Veröffentlicht am

Nur das Coronavirus reist noch um die ganze Welt

Auch die Reisebranche in Einsiedeln leidet unter der dramatischen Situation

Absagen auf Absagen, kaum Neubuchungen, Flüge werden gecancelt und Italien ist plötzlich eine gigantische Virus-Sperrzone. Die Reisebranche leidet in besonderem Mass unter der Corona-Krise. Auch in und um Einsiedeln.

WOLFGANG HOLZ

«Wir haben alle Gruppenreisen nach Italien annulliert. Teilweise bieten wir gerade Ersatzreisen im Herbst an», sagt Roger Geissberger, Geschäftsführer der Knecht Travel Group, die auch in Einsiedeln ein Büro unterhält. Wie überall gebe es derzeit mehr Annullationen wie Neubuchungen von Kunden. «Total» sei die Flugbranche von der Corona-Krise betroffen.

Krisenstab eingesetzt

«Wir gehen aber davon aus, dass die Krise wie im Fernen Osten in zwei Monaten ausgestanden ist», so Geissberger zwischen Tür und Angel. Da er im Augenblick Teil eines Krisenstabs ist und mehr als 50 Presseanfragen auf dem Tisch hat, kann er die Anfrage zur Situation der Reisebürobranche angesichts des weltweit grassierenden Coronavirus nur stenogrammartig beantworten.

Und was ist mit der Entschädigung von Reisekunden im Fall von Reiseannullierungen beziehungsweise -stornierungen? Geissberger fast in einem Atemzug: «Dort, wo die Behörden es verfügen, holen wir die Leute heim. Wenn Pauschal gebucht wurde, können die Kunden davon ausgehen, dass sie bis auf die Flugtickets ihr Geld erhalten, mit Ausnahme der Dossiergebühr. Unser Arbeitsaufwand ist immens.» Die momentane Corona-Krise trifft die internationale Tourismusbranche hart. Auch die in Einsiedeln. Wobei Johannes Mächler, Geschäftsführer von Ochsner Reisen in Siebnen, noch genügend «Schnauf» zu besitzen scheint.

Gecharterte Reisen abgesagt

«Die Krise geht sicher nicht spurlos an uns vorbei. Unser Angebot ist im Augenblick stark reduziert, wir haben zahlreiche Absagen und keine Neubuchungen », so der Reiseunternehmer klipp und klar. Vor allem Reisen im Auftragsverkehr, also gecharterte Ausfahrten von Firmen und Privatpersonen, würden flach fallen, heisst es bei Ochsner Reisen, die mit zehn Bussen viele Städtefahrten anbieten.

Doch es gibt noch Spielraum. Geplante Italien-Reisen werden abgesagt und durch Reiseziele in Österreich ersetzt. Will heissen: Statt nach Milano gehts beispielsweise nach Innsbruck zum Stadtbummel. Mächler: «Unsere Saisoneröffnungsfahrt Ende März führt nach Bamberg.» Wer gebuchte Reisen aus dem Katalog wegen des Coronavirus annullieren wolle, könne dies kostenlos tun. «In den Bussen bieten wir selbstverständlich die empfohlenen Hygieneschutzmassnahmen an, aber jeder Reisende ist selbstverständlich selbstverantwortlich.» Neubuchungen nur noch für später im Jahr Drusberg-Reisen in Einsiedeln und Unteriberg, das mit 15 bis 20 Bussen operiert, ist mit ähnlichen Problemen konfrontiert. «Es gibt zahlreiche Absagen von Leuten, die verunsichert sind und ihre Reise annullieren », lässt Regula Fischer wissen. Andererseits habe Drusberg- Reisen selbst etwa Fahrten annulliert oder aus dem Programm genommen. Beispielsweise eine viertägige Reise nach Padua Ende März. Neubuchungen gebe es andererseits durchaus – allerdings erst für Reisen ab Mai und Juni oder noch später im Jahr. Wobei die Hoffnung noch nicht gestorben sei, nach Ostern auch wieder Italien anzusteuern. «Wir schlagen den Kunden vor, die jetzt annullierte Reise nach Padua auf eine Reise im Juni oder November umzubuchen, wo wir ebenfalls Padua besuchen», so Fischer.

Pilgerreise nach Lourdes?

Wie es mit der Reisebranche weitergehe angesichts des Coronavirus, hänge auch davon ab, wie sich der Erreger in den einzelnen Ländern ausbreite. «Wir sind auf Pilgerreisen spezialisiert. Gerade in diesen Zeiten ist das Bedürfnis bei unseren Kunden da, an Wallfahrtsorten zu beten», so erhofft sich Fischer, dass die Pilgerreise nach Lourdes durchgeführt werden kann.

«Unser Arbeitsaufwand ist immens.»

Roger Geissberger, CEO, Knecht Travel Group

Share
LATEST NEWS