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«Das sind die schönsten Ziegel der Welt!»

«Das sind die schönsten Ziegel der Welt!» «Das sind die schönsten Ziegel der Welt!»

28’000 «altneue» Ziegel verlegt: Finale Phase der Schlossturm-Restaurierung ist eingeläutet

Der Schlossturm darf als Wahrzeichen von Pfäffikon bezeichnet werden. Nach den letzten umfangreichen Restaurationen in den 60er- und 80er-Jahren liegt der aktuelle Fokus auf dem Dach und der Fassade. Somit kann die wertvolle historische Substanz konserviert und die Gebrauchssicherheit wieder erhöht werden. Ein wesentliches Engagement leistet der 67-jährige Trachslauer Zimmermann Fritz Näf.

WERNER BÖSCH

Wer gegenwärtig vom Bahnhof Pfäffikon zum See wandert, erblickt linker Hand den mit einem Gerüst und einer Plastikhülle versehenen Schlossturm. Mitte des 13. Jahrhunderts liess Abt Anselm von Schwanden diesen Turm zur Abwehr feindlicher Angriffe und zum Schutze der Einkünfte aus den Klosterländereien bauen. Die Einsiedler Mönche flüchteten 1577 in diese Anlage, als Kloster und Dorf einem Grossbrand zum Opfer fielen. Bis ins 18. Jahrhundert war die Schlossanlage Verwaltungszentrum des Klosters; sie wurde dann durch die daneben erstellte barocke Statthalterei abgelöst.

Seit 1989 Anziehungspunkt für Veranstaltungen Vor beinahe 40 Jahren wurde am Schlossturm die letzte Innenund teilweise Aussenrestaurierung vorgenommen, während die gründlichere Aussensanierung bereits über 50 Jahre zurückliegt. Der 1983 ins Leben gerufene Verein «Pro Schloss Pfäffikon » war seinerzeit für die Beschaffung der finanziellen Mittel besorgt und hat mit der Einweihung des Turms, des Wassergrabens und der Kapelle im Jahre 1988 ein wichtiges Ziel erreicht. Seither finden im Schlossturm Hochzeiten, Ausstellungen, Lesungen und viele andere Anlässe statt. Die gesamte Anlage ist aus dem Dorfbild Pfäffikons nicht mehr wegzudenken.

Nun hat man festgestellt, dass die Bruchsteinmauern punktuelle Frostschäden und einen biologischen Befall aufweisen. Zudem bedingen Malereien auf Putz und Holz eine sorgfältige «Behandlung» – immer in Absprache mit der kantonalen Denkmalpflege. Die Fassadenarbeiten sind durch den klostereigenen Betrieb unter Leitung von Jeronimo Barahona soweit fristgerecht abgeschlossen worden. Auch im Zeitplan liegt Fritz Näf, verantwortlich für die Dachdecker- und Zimmermann-Ausführungen. Der «Ein-Mann-Betrieb » hat vor Weihnachten mit der Sanierung der Turmspitze begonnen und ist jetzt damit beschäftigt, den Nordteil des grossen Turmdaches fertigzustellen.

Sämtliche mit Moos bedeckten und zum Teil defekten Ziegel wurden entfernt, was noch brauchbar ist, wurde gereinigt, der «Unterbau» gesäubert und – wo nötig – verstärkt. Erst dann konnte das sogenannte «Umdecken » erfolgen: Rund 28’000 Ziegel werden auf die gesunde Lattung verlegt, wobei 350 Jahre alte und 1839er-Ziegel gemischt werden. Kaum einer sieht gleich aus wie der andere. Und Fritz Näf meint: «Das sind die schönsten Ziegel der Welt!» Er verrät auch, dass für ihn bei einem derartigen Bauwerk das Dach die eigentliche «Seele des Gebäudes » ist.

In der Tat war das erwähnte Umdecken das einzig Richtige, kann doch auf diese Weise das Dach für eine «Ewigkeit» gesichert werden. Dass der versierte Mann aus Trachslau mit seinem immensen Know-how für diese Arbeit prädestiniert ist, hat er schon mehrmals unter Beweis gestellt (siehe Kasten). Der Arbeitsplatz auf dem 30 Meter hohen Schlossturm ist nicht einfach. Sich in diesem zum Teil steilen «Gelände» fortzubewegen, erfordert ein grosses Mass an Trittsicherheit. Wenn Ende dieser Woche auch die letzten Ziegel auf der Nordseite ihren definitiven Platz gefunden haben, steht mit deren Imprägnierung noch ein ganz wichtiger letzter Schritt auf dem Programm. Dann erstrahlt das Dach des Schlossturms in neuem Glanz und wird die Blicke der vielen Passanten in der kommenden Zeit auf sich lenken. Im Frühsommer – so sieht es der Zeitplan vor – steht der Pfäffiker Schlossturm wieder in voller Pracht, ohne Gerüst und Plastikhülle, da. Freuen wir uns!

So präsentiert sich der mit den «altneuen» Ziegeln bestückte Dachteil.

Aktuell ist der Schlossturm noch eingerüstet und eingehüllt.

Jeder Ziegel, der noch Verwendung findet, wird gesäubert. Gut zu sehen, wo noch nicht gereinigt wurde.

Fritz Näf – der Mann für besondere Arbeiten.

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