Schule und Sport vereint – auf Kufen ins Klassenzimmer
Der Einsiedler Robin Bisig besucht derzeit die zweite Sekundarklasse der Talentschule Ausserschwyz in Wollerau. Der 15-jährige Einsiedler will dereinst Profi-Eishockeyspieler werden.
MAGNUS LEIBUNDGUT
Robin Bisig kurvt gerne über das Eis und jagt dem Puck nach. Mit ganzer Leidenschaft betreibt er Eishockey – mit Haut und Haar. Dabei hegt diese Sportart im Klosterdorf ein Mauerblümchendasein und ist eher eine Randsportart in Einsiedeln, weil im Dorf ein Eishockeystadion fehlt.
In diesem Sinne war es denn auch nicht unbedingt direkt ein Bubentraum von Robin Bisig, Eishockeyspieler zu werden: «Ich habe im Alter von acht Jahren viele weitere Sportarten getrieben: Fussball, Biken und Skifahren.» Auf den Geschmack gekommen ist Robin Bisig dann in Sachen Eishockey, als er mit fünf Jahren die Hockeyschule besuchte und anschliessend in die Piccolo-Mannschaft des EHC Einsiedeln im Eispark im Klosterdorf aufgenommen wurde. Der 15-jährige Schüler kann sich erinnern, auch noch auf dem Sihlsee Eishockey gespielt zu haben – zu Zeiten, als der See im Winter noch zugefroren war. Rechter Stürmer bei Lakers
Unterdessen spielt Robin Bisig in der Elit-U17-Mannschaft
Zur Person
ml. Robin Bisig ist am 10. Mai 2005 in Einsiedeln geboren und aufgewachsen. Er besucht die zweite Oberstufenklasse in der talent ausserschwyz mit dem Talentbereich Eishockey. Zu den Hobbys von Robin Bisig gehören Sport (Hockey und Biken) und das Zusammensein mit Kollegen. Er lebt in Einsiedeln.
der Rapperswil-Jona Lakers und schiesst als rechter Stürmer Tore und markiert Assists. Um in der Talentschule aufgenommen zu werden, musste der Einsiedler Kriterien erfüllen: Unter anderem gehört hierzu die Mitgliedschaft in einem Sportklub mit überregionaler Bedeutung.
Ein blosses Interesse an einer Sport- oder Musikart reicht also nicht aus, um die Talentschule besuchen zu können. Eine Talent- und Aufnahmekommission der Schule überprüft, ob die Kandidaten auch wirklich Talent besitzen.
Robin Bisig musste zudem ein handschriftliches Motivationsschreiben und Leistungsausweise abgeben: «Ideal ist, dass die Talentschule ‹talent ausserschwyz› in Wollerau just auf meinem Weg in die Eishalle Lido in Rapperswil liegt, wo ich trainiere.» Um an jedem Schultag Zeit für das Training zu finden, muss Robin Bisig statt 32 nur 25 Lektionen besuchen: Die Konzentration auf den Förderschwerpunkt «Talent» verlangt eine Schwerpunktsetzung im schulischen Bereich. Deshalb wird die Lektionenzahl pro Woche in den Fächern Geschichte/Geografie und Sport gesenkt. Die Bereiche Lebenskunde, Bildnerisches Gestalten, Technisches Gestalten und Hauswirtschaft werden stark reduziert und durch Projekttage abgedeckt. Lernatelier statt Hausaufgaben
«Ich bin froh, dass ich an der talent ausserschwyz die Hausaufgaben in der Schule erledigen kann», schildert Robin Bisig. Die Schüler besuchen stattdessen während mindestens vier Lektionen Lernateliers, in denen je zwei Deutsch- und Mathelektionen stattfinden.
Falls der Aufwand für den persönlichen Talentbereich von zwölf Lektionen pro Woche unterschritten wird, sind maximal drei nicht verbindliche Lernatelier- Lektionen zu besuchen. Die Schüler erarbeiten in dieser Zeit den geplanten Stoff grundsätzlich selbstständig. Diese Lektionen werden in allen drei Klassen parallel gesetzt, sodass die Deutsch- und Mathematiklehrer in allen Klassen gleichzeitig als Lerncoaches zur Verfügung stehen. In sämtlichen sieben Ateliers werden die Schüler von anwesenden Klassen- und Fachlehrpersonen individuell begleitet und gecoacht.
«Ich glaube nicht, dass es an der Talentschule strenger ist als an einer normalen Sekundarschule », findet der Einsiedler: Allerdings könne man auch an der talent ausserschwyz rausfliegen, wenn man die nötigen Kriterien im Talentbereich nicht mehr erfüllt oder die Noten nicht gut genug sind. Ebenfalls könne es vorkommen, dass man eine Klasse repetieren müsse, wenn die Leistungen nicht ausreichten. Ein Angebot der Volksschule
In jedem Fall müssen die Eltern von Robin Bisig nicht extra tief in die Tasche greifen, um ihrem Sohn den Besuch der Talentschule finanzieren zu können: Die talent ausserschwyz ist keine Privatschule, sondern ein Spezialangebot der öffentlichen Volksschule.
Neben der Mittagsverpflegung haben die Eltern Beiträge an Exkursionen und Projekttagen zu leisten. Sie bezahlen zudem die Transportkosten selber und ebenso die Auslagen für den Talentbereich. Jugendliche aus Einsiedeln benötigen überdies eine Kostengutsprache durch den Bezirk Einsiedeln.
Robin Bisig bereut in keiner Weise, diesen Weg an die talent ausserschwyz eingeschlagen zu haben, an der unterdessen eine ganze Reihe von Einsiedler Schülern zu finden ist: «In der Tat ist es mein Ziel, eines Tages Profi- Eishockeyspieler zu werden.» Allerdings nicht gleich unmittelbar im Anschluss an die Talentschule. Vielmehr will der 15-Jährige erst einmal eine Lehre absolvieren und ist darum auf der Suche nach einer Lehrstelle, idealerweise im Bereich Handwerk.
Endlich wieder im Training Fürs Erste ist Robin Bisig froh, dass gestern Montag endlich die Schule wieder gestartet ist. Wie an jeder anderen Schule stand in der talent ausserschwyz während den letzten acht Wochen wegen der Corona-Pandemie Fernunterricht auf dem Programm.
Erst recht freut sich Robin Bisig, dass das Eishockey-Training seit gestern wieder erlaubt ist: «Wir dürfen in Kleingruppen bis maximal fünf Personen trainieren – ohne Körperkontakt und unter Hygiene- und Distanzregeln. » In der jüngsten Vergangenheit hat Robin Bisig wegen des Coronavirus vor allem Kraft und Kondition trainiert – naturgemäss allein. «Aber das ist natürlich nicht das Gelbe vom Ei», sagt Robin Bisig: «Denn Eishockey ist eine Mannschaftssportart. Da steht das Kollektiv, das Zusammenspiel untereinander im Vordergrund. »
talent ausserschwyz
ml. Die Talentschule «talent ausserschwyz» ist ein gemeinsames Angebot der Sek eins Höfe und der Sek 1 March. Die talent ausserschwyz bietet sportlich, musisch oder gestalterisch begabten Jugendlichen die Möglichkeit, Talentbereich und Schule erfolgreich unter einen Hut zu bringen. Die Begabtenförderung gehört zu den Aufgaben der Volksschule. Die Volksschule hat, neben der Förderung und Vermittlung grundlegender Kulturtechniken, auch besondere Begabungen bestmöglich zu fördern. Leistungsbereite Begabte sollen ihre sportlichen und künstlerischen Fähigkeiten (Musik, Tanz, Malerei) gezielt weiterentwickeln können. Auf der Homepage talentausserschwyz. ch finden sich weitere Informationen. Bei Fragen kann man sich unter administration@ talentausserschwyz.ch melden oder sich an die örtlichen Schulleitungen wenden.
Der 15-jährige Robin Bisig hat einst in der Piccolo-Mannschaft im Eispark Einsiedeln Hockey gespielt und besucht nun die talent ausserschwyz mit dem Talentbereich Eishockey.
Fotos: zvg