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Kloster Einsiedeln baut Streaming-Dienst auf

Kloster Einsiedeln baut Streaming-Dienst auf Kloster Einsiedeln baut Streaming-Dienst auf

Das Kloster Einsiedeln stellt sich den Herausforderungen rund um das «Coronavirus».

Als grösster Wallfahrtsort der Schweiz sind das Kloster Einsiedeln und seine 47 Mönche vor besondere Herausforderungen gestellt. Folgendermassen ging das Kloster am letzten Sonntag, 15. März, mit dem Coronavirus um.

PPS. Im Kloster Einsiedeln waren wir am letzten Wochenende dankbar, dass wir nach wie vor Gottesdienste feiern konnten. Als Wallfahrtsort möchten wir nämlich gerade auch in dieser besonderen Zeit für die Menschen da sein und die Türen weit offenhalten. Dennoch mussten wir uns mit besonderen Rahmenbedingungen auseinandersetzen. Dazu gehörte die Verlegung der Eucharistiefeiern von der Gnadenkapelle zum Hauptaltar der Klosterkirche.

Gottesdienst in einer fast leeren Kirche «Gespenstisch» nannten Personen auf dem Klosterplatz die Situation, nachdem sie die sonntägliche Pilgermesse in der Klosterkirche mitgefeiert hatten. Denn die ansonsten gut besuchte Eucharistiefeier um 11 Uhr konnte nur von maximal 100 Personen mitgefeiert werden. Damit parallel dazu auch Menschen «nur» eine Kerze bei der Gnadenkapelle anzünden oder dort für ein kurzes Gebet verweilen konnten, entschied man sich für eine deutliche Unterbietung dieser Obergrenze.

Vorsichtshalber hielten sich mehrere Mönche einsatzbereit, um bei einer grösseren Anzahl von Gottesdienstbesuchern in einer der Nebenkapellen Eucharistie zu feiern. Aber letztlich wurde neben der Klosterkirche nur noch die Magdalenakapelle als Gottesdienstraum gebraucht. Auch für das Konventamt um 9.30 Uhr konnte die Obergrenze von maximal 100 Personen eingehalten werden. Offensichtlich waren die Leute genügend sensibilisiert und blieben den Gottesdiensten im Kloster Einsiedeln fern.

Zutrittskontrolle war notwendig

Dennoch kamen die Leute, um bei der «Schwarzen Madonna» Kraft zu schöpfen. Galt es zunächst, vor, während und nach den Gottesdiensten eine Zutrittskontrolle beim Nordeingang sicherzustellen und mit Strichlisten den Überblick zu behalten, so mussten die Kirchenordner auch während der gottesdienstfreien Zeit den Überblick über die Anzahl der in der Klosterkirche weilenden Personen behalten. Doch diese lag deutlich unter dem durchschnittlichen Kirchenbesuch an einem Sonntag mit strahlendem Wetter. Wir sind froh, dass niemandem die Teilnahme an einem Gottesdienst oder das private Gebet in der Klosterkirche verweigert werden musste, auch wenn es gelegentlich zu kurzen Wartezeiten kam.

Dankbarkeit bei Abt Urban Der Vorsteher des Klosters, Abt Urban Federer, fasste den Grundtenor in der Klostergemeinschaft wie folgt zusammen: «Dankbarkeit – das ist für mich das erste Stichwort, das mir zum gestrigen Tag in den Sinn kommt. Dankbarkeit meinen Mitbrüdern und allen Mitarbeitenden gegenüber, dass gestern die Gottesdienste überhaupt möglich waren. Auch wenn das nicht sichtbar war: Nur mit einem Mehraufwand an Arbeit konnten die Gottesdienste sichergestellt werden.» Ungewisse Zukunft

Wie lange noch in der Einsiedler Klosterkirche öffentliche Gottesdienste gefeiert werden können, steht aktuell noch in den Sternen. Eine baldige Verschärfung der Einschränkungen ist im Blick auf andere Kantone jedoch absehbar.

Darum suchen Abt Urban und die für die Gemeinschaft und die Wallfahrt verantwortlichen Mönche zusammen mit dem klostereigenen IT-Spezialisten Br. Francisco nach Möglichkeiten, die Gottesdienste aus der Klosterkirche ins Internet zu bringen, wo diese von vielen Menschen mitgefeiert werden können. Wenn die analoge Welt an ihre Grenzen kommt, eröffnet die digitale Welt neue Möglichkeiten. Unsere Klostergemeinschaft hat hier die Hand am Puls der Zeit.

So wird die Einsiedler Klosterkirche wohl in absehbarer Zeit nur noch von unserer Mönchsgemeinschaft selbst für Gottesdienste benutzt. Doch die tägliche Feier des Chorgebets und der Eucharistie wird aufrechterhalten. Auch wenn das Ausbleiben von Gläubigen insbesondere für den Höhepunkt des Kirchenjahres – die Heilige Woche mit Palmsonntag, Hoher Donnerstag, Karfreitag, Karsamstag und Ostersonntag – und die eigentlich in den Startlöchern stehende Wallfahrtssaison schmerzhaft ist: Über das Internet und generell im Gebet bleiben wir Mönche mit den Menschen jenseits der Klostermauern verbunden.

Infos auf der Klosterwebseite Die Möglichkeit der Gottesdienstübertragung wird auf www.kloster-einsiedeln.ch kommuniziert, sobald die Technik dafür steht und die Qualität der Übertragung stimmt. Ebenfalls auf der Klosterwebseite werden die noch stattfindenden Gottesdienste bekannt gegeben. Die für den kommenden Samstag geplante Gebetsaktion «24 Stunden für den Herrn» wird ausfallen.

Zusammen mit der Bevölkerung hoffen wir Einsiedler Benediktiner auf eine baldige Eindämmung des «Coronavirus» und danken allen Menschen für ihre Unterstützung. Ein besonderer Dank geht an die «Freunde des Klosters» und Heino von Prondzynski, welche die Realisierung der Online-Gottesdienstübertragung erst möglich machen.

Die Kirchenbänke während der Eucharistiefeier um 11 Uhr letzten Sonntag im Kloster Einsiedeln waren gespenstisch leer.

Screenshot: Tele Züri

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