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Solches bringt mich in Rage!

LESERBRIEFE

Zur Credit Suisse

Das gegenwärtige «Theater» rund um die CS hätte sich nie ereignet, wenn alle führenden CS-Personen sich mit ihrer Firma identifiziert hätten und ihre Arbeit, für die sie zum Teil fürstlich bezahlt wurden, nach bestem Wissen und Gewissen erledigt hätten.

Doch das Problem beginnt bereits bei den Verwaltungsräten und Verwaltungsrätinnen der Bank, welche in dieser Funktion für ihren Mandanten, in kritischen Entscheiden, durch ihre (hoffentlich) vom Auftraggeber losgelöste, distanzierte Sicht zur optimalen Entscheidungsfindung hätten beitragen sollen. Leider war diese Aktivität für manche eher ein sehr willkommener Nebenverdienst, als eine zusätzliche, eminent wichtige Tätigkeit.

Ich behaupte in keiner Weise, dass sämtliche Fehlentscheide durch sorgfältige Arbeit des Verwaltungsrates vermeidbar gewesen wären, doch einen bedeutenden Anteil eben schon. Armer Alfred Escher! Eine seiner genialen Ideen muss so jämmerlich enden!

Doch es gibt in dieser Angelegenheit leider noch weitere Schuldige, welche auf Grund von teils mangelnder Kompetenz, oder auf Grund von zu wenig Weitsicht, nicht rechtzeitig, ungenügend, oder gar Negatives begünstigend, eingeschritten sind. Ich denke da an die Nationalbank und die Finma. Ich vertrete die Meinung, dass man an Leute, welche in solchen Lohnsegmenten tätig sind, auch höhere Anforderungen stellen darf.

Eigentlich wüssten wir alle, dass es in der Schweiz zwei Grossbanken gebraucht hätte, und dies in so manchen Belangen auch unbedingt anzustreben gewesen wäre. Warum hat man nicht einen von allen Beteiligten getragenen Lösungsansatz gewagt, in welchem man zur Besonnenheit und um Verständnis aufgerufen hätte, denn es ging ja letztlich «nur» um den Vertrauensverlust der CS. Man hätte für eine gewisse Zeit dauernde Phase den «Status quo» aufrufen und erbitten sollen, und sich nicht so rasch wie möglich des Problems entledigen.

Ich frage mich ernsthaft, ob man jetzt, nach all den vorangegangenen Fehlern, nicht noch den grössten dazu gemacht hat. Denn diese beiden Banken gleichen sich so stark, dass kurz- und mittelfristig sehr viel Leid durch Stellenverlust dazu kommt, und einmal mehr die Schwächsten und am wenigsten Schuldigen die Rechnung begleichen müssen.

Francis Wiesner (Einsiedeln)

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