füllbusse in den Jahren 1998 und 2009 fällig. Geht es im selben Tempo weiter, gibts erst im Jahr 2031 ein nächstes Mal eine Busse – dann allerdings gelten vermutlich ganz andere Ansätze: Der neue Konzessionsvertrag sieht folgende Bussenhöhen vor: Für den 1. und 2. Tag sind es je 20’000 Franken, für den 3. und 4. Tag je 33’000 und ab dem 5. Tag dann 45’000 Franken.
Von diesem Steg springt noch niemand in den Sihlsee: Der Pegelstand ist zu tief – so tief, dass seit dem 1. Juni wieder einmal «Muggengeld» bezahlt werden muss.
Foto: Victor Kälin