Mit Schaufeln, Schweiss und Leidenschaft zum Enduro-Paradies – Heute lesen, was morgen im EA steht
Erst drei Jahre jung und doch schon viel bewegt: Der Verein meinRad Trails Einsiedeln setzt sich für die Bedürfnisse der Mountainbiker ein. Mit dem Enduro-Rennen am Bikeside-Festival steht nächstes Wochenende ein Höhepunkt der Vereinsgeschichte bevor.
Lukas Schumacher
Es war einmal vor nicht allzu langer Zeit, als einige Unbekannte in den Wäldern unserer Region ihr «Unwesen» trieben. Rund zwanzig Jahre lang wurde im Verborgenen und Geheimen gehämmert und gegraben. Es entstanden Wege mit Schanzen und Steilkurven (Trails). Die Ära der illegalen Trail-Bauten erreichte während der Coronapandemie ihren Höhepunkt. Fast wöchentlich schossen neue «Obstacles» aus dem Waldboden. Zeit, dass sich etwas ändert. Zeit, den Sport auf legale Bahnen zu lenken. Zeit, dass aus Einzelkämpfern ein Team wird – ein Verein.
Ein Verein als nötiges Mittel
Wer gerne mal eine wilde «Abfahrt» mit dem Moutainbike unternimmt, der wurde in unserer Region hier und da fündig, man musste einfach wissen wo. In der Szene ist zum Beispiel der Chlösterlitrail hinter dem Frauenkloster Au bekannt. Während der Coronazeit konnte man hier fast wöchentlich Neues entdecken. Es war die Zeit der Gründung des Vereins meinRad Trails, der es sich zum Ziel nahm, die Interessen der Mountainbiker in unserer Region zu vertreten und den illegalen Bauten in den Wäldern einhalt zu gebieten. Der Sport soll gefördert, Trails legal und mit Sicherheitskonzept gebaut, und das Verständnis zwischen Wanderern, Mountainbikern, Grundeigentümern, Waldbesitzern, Jägern, Wildhut und Förstern gefördert werden.
Kein Massentourismus
Nur drei Jahre nach der Gründung des Vereins zählt dieser schon über 120 Mitglieder. Das Mauernblümchendasein der Downhill-Biker ist längst vorbei. Der Sport wird immer beliebter und akzeptierter. Die Gründung eines Vereins war ein wichtiger Schritt in die Zukunft. Der Verein hat klare und langfristige Ziele – ohne Zeitdruck. Ein paar gute Trails machen, die man offiziell bauen, signalisieren und betreiben kann, heisst es seitens des Vorstandes. Präsident Dean Lienert bleibt dabei mit den Füssen auf dem Boden. Aus Einsiedeln soll kein Laax oder Lenzerheide werden. Orte, in denen im Sommer der Velosport boomt. Downhill-Biker sollen in Einsiedeln die kleinen, aber feinen Trails entdecken können … weg vom Massentourismus. Nichtsdestotrotz will man die offiziellen Trails, wie mittlerweile den Chlösterlitrail, in der Szene weit über die Regionsgrenzen hinaus bekannt machen. Alle sollen von der schweisstreibenden Arbeit der meinRad-Trails-Mitglieder profitieren können. Dazu gehört auch der regionale Tourismus, Unternehmen, Restaurants und Hotels.
Schaufeln, schwitzen,
Spass haben
Die Vereinsmitglieder treffen sich regelmässig, um an ihrem ersten und bisher einzigen Trail zu arbeiten, dem Chlösterlitrail. Hier wird wie wild geschaufelt, gesägt, gehämmert und ein kleines Eldorado für Downhill-Biker geschaffen. Das Ganze ist mit allen offiziellen Stellen abgesprochen und eine Baubewilligung liegt vor. Der Trail verfügt sogar über ein Sicherheitskonzept. Das bedeutet, dass ein verunfallter Biker dem Rettungsdienst genau mitteilen kann, wo er sich befindet. Dieser weiss dann genau, wie er am besten zum Verunfallten herankommt.
Enduro-Final als Höhepunkt
Am Samstag in einer Woche ist es so weit: das letzte und somit entscheidende Rennen der Swiss Enduro Series findet in Einsiedeln statt. Die Trails, welche die über 400 Athleten befahren, wurden alle vom Verein meinRad Trails geplant und gebaut – eine riesige Aufgabe, die der noch junge Verein stemmt. Das Ergebnis: Eine Grundlage, den Sport hier in der Region voranzutreiben und weitere offizielle Trails zu realisieren. Einzigartig in der Serie ist die Dorfstage. Hier wird der Sport für alle hautnah erlebbar.
Das Marathon-Rennformat ist rückläufig. Das war ein bekanntes Faktum. So fragte Vereinspräsident Dean Lienert fast schon aus Jux den OKP des Iron Bikes Einsiedeln an, ob ein Enduro-Rennen nicht etwas wäre? Gefragt, verstanden, Auftrag erteilt: Letztes Jahr fand die Premiere statt – dieses Jahr mit der offiziellen Aufnahme in die Swiss Enduro Series neben Destinatio-
nen wie Laax, Leukerbad oder Airolo erhielt das Rennen eine massive Steigerung. Die Vereinsmitglieder arbeiten wie verrückt für diesen Event und ermöglichen durch Hunderte Stunden Arbeit und vielen Abklärungen einige abwechslungsreiche Strecken, die den Fahrern und Zuschauern in Erinnerung bleiben sollen.
Wohin die Reise führt
Mit dem Enduro-Rennen im Gepäck will der Verein in die Zukunft schreiten und mehr Akzeptanz für den Sport schaffen. So sollen weitere offizielle Trails entstehen. «Wenn ich träumen könnte, dann gäbe es in Einsiedeln eine Handvoll Strecken für Anfänger und Könner, zu denen man mit dem Skilift hochfahren kann», sagt Vorstandsmitglied Manuel Wenk. Klar ist: Das grosse Wintergeschäft ist vorbei. Im Sommer kann sich Einsiedeln profilieren. Die Verantwortlichen des Vereins haben Visionen und Ideen. Jedoch kein Gewehr im Nacken. Alles zu seiner Zeit, denn ein Trail schaufelt sich nicht von heute auf morgen und erst recht nicht alleine. Gemeinsam schaufeln sich die Mitglieder ihren Downhill-Spielplatz, der jedem gratis zur Verfügung steht. So profitieren nicht nur die Mitglieder, sondern die ganze Region.