Die Frage nach dem Warum steht weiter im Raum
Am Donnerstag, 6. Februar, kurz nach 22 Uhr, ist im Gebiet Charenstöckli ein mit vier Personen besetzter Sessel des Sessellifts Stoos–Fronalpstock rund zehn Meter abgestürzt. Die Ermittlungen dauern an.
GERI HOLDENER
Der Schock sitzt tief bei den Verantwortlichen der Stoosbahnen AG: «Wir danken allen Rettungskräften, welche am Donnerstagabend auf dem Stoos im Einsatz standen», steht auf der Website stoos-muotatal.ch, «in Gedanken sind wir bei allen vom Unfall betroffenen Personen und ihren Angehörigen und hoffen, dass alle wieder vollständig genesen können.» Der Gesundheitszustand der vier Personen, die am Donnerstagabend beim Absturz eines Sessels auf dem Stoos zum Teil lebensbedrohlich verletzt wurden, ist unverändert. Der Sessellift blieb bis vorgestern Sonntag geschlossen.
Windenseil und Bahnseil
Wie konnte es so weit kommen, dass sich mitten im Fronalpstock- Hang, auf 1660 Metern über Meer, das Kabel eines Pistenfahrzeugs und das Tragseil der Sesselbahn in der Luft in die Quere kamen, und das tragischerweise genau während einer Sonderfahrt? In den Skigebieten ist bekannt: Wenn sich Windenseil und Bahnseil kreuzen, droht eine gewisse Gefahr. Im Hoch-Ybrig zum Beispiel sind im ganzen Gelände 40 Ankerpunkte verbaut. Geschäftsführer Urs Keller zu TeleZüri: «Das hilft uns, dass das Seil des Pistenfahrzeugs immer möglichst parallel zu den Transportanlagen verläuft.» Am Froni war es gemäss Informationen des «Tages-Anzeigers » so, dass der Bully zum Zeitpunkt des Unglücks etwa 300 Meter Seil ausgelegt hatte. Der Anker muss sich weiter oben am steilen Charenstöckli befunden haben.
Das Unglück passierte bei Mast Nummer 7 der oberen Sektion. Dort führt die Panoramapiste Fronalpstock–Mettlen unter der Sesselbahn hindurch. Der Hang ist hier für rund 70 Meter relativ flach. Der nur zehn Meter hohe Mast 7 steht gleich ob dem nächsten Steilhang. Entsprechend hoch könnte an dieser Stelle das Pistenbully- Seil beim Anspannen in die Höhe schwingen und sich an einem Sessel verfangen. Bei diesem Manöver sind Zugkräfte von fünf bis sieben Tonnen im Spiel.
Eine Gesamtaufnahme ergibt, dass der mittlere der drei Sessel auf der Talfahrt rechts vom Tragseil weggerissen worden sein muss. Der Vierersessel landete mehrere Meter neben dem Mast. Durch die Wucht des Aufpralls schleuderte es die vier Passagiere am Boden aus dem Sessel. Beim Eintreffen der ersten Helfer waren einige nicht mehr ansprechbar.
Wie geht es weiter mit den Ermittlungen? Die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) hat noch am ersten Tag ihre Untersuchungen vor Ort abgeschlossen. Unter anderem stellte man zur Dokumentation die Unglückslage eins zu eins nach. Der Sessellift wurde durch die Sust als betriebssicher beurteilt und freigegeben. Die Auswertung aller Daten bis zu einem abschliessenden Bericht dauert erfahrungsgemäss Monate.
Allerdings wird innerhalb der nächsten Tage ein erster Vorbericht publiziert, der meist auf einer einzigen A4-Seite Platz findet. Nüchtern wird darin kurz das Geschehen beschrieben, ohne dass man sich zur Schuldfrage äussert. Derweil hat die Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren eröffnet. Es laufen Befragungen. Ein zentraler Punkt wird sein, ob der Pistenbully-Fahrer Kenntnis von der Sonderfahrt hatte.
Mit Rettungshelikoptern wurden die Verletzten aus dem Skigebiet ausgeflogen. Foto: Kapo