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Joel Wicki siegte auf magistrale Art

Joel Wicki siegte auf magistrale Art Joel Wicki siegte auf magistrale Art

100. Urner Kantonalschwingfest in Altdorf vor 3200 Zuschauern

Im Schlussgang konnte Joel Wicki nach wenigen Sekunden den Wyberhaken von Sven Schurtenberger mit Innerem Haken kontern und kam damit nach 2018 zu seinem zweiten Sieg. Die Einsiedler hatten grosses Verletzungspech zu beklagen.

Die Kardinalfrage lautete am dritten diesjährigen Kantonalfest in der Innerschweiz einmal mehr, ob Joel Wicki gestoppt werden kann. Nach einem zehnjährigen Unterbruch wäre hingegen ein Sieg eines Einheimischen einer grossen Überraschung gleichgekommen. Bereits im Anschwingen brachten sich die favorisierten Luzerner in eine günstige Ausgangslage. Obschon direkte Paarungen zwischen ihnen nicht zu vermeiden waren, führte bei Halbzeit (nach drei Gängen) Sven Lang mit dem Höchsttotal vor den ebenfalls makellosen Sven Schurtenberger und Joel Wicki. Vor dem Ausstich hatten dann nur noch die beiden Hauptdarsteller Sven Schurtenberger und Joel Wicki eine reine Weste. Wie zu erwarten war, kam es wieder zu einem reinen Luzerner-Schlussgang. Doch dazu gab es einiges Rätselraten. Joel Wicki ging keine Risiken ein und liess gegen Andreas Odermatt am Boden nicht locker, bis sein Siegesresultat feststand. Noe van Messel überrumpelte Sven Schurtenberger im ersten Zug mit einem wahren Prachtskurz. Er schloss damit punktemässig zu seinem Verlierer auf. Weiter wiesen auch Remo Vogel und Marc Lustenberger das gleiche Punktetotal auf. Aufgrund des besseren Notenblattes erhielt Sven Schurtenberger den Zuschlag für die Endausmarchung.

Variantenreicher Wicki Schwingerkönig Joel Wicki stell-te seine Kontrahenten mit seinem ständigen Angriffsfeuerwerk und seiner Vielseitigkeit vor unlösbare Probleme. Neben seinen explosiv angesetzten Standschwüngen fällt er diese Saison mit seiner wirkungsvollen Bodenarbeit auf. An diesen Attributen bissen sich seine Gegner vergeblich die Zähne aus. So manövrierte er Noe van Messel und Lukas Heinzer nach kurzer Gegenwehr aus. In einem kampfbetonten Gang konnte er Joel Ambühl am Boden bis zum Gut des Kampfrichters festhalten. Ein Prachtskurz gegen Joel Kessler wurde vom Publikum frenetisch applaudiert. «Ich musste bei meinen Siegen alles geben, obschon es nicht immer so aussah», erklärte der mittlerweile dreifache Kranzfestsieger dieser Saison. In die-ser Verfassung dürfen dem Entlebucher weitere Erfolge zugetraut werden. Er schwingt wie aus einem Guss und alles stimmt derzeit bei ihm.

Sven Schurtenberger trumpfte in seiner unverkennbaren Art in den ersten vier Gängen ganz gross auf. Einmal im Kreuzgriff gab es für seine Gegner keine Rettung mehr. Dies muss-te zum Auftakt Mike Müllestein, der ebenfalls alles auf eine Karte setzte und durchaus Siegeschancen hatte, zur Kenntnis nehmen. Mit drei Höchstnoten übernahm er zwischenzeitlich die Führung. Der Hüne zeigte einen starken Wettkampf und hat noch Luft nach oben.

Wie schon an seinem eigenen Kantonalen bereitete Noe van Messel mit seiner attraktiven und unbekümmerten Schwingweise viel Freude und sorgte für Stimmung in der vollbesetzten Arena. Der 21-jährige Wirtschaftsstudent rollte das Feld mit seinem Spezialschwung, dem Kurz, im wahrsten Sinne des Wortes von hinten auf. Seine Widersacher fanden dagegen kein geeignetes Mittel und zogen allesamt den Kürzeren. Seine beiden Gesellenstücke lieferte er im Ausstich ab. Nach dem Blitzsieg gegen Schurtenberger bezwang er zum Abschluss seines grossen Auftrittes den zähen Entlebucher Marc Lustenberger mit der Maximalnote.

Zur Freude der einheimischen Zuschauer zeigte sich Lukas Bissig von seiner allerbesten Seite. Der starke Leistungsausweis mit einer Niederlage und fünf Vollerfolgen brachte ihm den dritten Rang sein.

Zu einer sicheren Stütze für die Luzerner hat sich Sven Lang entwickelt. Neben den beiden Unentschieden gegen Michael Zurfluh und Patrick Betschart totalisierte der kräftige Turnschwinger vier Siege.

Von den 33 abgegebenen Kränzen holten wie schon an den bisherigen zwei Kantonalfesten die Luzerner mit elf vor den stark verbesserten Schwyzern (8), den Ob- und Nidwaldnern (4) und den Zugern (3) am meisten «Exemplare ». Der gebürtige Urner Andy Murer, der im Wallis wohnt, holte als Gast den Kranz. Ryan Rogenmoser, Mario Beffa und Gabriel Wyrsch konnten sich den «Kopfschmuck » erstmals aufs Haupt setzen lassen.

Gebrüder Grab im Pech Nachdem Martin und Florian Grab mit Kranzgewinnen erfolgreich in die Saison gestartet waren und endlich beschwerdefrei schwingen konnten, gab es für sie ein bitteres Déja-vu. Beide mussten wegen Kniebeschwerden aufgeben. Florian Grab nach dem unentschiedenen Auftakt und Martin nach seinem Startsieg gegen Lukas Lennenmeier, der Niederlage gegen den Eidgenossen und dem Unentschieden gegen Ueli Hürlimann. Mit der Verletzungshexe sind die beiden per Du. Es bleibt zu hoffen, dass die Verletzungen nicht allzu schlimm sind und sie bald wieder in die Sägemehlringe steigen können. Dieser Auftakt fuhr auch den anderen Aktiven in die Knochen. Am Ende konnte sich nur noch Fabian Birchler Hoffnungen auf den Kranzgewinn machen. Doch wurde dem Trachslauer mit dem Eidgenossen Erich Fankhauser ein harter Brocken zugeteilt. Das Duell verlief über weite Strecken ebenbürtig. Nachdem Birchler gefährlich angriff, konterte sein aufmerksamer Widersacher blitzschnell mit einem Fussstich. Der 17-jährige Marco Reichmuth belegte wie Birchler mit je drei Siegen und Niederlagen den elften Rang. Zuletzt blieb er gegen den Tessiner Lorenzo Mignola siegreich. Daniel Schuler verlor zuletzt gegen Daniel Bühlmann; für das Eichenlaub hätte er allerdings einen Zehnerwurf gebraucht. Jan Walker und Jakob Gerber waren bis zum Schluss dabei, konnten aber nicht um die Kränze kämpfen.

Fotos: Werner Schönbächler


Der Festsieger, Schwingerkönig Joel Wicki, lässt sich feiern.

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