Die Kirche macht alle zu Verlierern


KOMMENTAR
Die wissenschaftliche Aufarbeitung der sexuellen Übergriffe belegt schonungslos: Die katholische Kirche macht alle zu Verlierern. In allererster Linie jene, die missbraucht und stigmatisiert werden. Eine Kirche, deren Hauptzuwendung dem Seelenheil gilt, lässt die Opfer fallen und schützt die Täter. Versetzen, schreddern, vergessen: Das Ganze hat System bis in die höchsten Ämter.
Verlierer sind auch jene überwiegend vielen Priester und Seelsorgenden, deren Leumund untadelig ist, nun aber in den Topf der Übergriffigen geworfen werden. Sie zahlen die Zeche, die ihre Brüder im Geiste hinterlassen haben. Verlierer sind ferner die Katholikinnen und Katholiken, welche zerrissen sind und heimatlos zu werden drohen.
Der grösste Verlierer ist die Institution der katholischen Kirche. Wie totalitär und menschenverachtend deren Strukturen sind, zeigt der am Dienstag präsentierte Bericht in wissenschaftlicher Deutlichkeit. Es ist eine (Zwischen-) Bilanz des Schreckens.
Es schwindet nicht nur der Glaube an das Gute in der Kirche, sondern ebenso die Hoffnung, dass diese willens und fähig ist zur Umkehr. Angesichts der bitterernsten Fragen genügen fromme Worte nicht mehr. Irgendeinmal reicht es. Jetzt und heute.
6/7