«Mehr Lebensqualität für Mensch und Tier»
Am Wochenende laden Sie die Öffentlichkeit auf Ihren Bauernbetrieb ein – warum? Der Tag der offenen Tür ist in erster Linie für die Bevölkerung gedacht. Der Neubau hat grosses Interesse geweckt. Darum habe ich mich dazu entschieden, die Türen an zwei Tagen zu öffnen, statt mit jedem einzelnen eine Führung zu machen (lacht). Was erwartet das Publikum?
Nebst Stallbesichtigung haben wir eine Festwirtschaft mit musikalischer Unterhaltung organisiert. An den beiden Tagen sind auch die beteiligten Firmen mit Ständen vertreten, die gerne allfällige Fragen beantworten. Von drei Stationen aus (Schanze, Landi und Güterschuppen) fährt ein Shuttle Bus von Einsiedeln zu uns hinauf. Was sind die wichtigsten Veränderungen, die der Neubau mit sich gebracht hat? Mehr Lebensqualität für Mensch und Tier. Viele Arbeitsvorgänge sind leichter geworden oder automatisiert. Der Stall verfügt über einen Fütterungsroboter und einen Mistroboter. Das Melken erledige ich per Melkstand, wodurch der wichtige tägliche Kontakt mit den Tieren erhalten bleibt. Da wir jetzt einen Laufstall haben, sind wir viel _exibler und können die Tiere bei schlechtem Wetter auch mal drinnen lassen. Dadurch können wir wiederum die Böden der Weiden schonen. Was bedeutet der neue Stall für die Tiere? Generell sind die Tiere viel entspannter. Da sie nicht die ganze Zeit angebunden sind, haben sie auch weniger Bewegungsdrang. So ein Neubau ist teuer – muss-ten Sie alles selbst bezahlen, oder erhielten Sie auch Fördergelder?
Das Projekt musste ich ohne Subventionen mit eigenen Mitteln nanzieren.
Wie aufwendig waren die Planung und das Genehmigungsverfahren?
Es verlief soweit alles normal, allerdings wurde der Baubeginn wegen Einsprachen vonseiten des Heimatschutzes fast um ein Jahr verzögert. Es wäre gut, wenn diese Verfahren vereinfacht würden.
Was sind die wichtigsten Veränderungen in Ihrem Beruf und auf dem Bauernhof seit Sie Landwirt geworden sind? Seit ich die Lehre als Landwirt absolvierte, hat sich die Technik rasant verändert. Vieles wurde automatisiert. Heute laufe ich selbst schon mit einem Tablet herum (lacht). Dank der rafnierten Technik ist die Landwirtschaft aber auch schonender und umweltfreundlicher geworden. Heute werden zum Beispiel viel weniger Spritzmittel und Antibiotika verwendet als früher. Aber die neuen Technologien verlangen eben teilweise auch grosse Investitionen.
Was bedeutet Ihnen Tradition? Traditionen sind mir wichtig, zum Beispiel die Alpabfahrt oder die Viehausstellung.
Wie sehen Sie die Zukunft der Bauern in Einsiedeln? Ich vermisse manchmal die Wertschätzung gegenüber den Bauern. Sie werden viel kritisiert, und die Bevölkerung hat hohe Ansprüche an unsere Produkte. Andererseits erhalten wir auch Unterstützung, wie die letzte Volksabstimmung gezeigt hat.
Doppel-Tag der offenen Tür. Samstag, 5. Oktober, 10 bis 24 Uhr; Sonntag, 6. Oktober, 10 bis 17 Uhr. Katzenstrick 18, Einsiedeln.
Foto: Eugen von Arb
Der Einsiedler Landwirt Martin Kälin entschied sich für den Neubau eines Laufstalls mit automatisiertem Betrieb. Damit konnte er sich und den Tieren mehr Lebensqualität verschaffen. Am Wochenende öffnet er für zwei Tage seine Stalltür.