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«Wir hätten uns gerne noch richtig verabschiedet»

«Wir hätten uns gerne noch richtig verabschiedet» «Wir hätten uns gerne noch richtig verabschiedet»

Eigentlich hätte es erst jetzt, Ende März, geschlossen werden sollen: Das Poscht-Kafi in Alpthal. Doch das Coronavirus machte den Plänen des Wirtepaars Irene und Emil Kälin einen Strich durch die Rechnung.

WOLFGANG HOLZ

«Ja, wir sind traurig, dass wir früher als geplant das Poscht-Kafi zumachen mussten», sagen Irene und Emil Kälin unisono. Das Alpthaler Wirtepaar und gleichzeitig Besitzer hatten angekündigt, Ende März in Pension gehen zu wollen. Zuvor wollten sie noch gebührlich von ihren Gästen Abschied nehmen. «Wir hätten uns schon noch gerne richtig von unseren Gästen verabschiedet. Zum einen hatten wir noch einige Anmeldungen, zum anderen war Euch ein Austrinket geplant. » Fast elf Jahre geführt

Doch nun hat das Coronavirus beziehungsweise der Erlass des Bundesrats vor gut zwei Wochen, vorerst bis 19. April sämtliche Bars, Restaurants und Cafés zur Eindämmung des Erregers zu schliessen, die Pläne von Irene und Emil Kälin jäh durchkreuzt.

Das ist schade, denn das Poscht-Kafi, das am 11. April 2009 erstmals seine Türen vor allem für die Einheimischen öffnete, ist in den vergangenen elf Jahren eine Institution im Dorf gewesen, welche die Alpthaler schätzten – und das nicht nur mangels anderer Angebote.

«Wir hatten einen Stammtisch, der regelmässig besucht wurde.»

Emil Kälin «Die Alpthaler zeigten sich von unserem Betrieb begeistert», sagt Emil Kälin. Das Ziel, für Alpthal eine Dorfbeiz zu schaffen, sei ihm und seiner Ehefrau wohl gelungen: «Wir hatten einen Stammtisch, der regelmässig besucht wurde», erzählt Kälin. Und nicht nur das. «Es war schön, ein Treffpunkt für Alt und Jung zu sein. Mit den Stammgästen zu diskutieren. Diese bedauern es jetzt, ihren Schwatz nicht mehr im Poscht-Kafi abhalten zu können», so Emil Kälin.

40 Trychler im Kafi Auch wenn es sich zurückerinnert – dem Wirte-Ehepaar fallen viele schöne Momente ein, die sie mit ihren Gästen in den letzten elf Jahren feiern konnten. «Da gab es viele – beispielsweise die Schwyzerchilbi, wenn immer viele Leute kamen, und es Irenes Hafächabis zum Essen gab», sagt Emil Kälin. Oder wenn etwa an Dreikönigen jeweils bis zu 40 Trychler im Kafi aufkreuzten. «Da bekam man Gänsehaut », berichtet Irene Kälin, die im Sommer 66 Jahre alt wird. Kulinarisch gesehen liebten die Gäste im Poscht-Kafi besonders den Fitnessteller von Irene sowie deren Glacé-Coupes.

Briefe und Pakete Dabei kümmerten sich die Kälins nicht nur um ihre Gäste. Seit Herbst 2009 fungierte das Poscht-Kafi auch als Postagentur in Alpthal. Diese war zuvor in der Gemeindeverwaltung untergebracht. «Die Postagentur konnte man gut mit der Arbeit im Kafi bewältigen», sagt Emil Kälin. «Der Nachteil war, dass man nie Ferien machen konnte.» Jeden Tag seien ein paar Kunden in die Agentur gekommen, die Briefe und Pakete aufgaben oder abholten. «Einzahlungen gab es wenige, da nur bargeldlos möglich war», erklärt der 71-Jährige.

«Wir werden mit dem Grosskind spielen, wandern, basteln und in die Ferien gehen.»

Emil und Irene Kälin Und wie geht es jetzt weiter mit dem Poscht-Kafi? «Da es leider keine Existenz ist, bleibt das Kafi wahrscheinlich geschlosssen», mutmasst Kälin.

Er selbst und seine Frau freuen sich indes auf den Ruhestand. «Wir werden mit dem Grosskind spielen, wandern, basteln und in die Ferien gehen», freuen sich die Kälins. «Wir richten nach all der Zeit ein herzliches Dankeschön an unsere treuen Gäste.»

Das war einmal: Irene und Emil Kälin am Tresen im Poscht-Kafi. Da das Poscht-Kafi nun geschlossen wird, bedient die Post die Alpthaler ab dem 1. April mit dem Hausservice direkt an der Haustüre. Zwei Briefeinwürfe, im Brunni und im Dorf, sowie Postfächer ergänzen das Angebot der Post. «Wir verkauften auch etwas Lebensmittel und Brot», erzählt Emil Kälin.

Foto: zvg

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