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Das Monatsgespräch im März

Das Monatsgespräch im März Das Monatsgespräch im März

Franziska Keller trifft Walter Schatt, Elektroinstallateur und naturverbundener Mensch

Jahrgang: 1972 Bürgerort: Oberiberg Geburtsort: Einsiedeln Wohnort: Unteriberg Ich treffe meinen Gesprächspartner im Restaurant Bären am Abend, bevor der Bund die Schulen schliesst. Wir sitzen am langen Tisch, ringsum um uns einige weitere Gäste. Es fällt wenig auf, dass draussen in der Welt ein Virus im Anzug ist, der uns alle in den Griff bekommen kann. Walti Schatt und ich unterhalten uns über das Leben, den Beruf, seine Freizeitbeschäftigung und seine Verletzung an der rechten Hand. Auch bei ihm ist zu dem Zeitpunkt der Respekt um den Coronavirus noch nicht ganz angekommen.

Jetzt, wo ich das Gespräch zu Papier bringe, scheint es in einer anderen Welt stattgefunden zu haben: Als wir uns alle noch unbeschwert bewegen und in ein Café setzen durften. Es fällt mir nicht leicht – wie vieles andere im momentanen Alltag. Wie arbeitet ein an der rechten Hand verletzter Elektriker? Er arbeitet leicht eingeschränkt, es fehlt an der Feinmotorik. Aber dank dem Umstand, dass ich Linkshänder bin, habe ich den Vorteil, die allermeisten Arbeiten trotzdem ausführen zu können.

Wie ist es dazu gekommen?

Ein guter Rutsch im neuen Jahr mit schlechter Landung. Am 1. Januar hat es mich nachts auf dem Heimweg einer Neujahrsfeier «gelitzt». Nein, ich war nicht betrunken, vielleicht wäre ich beim Sturz weniger verkrampft gewesen, hätte ich mehr Alkohol im Blut gehabt (lacht).

Ich war der allererste Patient bei Dr. Rupp, Kinderarzt, welcher Pikett hatte – sozusagen war ich eigentlich fast wie die erste Geburt im neuen Jahr. Dr. Rupp hat mich dann eingegipst und ruhiggestellt.

Du arbeitest also auch so – bist du hart im Nehmen?

Ja, so bin ich.

Warum bist du Elektroinstallateur geworden?

Mein Vater hatte ein eigenes Elektrogeschäft und so bin ich schon von Kindsbeinen an mit diesem Beruf vertraut geworden. Er hat mich immer mitgenommen und ich habe noch nie bereut, dass ich ins Geschäft meines Vaters eingestiegen bin. Ich schätze den Umgang mit den Menschen, die Vielfältigkeit der Arbeit und die grosse Abwechslung. Unser Beruf umfasst ein breites Spektrum: Um- und Neubauten, Schwachund Starkstrom, Reparaturen an Haushaltgeräten, Service und Verkauf. Wir arbeiten sehr zukunftsorientiert und kommen immer wieder mit neuen Technologien in Kontakt. Dein Beruf ist nicht ungefährlich. Hast du auch schon unschöne Erfahrungen mit einem Stromschlag erlebt? Natürlich hat es mir auch schon mal eins «gezwickt». Gefährlich ist in unserem Beruf, wenn die Routine Einzug hält, man die Abläufe kennt und dadurch fahrlässig wird. Unsere Devise deshalb: lieber immer auf Nummer sicher gehen. Also Strom ausschalten und messen, bevor man «rumhebelt ». Trifft man auch Frauen in deinem Beruf?

Es gibt Frauen, aber schon weniger, die in unsere Branche einsteigen. Aber die Frage passt, ich habe nämlich eben erfahren, dass mein Gottenmeitli den Vertrag für die vierjährige Lehre zur Elektroinstallateurin unterschrieben hat. Das freut mich sehr, denn ich habe ihr den Tipp zur Schnupperlehre damals gegeben. Wer diesen vielfältigen und interessanten Beruf erlernt, sollte handwerklich begabt und stark in der Mathematik sein. Nun lächeln uns wieder viele schöne Gesichter von den Plakatwänden entgegen. Bist du ein politisch interessierter Mensch? Ich bin sehr interessiert an Politik, selber aber nicht politisch aktiv. Themen rund um die Umwelt oder die Zuwanderung interessieren mich.

Wofür engagierst du dich sonst noch?

Für jegliche Naturthemen, denn diese liegen mir als Naturmensch sehr am Herzen.

Und ich engagiere mich in Vereinen. Ich habe zum Beispiel über 16 Jahre bei den Oberiberger «Beizzä-Gümper» Posaune gespielt. Neu bin ich Probemitglied im 13er Frytigclub. Das bedeutet, dass ich ein Jahr lang als Aspirant dabei bin. Wir fördern den regionalen Jugendsport, unterstützen Anlässe, Vereine und Einzelsportler. Zu unseren Veranstaltungen gehört etwa auch das «Seifechisteränne » am Muttertag und immer am Freitag, dem 13., unternehmen wir unseren obligatorischen Vereinsausflug.

Ach ja, ich bin dann noch im Whiskyclub Oberiberg, aber nicht, weil ich leidenschaftlicher Whiskytrinker bin, sondern vor allem wegen der Geselligkeit und dem Land. Alle zwei Jahre steht nämlich eine Reise an. Wir werden Ende April wieder für vier Tage nach Schottland reisen. Was beschäftigt dich im Moment?

Heute ist mir aufgefallen, wie wenig Leute unterwegs sind. Der Bund hat gebeten, dass die über 65-Jährigen daheimbleiben und möglichst keine Menschenansammlungen entstehen sollen. Ich habe es ehrlich gesagt lange gar nicht so ernst genommen. Aber es muss ja schon eine grosse Ansteckungsgefahr vorhanden sein, wenn der Bund auf einmal so ernst wird.

Weiter beschäftigt mich das Wetter, das ziemlich verrücktspielt. Der ständige Wetterumschwung ist nicht mehr gesund: mal schneit es wie verrückt und nach einer halben Stunde messe ich schon wieder 10 Grad plus. Die Loipe läuft direkt vor meinem Haus durch – sie war in dieser Saison gerade mal drei Tage offen. Das sind meine beiden momentanen Hauptthemen.

Und wie setzt du dich für die Umwelt ein? Ich berücksichtige das regionale Gewerbe, kaufe deshalb wo immer möglich im Dorf ein und achte beim Einkaufen darauf, was ich in den Korb packe. Unnötigen Plastik vermeide ich wenn möglich und ich trenne alles fürs Entsorgen. Ich bin viel zu Fuss unterwegs, mache gerne Bike- und im Winter Skitouren.

Zieht es dich in die Ferne?

Wie gesagt, die bevorstehende Vereinsreise, aber sonst zieht es mich eigentlich nicht weg. Wir haben es in der Schweiz extrem schön und das schätze ich sehr. In der nächsten Umgebung kann man Bemerkenswertes erkunden, was viele noch gar nicht realisiert haben. Vielleicht ändert sich das ja jetzt … Was findest du am schönsten in Unteriberg? Der See, das Grün, die Berge – wir wohnen an einem traumhaften Ort! Mir gefällt die wunderschöne Gegend und ich finde es immer wieder ein Traum, auf den Roggenstock zu gehen. Ich bin auch froh, dass sich Oberund Unteriberg nicht mehr ständig «ufä Grind gend» wie früher. Was ist dir wichtig im Leben?

Zufriedenheit. Vor allem mit mir.

Deine Vision für die Zukunft?

Eigentlich habe ich keine Vision, eher einen Wunsch: Dass ich gesund bleiben darf. Und dass es privat und beruflich weiterhin gut läuft.

Von Franziska Keller

Foto: Franziska Keller

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