Albert Kochs grosses Werk in Afrika
Jahrzehntelang prägte der Einsiedler Unternehmer Albert Koch als Investor und Bauherr den Stoos. Ab 2009 wurde er in Afrika tätig. Und baute für 30 Millionen Franken ein Kraftwerk.
BERT SCHNÜRIGER
Der heute 82 Jahre alte Albert Koch hat seine zahlreichen Betriebe und Liegenschaften in Einsiedeln, im Ägerital, in Wattwil und auf dem Stoos schon vor Jahren seinen beiden Söhnen übergeben. Eine neue Aufgabe fand er dank seines Geschäftsfreunds Robert Fuchs aus Schindellegi. Der Helikopterunternehmer und Inhaber einer Elektrotechnikfirma hatte 2003 ein kleineres Wasserkraftwerk in Tansania gebaut und einer einheimischen Klostergemeinschaft zur Deckung des Eigenbedarfs übergeben: den «African Benedictine Sisters of St. Agnes» in Chipole im Südwesten des 53-Millionen-Staates Tansania.
Koch war beeindruckt vom Engagement der Nonnen Albert Koch war als Besitzer zweier Kraftwerke am Unterlauf des Ägerisees mit der Materie vertraut und flog 2009 mit Fuchs ins ostafrikanische Land. Beeindruckt vom grossen Engagement der 370 Nonnen vom Konvent in Chipole, kam Koch auf die Idee, in der Region ein grösseres Kraftwerk zu bauen, um dem Kloster und der Region eine bessere wirtschaftliche Basis zu geben.
«Zusammen mit Schwestern fuhr ich zwei Tage lang im Jeep durch den Busch», erzählt Albert Koch. «Am zweiten Tag stiessen wir in der Region Tulila auf einen 15 Meter hohen Wasserfall im Fluss Ruvuma. Wir hatten den idealen Platz für ein Wasserkraftwerk gefunden.» Drei Jahre später lag ein baufertiges Projekt vor.
Der Ruvuma sollte mit einer 22 Meter hohen Mauer auf einer Länge von mehr als vier Kilometern aufgestaut werden. Das gestaute Wasser sollte zwei Turbinen mit je 2,5 Megawatt Leis-tung antreiben. Das Projekt kostete 30 Millionen Dollar. Dazu steuerte Albert Koch 10 Millionen Eigenkapital bei, für weitere Darlehen konnte Koch vorab die Credit Suisse gewinnen, die auch die juristische Abwicklung sicherstellte. «Die Schwestern, die ein gutes Verhältnis mit den Behörden haben, sorgten für die notwendigen Baubewilligungen», sagt Albert Koch.
Strom für 300’000 bis 400’000 Einwohner Im Frühling 2013 fuhren die Bagger auf. Albert Koch begleitete die Bauarbeiten in Tulila. «Ich war nicht nur monate-, sondern jahrelang dort», sagt er heute rückblickend. Nach ers-ten Testläufen im Sommer 2015 ging das neue Wasserkraftwerk 2016 ans Netz mit Strom für 300’000 bis 400’000 Einwohnerinnen und Einwohner (wobei der Strombedarf pro Haushalt in Tansania wesentlich tiefer liegt als in der Schweiz). Das Werk verfügt mit fünf Megawatt über die gleiche Leistung wie im Muotatal das Kraftwerk Hüribach des Elektrizitätswerks des Bezirks Schwyz. Es verstromt allerdings das vom 557 Meter höher gelegenen Ausgleichsbecken Lipplisbüel herunterstürzende Wasser. Das Werk in Tulila hingegen hat nur eine 22 Meter hohe Gefällsstufe im Fluss und braucht deshalb für die gleiche Leistung viel mehr Wasser.
Der Strom aus dem Werk Tulila wird an die nationale Netzgesellschaft Tanesco verkauft. Sie hatte zuvor in der Region mit riesigen Dieselmotoren Strom erzeugt. Pro Jahr mussten damals etwa 500 mit Diesel gefüllte 40-Tonnen-Tanklastzüge mehr als Tausend Kilometer weit ins Landesinnere fahren, damit die-ser Treibstoff verstromt werden konnte – eine nicht gerade umweltfreundliche Lösung. Nonnen werden Besitzerinnen
Während der ersten Betriebsjahre wurden die Schwestern bei der Betriebsführung des Kraftwerks von zwei erfahrenen Wasserkraftoperatoren der Tanesco unterstützt. Koch beabsichtigte aber von Anfang an, die Verantwortung später vollumfänglich den Nonnen zu übergeben. Dazu fanden bis-her mehrmals Schulungen des Schwesternteams in Betriebsführung oder Finanzbuchhaltung durch Fachleute aus der Schweiz statt. Dazu hat Koch eine Stiftung gegründet, welche dies alles organisiert und beaufsichtigt.
Nach der Rückzahlung des Fremdkapitals geht das Kraftwerk von der Stiftung an das Frauenkloster über. Der Konvent mit seinen 370 Schwestern versorgt sich weitgehend selber und führt in der Region Schulen mit 2000 Schülern, Gesundheitspraxen, Apotheken und Landwirtschaftsbetriebe. «Das Kraftwerk in Tansania war mir wichtig», sagt Albert Koch. Er habe sich «gerne für diese gute karitative Sache engagiert».
Albert Koch und die «African Benedictine Sisters of St. Agnes» beim Wasserkraftwerk in Tansania.
Foto: Till Muellenmeister