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106 Betriebe brachten 16 Tonnen Wolle

106 Betriebe brachten 16 Tonnen Wolle 106 Betriebe brachten 16 Tonnen Wolle

Schafwollannahme in Rothenthurm beendete bäuerlichen Lockdown

Die Schafwollannahme vom Mittwoch in der Markthalle in Rothenthurm stand erstmals unter der örtlichen Leitung von Theo Lagler aus Alpthal und brachte so etwas Leben und Hoffnung zurück in den bäuerlichen Alltag.

KONRAD SCHULER

Rund zehn Jahre lang hat Peter Renggli aus Schwyz die Annahme der Schafschurwolle in Rothenthurm organisiert. Der anerkannte Experte und langjährige Zuchtbuchführer der Schafzuchtgenossenschaft Schwyz baute seit 2009 diesen Anlass auf, führte ihn jährlich zweimal durch und bot damit den Züchterinnen und Züchtern die ideale Möglichkeit, die Schafschurwolle zur Wiederverwertung abzugeben statt sie im Abfall zu entsorgen. Diese Initiative startete er nach dem Subventionsrückzug des Bundes.

Aktuell werden schweizweit von Swisswool und örtlichen Organisatoren 20 solcher Anlässe je im Frühjahr und Herbst durchgeführt, wie Patrizia Furger aus Luzern, ihrerseits Produktmanagerin von Swisswool, bestätigte. An all diesen Sammlungen kommen laut Heinz Brog aus Meiringen, Präsident von Swisswool, jährlich etwa 450 Tonnen Schafschurwolle zusammen. Insgesamt werden aus der Schweiz jährlich etwa 800 Tonnen der Wiederverwertung zugeführt.

Schafschurwolle war einst ein sehr rares Produkt. Insbesondere im Zweiten Weltkrieg wurde sie geschätzt. Dafür wurde damals ein höherer Preis bezahlt als für das Schaffleisch. Vor allem für die Produktion von Militärmänteln war Schafschurwolle äusserst beliebt.

Noch im Jahre 1985 seien pro Kilogramm achteinhalb Franken bezahlt worden, erinnert sich Heinz Brog. In den letzten Jahren stiegen die Preise stetig leicht an. «Wir liegen heute wenig über dem Weltmarkt», so der Präsident von Swisswool. Am Mittwoch wurden fünf Kategorien entgegengenommen. Für weiss A wurde 1,10 Franken pro Kilogramm bezahlt, für weiss B 90 Rappen, für braun 80 Rappen, für mischfarbig 50 Rappen und für Restwolle 20 Rappen. Erste Schafwollannahme 2020

Aufgrund der ausserordentlichen Situation sind 16 der 20 Sammelaktionen in diesem Frühjahr abgesagt. In der Markthalle Rothenthurm fand die erste überhaupt statt. Es gab keine Barzahlung. Die Züchterinnen und Züchter waren gebeten, einen Einzahlungsschein mitzubringen.

Schon ab 11.30 Uhr bildete sich eine lange Fahrzeugschlange um das Gebäude herum. Die Betriebe brachten die Schafschurwolle in «Big-Bag» mit. Je besser die Wolle sortiert war, umso höher war der Preis. Es war also wichtig, die Schafschurwolle gut nach Farbe und Qualität mitzubringen.

Nach einem Blick in die Säcke wurde rasch die Kategorie bestimmt und dann die Ware gewogen. «Ideal wären Säcke mit etwa 60 Kilogramm», so Wäger Patrik Inderbitzin aus Arth, dem es sichtlich Spass machte, diesen Job ausüben zu dürfen.

Danach wurde die Ware der entsprechenden Mahd zugeführt. Gegen zehn eifrige und fleissige Helferinnen und Helfer legten kräftig Hand an. Nun kam die Siloballenpresse des Moser Lohnunternehmens unter Maschinist Adrian Montirosi aus Rothenthurm zum Einsatz. Im Nu waren die Ballen fertig. Mit einem Traktor wurden die durchschnittlich etwa 470 Kilogramm wiegenden Ballen dann vor der Markthalle für ganz kurze Zeit zwischengelagert. Gegen Abend traf nämlich schon der Lastenzug der Firma Francepol mit polnischen Autokennzeichen ein. Balle um Balle wurde verladen und noch am Mittwochabend und in der Nacht auf Donnerstag nach Belgien in die Wäscherei transportiert.

«Jede Wolle verwertbar» Grundsätzlich sei jede Wolle verwertbar, so Heinz Brog. In der Kategorie weiss muss eine Länge von mehr als vier Zentimetern ausgewiesen werden, zudem darf die Wolle keine Farbtupfer haben. In weiss B wird die gleiche Qualität eingeteilt. Die Haare sind aber kürzer als vier Zentimeter. Braun setzt sich zusammen aus hellbraun und dunkelbraun/ schwarz. In der Mischwolle gruppiert sich gute Qualität aus verschiedenen Farben. Auch da verträgt es keine Farbtupfer. Bei der Restwolle handelt es sich um verunreinigte Wolle aller Farben. Es ist auch insbesondere Wolle vom Bein-, Kopf- und Bauchbereich des Tieres.

Interessant ist auch, was aus der Wolle produziert wird. Nach dem Waschen in Belgien kommt die Ware nach Dinkelsbühl in Deutschland zur Firma Baur Fliessstoffe. Aus der Kategorie weiss A werden diverse Textilien hergestellt, so beispielsweise die Ortovox-Produkte. Aus weiss B gibt es insbesondere Matratzen, so beispielsweise die bekannten Bico-Matratzen. Aus braun werden vor allem Wolldecken produziert. Die Mischwolle wird zur Anfertigung von Isolationsmaterial verwendet. Aus der Restwolle gibt es Gartendünger. 45 Prozent der Schafschurwolle besteht aus Fett und Lanolin. Ein kleiner Teil bleibt beim Waschen drin. Aus Lanolin werden diverse Kosmetikartikel hergestellt.

Reibungslos abgelaufen Der gesamte Anlass ging ruhig, diszipliniert und reibungslos über die Bühne. Sämtliche Beteiligten haben grossen Einsatz geleistet. Erstmals trat der BFS (Braunköpfiges Fleischschaf) Schafzuchtverein des Kantons Schwyz unter der Leitung des Präsidenten Theo Lagler aus Alpthal als örtlicher Organisator auf. Er wurde im Sekretariat von seiner Frau Lies unterstützt. «Mit der Menge von 16 Tonnen kann ich mich glücklich schätzen. Alles ist super abgelaufen. Mir standen sehr gute Leute zur Verfügung. Ich habe auch ein sehr gutes Feedback von Heinz Brog erhalten. Die Premiere ist hervorragend gelungen. Ich möchte allen Züchterinnen und Züchtern ganz herzlich danken dafür, dass sie ihre Schafschurwolle in so grossen Mengen gebracht haben», so das erfreuliche Fazit von Theo Lagler.

Die nächste Schafwollannahme in der Markthalle Rothenthurm findet am 5. November statt.

Es gab Zeiten, da wurde für die Schurwolle ein höherer Preis bezahlt als für das Schaffleisch.

Ein Lastenzug von Francepol aus Polen holte die Ballen noch am Abend bei der Markthalle in Biberegg ab und transportierte sie zum Waschen nach Belgien.

Theo Lagler aus Alpthal (links) löste Peter Renggli aus Schwyz als örtlichen Sammelstellenleiter ab.

Fotos: Konrad Schuler

Die in «Big-Bag» herangefahrene Schafschurwolle wurde in fünf verschiedene Kategorien aufgeteilt und in Mahden zum Aufladen vorbereitet.

Die in Mahden bereitliegende Schafschurwolle wurde von Maschinist Adrian Montirosi mit der Siloballenpresse aufgenommen und in Ballen gegen fünfhundert Kilogramm verarbeitet.

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