«Die Schwyzer Kantonalbank hat ihre Lehren bereits gezogen»
Nach dem Rücktritt von Kuno Kennel hat Karl Roos den Vorsitz des Bankrates übernommen. Der Einsiedler will den Blick nach vorne richten und einen Schlussstrich unter das Geschehene ziehen.
VICTOR KÄLIN
Auf den 1. Oktober sind sie als bisheriger Vize quasi über Nacht Bankpräsident ad interim geworden. Was hat sich dadurch für Sie verändert? Ich werde für die SZKB sicher mehr Arbeitszeit aufwenden als vorher. Wie unterscheiden sich die beiden Ämter?
Ich werde mich voraussichtlich wöchentlich mit dem CEO und dem Bankratssekretär austauschen. An diesen bilateralen Gesprächen werden die anstehenden Themen für die nächsten Bankrats- und Bankratsausschusssitzungen vorbesprochen. Ich werde auch inner- und ausserhalb der SZKB repräsentative Funktionen wahrnehmen. Gleichzeitig gehört auch der Austausch mit der kantonsrätlichen Aufsichtskommission für die Kantonalbank (Krak) zu meinem Aufgabengebiet. Ich will nicht unhöflich wirken: Aber fühlen Sie sich als Apotheker dieser neuen Aufgabe gewachsen?
Ich bin seit 2008 im Bankrat. Als Vizepräsident werde ich vor allem die Bankratssitzungen leiten, bis der Kantonsrat einen neuen Bankpräsidenten gewählt hat. Als ehemaliger Kantonsratspräsident bin ich mich dies gewohnt. Mussten Sie lange überlegen, die Gesamtleitung zu übernehmen?
Nein. Es war naheliegend, dass ich als Vizepräsident im Bankrat den Vorsitz übernehme, bis ein neuer Bankpräsident gewählt ist. Der Bankrat hat im letzten Jahr zusammen mit der Geschäftsleitung die Strategie 2019–2022 festgelegt. Die SZKB ist eine ausgezeichnete Bank mit sehr engagierten Mitarbeitenden. Ich freue mich auf diese zeitlich beschränkte Herausforderung.
Der Untersuchungsbericht entlastet Kuno Kennel insofern, da sich «keine Hinweise auf Verstösse gegen Gesetz oder bankinterne Vorgaben ergeben» haben. Dennoch hätte es laut Bericht zum verantwortungsvollen Regieren oder Leiten («Good governance Practice») gehört, dass Kennel den Bankrat über seine Beratertätigkeit für die Nova Vorsorge AG informiert hätte. Sind Sie als Mitglied und Vizepräsident persönlich enttäuscht darüber? Die letzten Wochen und Monate waren sehr intensiv. Die SZKB will einen Schlussstrich ziehen und sich wieder auf zukunftsträchtige Projekte konzentrieren. Gemäss Bericht ist diese Sensitivität von einem Bankratspräsidenten zu erwarten. Jetzt sind Sie der Vorsitzende. Müssen Sie die anderen Bankratsmitglieder ebenfalls über irgendwelche allenfalls belastende Mandate informieren?
Der Bankrat und übrigens auch die Geschäftsleitung haben bereits bisher ihre Mandate offengelegt. Diese werden jeweils im Geschäftsbericht der SZKB publiziert. Sollte im Bankrat ein Geschäft meine persönlichen Verhältnisse direkt oder indirekt betreffen, werde ich bei der Beratung und Beschlussfassung in den Ausstand treten.
Denken Sie, dass die Kantonalbank durch die Affäre Kennel materiellen oder immateriellen Schaden nimmt? Negative Publizität wünscht sich kein Unternehmen. Der Geschäftsgang bei der SZKB ist gut. Kundenabgänge sind mir keine bekannt. Ich bin überzeugt, dass unsere Kunden wissen, dass die Mitarbeitenden der SZKB ausgezeichnete Arbeit leisten.
Unabhängig vom neuen Amt sind Sie Leiter des Strategieausschusses. Ist in diesem Gremium die «Good governance Practice» ein Thema – wie diese zum Beispiel noch konsequenter angewendet werden könnte? Nein, dies ist im Strategieausschuss kein Thema. Es gibt genug Vorschriften. Aufgrund der in den vergangenen Wochen und Monaten erfolgten Publizität ist die Sensibilisierung für diese Vorschriften und Regelungen noch verstärkt worden. Gibt es für Sie als Bankrat so etwas wie eine Lehre aus der Affäre Kennel zu ziehen? Die SZKB hat ihre Lehren bereits gezogen. Sie hat ihre Prozesse optimiert und für ihre wesentlichen Beteiligungen Vorschriften erlassen. Die eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) hat in den letzten Jahren auch bei den Kantonalbanken die Schraube angezogen. Sie fordert mehr Fachkompetenz und Unabhängigkeit im Bankrat. Ist das im Bankrat – auch im Hinblick auf die Wahlen vom Sommer 2020 – ein Thema? Ich bin nicht der richtige Adressat für diese Frage. Die Krak wird die Wahlen vorbereiten und der Schwyzer Kantonsrat wird den Bankpräsidenten und den Bankrat wählen. Falls es keine vorgezogene Wahl gibt: Bleiben Sie demnach Bankpräsident ad interim bis zur Juni-Session des Kantonsrates im nächsten Jahr? Ja, falls es bis zu den ordentlichen Erneuerungswahlen in der Juni-Session 2020 des Kantonsrates keine vorgezogene Wahl des Bankpräsidenten gibt, werde ich als Vizepräsident des Bankrates bis dann die Aufgaben des Bankpräsidenten wahrnehmen.
Und dann? Stehen Sie als Kandidat fürs Präsidium bereit? Ihre Chancen dürften als nachgerückter Interimspräsident nicht schlechter geworden sein … Nein, ich werde nicht als Bankpräsident kandidieren. Stehen Sie überhaupt für eine Wiederwahl als Bankrat zu Verfügung?
In den nächsten Wochen und Monaten werden Gespräche mit den Bankräten und der Krak geführt. Wenn diese abgeschlossen sind, wird die SZKB entsprechend informieren. Ihr Parteipräsident Roland Lutz gab die Marschrichtung bereits bekannt: Die SVP fordert sofortige Neuwahlen. Und erhebt gleich auch Anspruch auf das Präsidentenamt (EA 78/19). Sind Sie persönlich damit einverstanden: Würden Sie sofortige Wahlen begrüssen?
Ich bin nicht der richtige Adressat für diese Frage. Die Krak wird die Wahlen vorbereiten. Es ist der Kantonsrat, der den Bankrat wählt. Die Vorschläge stammen von den Parteien. Alle Bankräte sind demnach Vertreter je einer Partei. Finden Sie die Verbindung Partei–Bankrat zwingend? Nein, die Verbindung Partei– Bankrat ist nicht zwingend. Wichtig ist, dass der Bankrat in seiner Gesamtheit über hinreichende Führungskompetenz sowie die notwendigen Fachkenntnisse und Erfahrung im Bank- und Finanzbereich verfügt. Gleichzeitig ist es aber auch wichtig, dass einzelne Bankräte über unternehmerische Erfahrung verfügen. Mit seiner Forderung, das Präsidium von der FDP zur SVP zu transferieren, dürfte Roland Lutz bei der Finanzmarkaufsicht auflaufen: Diese hegt auch die Absicht, den Bankrat zu entpolitisieren. Wie kann man sich das vorstellen? Ich bin nicht der richtige Adressat für diese Frage. Die Krak wird die Wahlen vorbereiten.
Das Interview mit Karl Roos wurde schriftlich geführt.
Den Vorsitz zu übernehmen, war für mich als Vizepräsident naheliegend»: Karl Roos. Foto: Victor Kälin