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Wie ein Turm auf einem Silo

Wie ein Turm auf einem Silo Wie ein Turm auf einem Silo

HLM Leuthold Mechanik AG baut in Einsiedeln einen «Gastro-Silo» – ein neues Wahrzeichen im Klosterdorf

Der neue «Gastro-Silo» an der Zürichstrasse bietet Raum für ein Panorama-Restaurant, eine Terrasse, eine Bar mit Smoker-Lounge, eine Küche, ein Foyer mit Ausstellungsräumen und eine Kantine. Der Silo soll als Magnet Touristen und Betriebe anziehen.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Am Dienstagmorgen, um exakt 8.30 Uhr, ist es so weit: Ein riesiger Pneukran, einer der grössten in der Schweiz, hebt einen 33 Tonnen schweren Stahlkranz in die Lüfte und schliesslich auf den seit langer Zeit ungenutzten Silo der ehemaligen Möbelfabrik Zehnder.

Zahlreiche Schaulustige finden sich an der Zürichstrasse ein, um das für Einsiedeln einmalige Geschehen zu beobachten. Millimetergenau wird der weisse Stahlring auf das Gebäude gesetzt. Der Kranz bietet die Basis für die Plattform, auf der das Panorama-Restaurant gebaut wird. Im Februar werden dann unter anderem 14 Träger in den Stahlring gesetzt, die dann das Restaurant tragen sollen. Ein filigraner Stahlbau, der über einem Betonturm zu schweben scheint. Eine Betonröhre im Gebäude

Die Idee, einen Turm aus einem Gebäude herauswachsen zu lassen, auf den schliesslich ein Panorama-Restaurant zu stehen kommt, dessen Dach sich auf dreissig Meter Höhe befindet, heckte der Architekt Walter Petrig aus, Verwaltungsratspräsident von WPP, Architektur, Raum, Umwelt AG: «Im Kern des Gebäudes haben wir eine Stahlbetonröhre geschaffen, in der sich Treppe und Lift befinden.» Dank umsichtiger Zusammenarbeit in einem ausgezeichneten Team von Planern, Ingenieuren und Unternehmern seien die Bauarbeiten gut vorangeschritten, berichtet Petrig: «Wir sind vollends im Zeitplan. Im Herbst 2020 kann die Kantine, im Frühling 2021 das Panorama-Restaurant eröffnet werden.» Auf grössere Schwierigkeiten sei der Bau nicht gestossen, schildert Petrig: «Eine der Herausforderungen bestand darin, in einem Schraubverfahren die Pfähle für das Gebäude oberhalb des gespannten Grundwasserspiegels, der in etwa dreissig Metern Tiefe verläuft, zu setzen. » Der Baugrund sei schliesslich kein einfacher, da er sich im Deltagebiet der Alp befindet und auf kleinstem Raum unterschiedliche Schichten mit Torf, Kies und Lehm aufweist. Kloster und Mythen im Blick

Im Grunde genommen wollte Heinz Leuthold, CEO und Inhaber der Leuthold Mechanik AG, ursprünglich einfach eine Kantine bauen, in der Mitarbeiter seines Unternehmens und der umliegenden Betriebe speisen können. Nun wird daraus etwas viel Grösseres: Im Parterre kommt die rund siebzig Plätze umfassende Kantine unter. Im ersten Stock folgt ein Foyer mit Ausstellungsmöglichkeiten, im zweiten die Küche und im dritten eine unterteilbare Lounge mit Smoker-Bereich plus Restaurant-Partyraum, wo gut fünfzig Gäste Platz finden. Darauf aufgebaut wird eine Terrasse zu stehen kommen.

Zuoberst folgt schliesslich das Panorama-Restaurant mit 80 Plätzen (À-la-carte-Bestuhlung) bis 110 Plätzen (Veranstaltungsbestuhlung) mit einer kompletten Rundum-Aussicht über ganz Einsiedeln, vom Kloster bis zu den Mythen. Wenig fehlt an Höhe und die Gäste könnten gar den Sihlsee erblicken.

Dass nun ein ganzer «Gastro- Silo» aus der ursprünglich geplanten Betriebskantine wird, die neben Mitarbeitern auch Touristen anziehen soll, ist dem Umstand geschuldet, dass sich Heinz Leuthold mit viel Herzblut auch der Gastronomie verschrieben hat – so führt er bereits zwei Restaurants.

Immerhin wird der ganze Bau an der Zürichstrasse einiges kosten – die Bauherrschaft macht dazu jedoch keine Angaben. Dementsprechend wichtig ist Leuthold auch, dass ein guter Betriebsleiter gefunden werden kann, der den ganzen «Gastro-Silo » managen soll. Im Silo werden 15 neue Arbeitsstellen angeboten – vorwiegend im Gastro- und Managementbereich.

Ein Technopark im Visier Leuthold wünscht und erhofft sich, dass der «Gastro-Silo» wie ein Magnet in Einsiedeln wirke, der sowohl Betriebe wie Gäste anziehen soll: «Im Klosterdorf ist zwar viel Wohnraum geschaffen worden in den letzten Jahren, aber kaum Arbeitsplätze.» Leuthold verweist auf ein Gebiet nördlich des Rotenbachs, auf dem die HLM 7000 Quadratmeter Land besitzt. Dort soll, falls der Bezirk Einsiedeln dem Gestaltungsplan grünes Licht erteilt, ab dem Jahr 2021 ein weiteres Produktionsgebäude entstehen – für den Eigenbedarf, aber auch für die Vermietung an andere Unternehmen.

Leuthold spricht von der Möglichkeit eines Technoparks mit zukunftsträchtigen Unternehmen – als Zeichen von Zusammenarbeit und Innovation in einem Industriegebiet, das sich noch entwickeln soll. Leuthold möchte – trotz des im kantonalen Vergleich hohen Steuerfusses – Arbeitsplätze nach Einsiedeln holen: «Wir sollten im Klosterdorf wieder vermehrt gleichzeitig wohnen und arbeiten und – mit Blick auf den Gastro- Silo – auch Spass haben können.»

Parat für einen speziellen Einsatz in Einsiedeln: Ein Pneukran der Sonderklasse hebt vom Boden ab.

Am Dienstagmorgen hebt ein riesiger Pneukran den 33 Tonnen schweren Stahlkranz in die Luft und schliesslich millimetergenau auf den Silo. Fotos: Lukas Schumacher

An der Zürichstrasse wurde am Montag einer der grössten Pneukrane der Schweiz zusammengesetzt. Tags darauf hebt der Kran den weissen Stahlkranz auf den Silo. Foto: zvg

Heinz Leuthold beobachtet das Geschehen von unten.

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