«Es war immer unmöglich»
siebensekunden – oder der Traum vom Skifliegen für Frauen
Am letzten Freitag hatte der Film «siebensekunden » der Einsiedler Bildgestalterin Martina Di Lorenzo in der Cineboxx die Schweizer Premiere. Eine grosses Publikum beehrte die Filmerin mit seinem Besuch.
Der Filmabend startete gleich mit einer Überraschung. Eine der Protagonistinnen, die Vorarlbergerin Eva Pinkelnig, beehrte das Klosterdorf mit ihrer Anwesenheit. So durften jene, welche Lust hatten, beim «Meet and Greet» ein Autogramm oder ein Selfie «abstauben». Als der Zeiger der Uhr immer näher zum Start des Films rückte, 19 Uhr, war im Foyer der Cineboxx fast kein Durchkommen mehr. Nichtsdestotrotz strahlte Martina Di Lorenzo über das ganze Gesicht. Befürchtete sie doch anfänglich, dass sie nur ihre Familie im Kino antreffen würde. Langsam verschob sich das Publikum in den Saal und wurde dann mit etwas Verspätung von der Dokumentarfilmerin begrüsst. Kurz erklärte sie, wie der Film entstanden ist (der EA berichtet in der Ausgabe 27/2023). «Ich wollte ein Protestfilm drehen», gab sie unumwunden zu. Bei den Dreharbeiten kristallisierte sich aber heraus, dass das Skifliegen für die Frauen schneller realisiert wird als gedacht. Mit dem Hinweis, der Film gehe 95 Minuten und es gäbe bei einer Premiere keine Pause, startete der Film.
Von Beginn an fesselnd Ein Englisch sprechendes Mädchen eröffnete den Film. Mittels Helmkamera konnte das Publikum hautnah die Ängste und Sorgen des Mädchens miter-leben. Nach erfolgtem Sprung war dann aber alles halb so schlimm. Mit dieser Einstiegssequenz waren die Filmzuschauerinnen und -zuschauer vom Thema gepackt. Fliessend ging es über zur Allgäuerin Katharina «Katha» Althaus. Sie erzählte ihre Geschichte und wie sie doch so gerne ein Mal Skifliegen würde. Irgendwann aber realisierte sie, es wird wohl nicht mehr klappen. Nach dem Gewinn von drei Gold- und einer Bronzemedaille an der nordischen Weltmeisterschaft in Planica dachte sie laut ans Aufhören. Doch halt, nur wenig später liess die FIS verlauten, dass in Vikersund erstmals die 15 besten Skispringerinnen über die Skiflugschanze dürfen.
Die zweite Hauptfigur im Film ist Eva Pinkelnig. Zuerst war sie eine alpine Skirennfahrerin, bevor sie die Liebe zum Skispringen entdeckte. So kam sie spät zu diesem Sport. Und hatte aber dennoch gleich zu Beginn Erfolg. Nach einem schweren Sturz mit einer lebensbedrohlichen Verletzung stand die weitere Karriere auf der Kippe. Als Kämpfernatur war aber das Aufgeben keine Option. So erzählte sie dann auch im Film rückblickend auf die vergangene Zeit: «Es war immer unmöglich ». Bei allem, was sie irgendwie anfing, winkten viele ab und rieten ihr zur Aufgabe.
Kritiker
Neben den Vorkämpferinnen für das Skifliegen kamen auch die Kritiker zu Wort. So umschrieb der ehemalige österreichische Skispringer Toni Inauer in kurzen Worten seine Befürchtungen. Er war der Meinung, dass bei Stürzen die Frauen aufgrund ihres Körperbaus schlimmere Verletzungen als die Männer davontragen würden. Trotz dieser warnenden Worte kippte die FIS dennoch das Verbot des Skifliegens für die Frauen und im Frühling dieses Jahres war es im norwegischen Vikersund so weit: die Frauen durfte über die Skiflugschanze. An diesem Tag purzelten die Rekorde, und ein grosses Ziel war erreicht.
Im Anschluss an dem Film stellte sich die Filmemacherin und die Skispringerin den Fragen des Publikums. Locker und sympathisch beantworteten sie diese. Zum Abschluss im Kinosaal wurden die vier besten Schweizer Skispringerinnen ebenfalls auf die Bühne gebeten. In ihrer humorvollen und einzigartigen Art entlockte Di Lorenzo ihnen einige lustige Begebenheiten des Skispringens. Im Anschluss wurde im Foyer ein Apéro offeriert. Die Zeit wurde rege genutzt, um über dies und das im Nachgang zum Film zu diskutieren.
Wer den Film noch sehen möchte, er wird noch bis Mitte nächster Woche in der Cineboox gezeigt.
www.cineboxx.ch www.siebensekunden.com
Die
Hauptdarstellerinnen Katharina Althaus und Eva Pinkelnig. Pinkelnig unterhielt sich mit Skisprung Pionierin Eva Ganster bei einem Lagerfeuer. Unbändige Freude nach dem
Gewinn
von
Gold.
Fotos:
zvg