Ein Bild wie nicht von dieser Welt
Claudio Casanova mischt mit seiner Actionaufnahme von Thomas Kälin in der Weltelite der Sportfotografie mit
Beim Fotowettbewerb Red Bull illume werden alle drei Jahre die besten Actionsportfotos der Welt prämiert. Der Einsiedler Möbelschreiner Claudio Casanova hat es zum dritten Mal nacheinander an die Spitze geschafft.
LUKAS SCHUMACHER
«Ich war mega überrascht, dass ich zum dritten Mal dabei bin. Damit hatte ich nie gerechnet », beschreibt Claudio Casanova seine Reaktion, als er erfuhr, dass es sein Bild von unglaublichen 59’551 Einsendungen in die Top 260 geschafft hat. Es fühle sich genauso gut, wenn nicht sogar noch besser an, wie das erste Mal, als es eines seiner Bilder in die Top 64 schaffte – dies war 2013 (siehe Foto unten links). Dieses Bild wurde daraufhin an Ausstellungen auf der ganzen Welt präsentiert. 2016 (siehe Foto unten rechts) gelang dem Einsiedler erneut der Coup – eine absolute Ausnahme als Hobbyfotograf.
«Ich dachte, dass ich dieses Mal keine Chance habe.» Dies liegt daran, dass der Einsiedler in den letzten drei Jahren nur zwei Winter in der Region verbrachte und nur ein einziges grosses Fotoprojekt für den Wettbewerb umgesetzt hatte. «Dass das geklappt hat, hat mich mega geflasht.» Fortsetzung der Serie
Die Idee mit dem Lichtkreis entstand aus einer Serie von Bildern mit Kreisen, die er bereits zuvor umgesetzt hatte. Zur Fortsetzung der Serie überlegte sich Claudio Casanova etwas ganz Neues, etwas, das er noch nie zuvor gesehen hatte – ein Lichtkreis, erstellt durch eine Drohne. Das Foto ist im März dieses Jahres abseits der Piste im Hoch-Ybrig entstanden. Ausgestattet mit Schneeschuhen und viel Gepäck auf dem Rücken ging es an einem wolkenlosen Tag auf die Suche nach der pefekten Location. Begleitet wurde er von seinen Freunden und «Handplant»-Experten (Handstand mit dem Snowboard) Thomas Kälin und Deniz Cinek.
Sie warteten, bis es absolut dunkel wurde. Die klirrende Kälte erschwerte das Vorhaben erheblich. Der erste Akku war bereits nach wenigen Versuchen leer, zwei weitere waren kurz nach dem Start kaputt. Glücklicherweise hatte er noch zwei zusätzliche Akkus dabei. Dies ermöglichte ihm zwei Flüge à 10 Minuten. Er liess die Drohne in einem 5-Meter-Radius über der Quaterpipe kreisen. Ein Fahrer fuhr auf die Rampe zu, während Claudio Casanova die Kamera mit einer Verschlusszeit von 20 Sekunden auslöste. Sobald er das Gefühl hatte, dass der Fahrer am richtigen Punkt war, löste er zwei Blitze aus, die hinter der Quaterpipe versteckt waren.
«Die Kälte machte mir zu schaffen. Vom langen Stehen spürte ich meine Finger und Füsse nicht mehr.» Zum Schluss hatte sich der Aufwand jedoch gelohnt. «Alles stimmt perfekt zusammen. Mit den Sternen und der Umgebung hat man das Gefühl, Thomas Kälin fährt auf einem anderen Planeten Snowboard.» Freundschaftlich regional
Claudio Casanova hat sich bewusst dagegen entschieden, sein Hobby zum Beruf zu machen, dabei hatte er schon Angebote von Red Bull. «Ich suche die Challenge, mit einfachen Mitteln und meinen Freunden hier in der Region gute Bilder zu schiessen. Dafür benötige ich keine Profisportler und exotische Orte.» Der Erfolg gibt dem Hobbyfotografen recht. Mit genügend Kreativität und Talent spielt es keine Rolle, ob man ein Fotoshooting auf fremden Planeten oder im Hoch-Ybrig macht.
www.claudiocasanova.com
Der Einsiedler Möbelschreiner Claudio Casanova gehört zu den besten Actionsportfotografen der Welt. Foto: Yvette Stebler