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Neues Leben soll im Dorf entstehen

Neues Leben soll im Dorf entstehen Neues Leben soll im Dorf entstehen

In Unteriberg werden neue Alterswohnungen gebaut – und eine Begegnungszone ist geplant

Unteriberg kennt in der Schweiz inzwischen eigentlich jeder – nicht zuletzt, weil die Skistars Wendy Holdener und Urs Kryenbühl hier wohnen. Doch daraus hat man im Dorf noch kein Kapital schlagen können. Stattdessen soll dank anderer Projekte neues Leben einkehren.

WOLFGANG HOLZ

Es herrscht fast Idylle pur in Unteriberg. An diesem sonnigen Morgen hört man hier ausser der Minster, die lyrisch unter der Brücke durchrauscht, und ein bisschen Vogelgezwitscher fast nichts. Dabei steht man gerade im Dorfzentrum zwischen Kirche und Gemeindeverwaltung. Ein paar Mütter schieben ihren Kinderwagen übers Trottoir. Gelegentlich schleicht ein Auto vorbei. Kein Wunder. Viele im Dorf sind jetzt gar nicht da, weil die meisten auswärts arbeiten. Das Restaurant Rössli- Post ist geschlossen worden. Sonst scheint auf den ersten Blick nicht viel los zu sein. Bonjour, Tristesse!?

2,3 Millionen Franken aus dem Finanzausgleich

Doch der erste Eindruck trügt. Gemeindepräsident Edy Marty räumt zwar ein, dass Unteriberg seinen Haushalt sanieren und sparen müsse, «weil die Gemeindefinanzen ins Abseits geraten sind». Der Gemeindesteuerfuss stehe bei 175. Man habe für 2020 einen Überschuss von rund 14’000 Franken budgetiert und man sei auf die Zahlungen in Höhe von 2,329 Millionen Franken aus dem Finanzausgleich angewiesen.

«Wir stecken noch immer im Tunnel – aber wir sehen jetzt wenigstens das Licht am Ende des Tunnels», beschreibt der 67-jährige frühere Landwirt, der in einem etwa 20-Prozent-Pensum die Geschicke der Gemeinde mitbestimmt, die aktuellen finanziellen Eckdaten des 2400-Seelen- Dorfs. Zwölf neue Alterswohnungen

Und auch im Dorf selbst tut sich einiges. Es wird rege gebaut – Unteriberg hat derzeit sogar 42 Wohnungen leer stehen, «weil sie auf Vorrat gebaut wurden», wie Edy Marty erklärt. Neuzuzüger seien willkommen.

Da sind zudem die neuen 12 Alterswohnungen, die neben dem Altersheim, im Zentrum, von der Genossame Yberg gebaut werden und voraussichtlich von der Gemeinde betrieben werden. Die Profile ragen längst in die Höhe. «Baubeginn ist im Frühjahr, und 2021 sollen die Alterswohnungen bezugsfertig sein», sagt Edy Marty. Er freut sich nicht zuletzt über die Tatsache, dass Unteriberger Senioren nun neue Möglichkeiten haben, modern und zentral im Dorf zu wohnen.

Neue «Begegnungszone» Ybrig

Auch an anderer Stelle soll neues Leben entstehen. Auf einer grünen Wiese zwischen Dorfzentrum und Hallenbad plant der Verein «Begegnungszone Ybrig» einen Dorftreff mit Picknick-Tischen, Grillstelle und Sitzbänken. Wildhecken, Blumenrabatten und Holzskulpturen sollen die Begegnungszone verschönern. Für Kinder ist ein Spielplatz angedacht. Auch eine Toilettenanlage ist vorgesehen an diesem neuen Treffpunkt für Alt und Jung. Doch noch benötigt der Verein Spenden in Höhe von rund 100’000 Franken – die Baubewilligung für die Verwirklichung des Dorfplatzes der anderen Art hat der Verein ja schon in der Tasche –, um laut Flugblatt den «besonderen Dorfgeist von Unteriberg bewahren» zu können.

Hallenbad-Finanzierung nach wie vor ungewiss Apropos. Der derart als besonders beschworene Dorfgeist von Unteriberg bedeutet nicht nur, dass man sich kennt im Dorf und dass jährlich viele Feste und Veranstaltungen im Dorf stattfinden, wo es rund 50 Vereine gibt, und wo die Unteriberger in einer preisgekrönten Landschaft leben. Sondern dass es vor Jahrzehnten auch möglich war, das Hallenbad Minster zu bauen.

Doch momentan ist ausser der Defizitgarantie von 130’000 Franken, welche die Gemeinde jedes Jahr für den Betrieb aufrechterhält, ungewisser denn je, wie die finanzielle Zukunft des Bads aussieht. «Noch ist nicht geklärt, wie die finanziellen Lasten künftig verteilt werden», sagt der Unteriberger Gemeindepräsident.

Die Sache mit dem Tourismus Die Frage stellt sich generell, ob Unteriberg jenseits des Hallenbads weitere Möglichkeiten sieht, sich touristisch weiterzu-entwickeln.

Der Wintertourismus ist in den Augen von Gemeindepräsident Marty nicht das Problem. «Das Skigebiet Hoch-Ybrig funktioniert bestens, auch wenn Unteriberg selbst von den zahlreichen Skifahrern pro Wochenende nebst den Arbeitsplätzen nicht sonderlich profitiert. » Die Langlaufloipen in Studen seien ebenfalls sehr beliebt – insbesondere auch das «Nordic Hus», in dem sich die Skisportler im Winter vor und nach dem Langlauf aufhalten und duschen könnten. Im Sommer dagegen bräuchte es noch Ideen für eine intensivere Nutzung des Gebäudes. «Vielleicht gibt es ja die Möglichkeiten, für Biker und Wanderer dort etwas anzubieten.» Der Sommertourismus im Ybrig sei ein Problem, so Marty – selbst wenn der Golfplatz in Studen viele Gäste anlocke. «Die Anlage läuft sehr gut, nicht zuletzt, weil es hier im Sommer nicht so heiss ist.» Grundsätzlich erhofft sich Marty neue Impulse aus dem in Auftrag gegebenen Masterplan Tourismus im Ybrig. «Das Problem ist: Wir brauchen in Unteriberg Leute, die nicht nur Ideen haben, sondern auch bereit sind, diese umzusetzen», stellt Marty klar.

Werbung dank Wendy?

Und was ist eigentlich mit dem Wendy-Faktor in Unteriberg? Die erfolgreiche Skirennfahrerin ist ja im Grunde die ideale Werbebotschafterin für den Ort. Das sieht auch Edy Marty so. «Wendy ist eine sehr gute Werbeträgerin für Unteriberg. Sie hat keine Starallüren, wenn sie hier ist, und könnte im Prinzip jedermanns Nachbartochter sein. Das Problem ist – in der Gemeinde hat man es bis jetzt nicht geschafft, von diesem Effekt zu profitieren.» Grundsätzlich ist Edy Marty unterm Strich zuversichtlich, was die Zukunft Unteribergs angeht. Der Same für seine Hoffnungen keimt im Generationenwechsel. «Es kommen viele junge Leute nach. Im Gemeinderat sind junge Leute vertreten. Die Schülerzahlen sind wieder am Steigen, und immer mehr junge Familien ziehen hierher.»

Gemeindepräsident Edy Marty sieht «Licht am Ende des Tunnels», was die Sanierung der Gemeindefinanzen angeht.

Das «Nordic Hus» in Studen wartet auf eine intensivere Sommernutzung.

Nahe am Wasser und nahe an den Bergen: Unteriberg. Fotos: Wolfgang Holz «Wir brauchen Leute, die nicht nur Ideen haben, sondern auch bereit sind, diese umzusetzen.»

Edy Marty, Gemeindepräsident Unteriberg

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