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«Ich kandidiere vielleicht wieder»

«Ich kandidiere vielleicht wieder» «Ich kandidiere vielleicht wieder»

Am Sonntag ging der zweite Wahlgang der Regierungsratsersatzwahlen im Kanton Schwyz über die Bühne

Der parteilose Peter Abegg holte am Sonntag knapp 6000 Stimmen. Der Landwirt aus Rothenthurm schliesst eine spätere Kandidatur für ein politisches Amt nicht aus: «Mit einem Stimmenanteil von 17 Prozent habe ich gute Chancen, in den Nationalrat gewählt zu werden.»

MAGNUS LEIBUNDGUT

Wie kommt das Resultat bei Ihnen an?

Das Resultat ist nicht so erfreulich ausgefallen: Ein schwarzer Tag für die Berggemeinden im Kanton Schwyz. Der Wolf kann sich jetzt ungehindert ausbreiten und wird der Schwyzer Alpwirtschaft schweren Schaden zuführen: Das ist kein gutes Zeichen für die Bevölkerung auf dem Lande, weil jetzt niemand Widerstand macht gegen die herrschende Politik. Mit welchen Erwartungen sind Sie in den zweiten Wahlgang gegangen?

Ich habe mir mehr erwartet: Ich bin davon ausgegangen, dass ich 2000 bis 3000 Stimmen mehr machen würde. Ich bin aber stolz darauf, dass ich in Berggemeinden wie Muotathal, Rothenthurm, Unteriberg und vielen anderen Berggemeinden von allen Kandidaten am meis-ten Stimmen geholt habe. Trotzdem bin ich naturgemäss nicht zufrieden, wie der Wahlsonntag insgesamt ausgegangen ist. Was hat Sie an diesem Wahlsonntag besonders überrascht? Nicht von vornherein war absehbar, dass sich die SVP-Basis grossmehrheitlich für den FDP-Kandidaten Damian Meier aussprechen würde. Die SVP ist nicht mehr die gleiche Partei wie vor zwanzig Jahren: Da kämpfte sie noch für Ideale. Das ist heute vorbei. Welche Rolle hat die Herkunft der Kandidaten bei den Regierungsersatzwahlen gespielt? Die Herkunft mag keine allzu grosse Rolle gespielt haben. Dass Damian Meier eigentlich gar kein Hiesiger ist, sondern vielmehr aus dem Luzernischen stammt, war unerheblich. Es geht nicht mehr um das Können, sondern nur noch um die Parteizugehörigkeit. Wieso war der Frauenbonus nicht matchentscheidend? Frauen hatten es noch nie leicht, im Kanton Schwyz gewählt zu werden. Wenn man davon ausgeht, dass die Hälfte der Wählerinnen und Wähler Frauen sind und die alle Louise Lindauer gewählt hätten, wäre die GLP-Kandidatin locker gewählt worden. Welche Rolle hat die Stimmbeteiligung gespielt?

Die Stimmbeteiligung war mit 33 Prozent tief: Eine tiefe Stimmbeteiligung hilft den etablierten Kandidaten und weniger den Aussenseitern, weil dann nur das «normale» Parteivolk an die Urne geht, das so stimmt, wie die Parteien eben vorgeben. Vielen ist noch nicht klar geworden, was die Stunde geschlagen hat – sie haben sich nicht an die Urne bewegen las-sen. Oder ihnen fehlte der Mut, einem Aussenseiter die Stimme zu geben – oder es war einfach Politverdrossenheit. Wieder hat es Ihnen nicht gereicht für einen Sitz in der Schwyzer Regierung: Woran hat es gelegen? Die Parteien sind übermächtig im Kanton Schwyz: Wer es nicht schafft, ihnen Stimmen abzujagen, schafft es nicht, in die Regierung einzuziehen. Es geht den Bürgerinnen und Bürgern einfach noch zu gut: Sie merken nicht, dass sie Wasserträger der Juristen geworden sind. Wie wirkt sich der Umstand auf den Kanton Schwyz aus, dass die Bauern weiterhin nicht in der Regierung vertreten sind? Wie man in den Kantonen Graubünden und Glarus gesehen hat, treibt der Wolf dort sein Unwesen, wenn man ihm nicht Einhalt gebietet. Eine Regierung, die sich mutlos immerzu hinter dem Gesetz versteckt, ist eine schwache Regierung. Auf der anderen Seite muss man auch konstatieren: Seit vielen Jahren sind die Bauern nicht in der Schwyzer Regierung vertreten – deswegen ist die Landwirtschaft nicht untergegangen. Aber wir werden langsam erstickt von einer Regierung, die vom ländlichen Raum keine Ahnung mehr hat. Wie hätte sich die Schwyzer Politik dank und mit einem Regierungsrat Peter Abegg zukünftig verändert? Es wäre sicherlich eine bürgernahe Politik möglich gewesen: eine offenere Politik ohne Scheuklappen und mit besserer Kommunikation auch über scheinbar schwierige Themen. Schon bald finden in Sachen Schwyzer Regierungsrat Gesamterneuerungswahlen statt. Werden Sie erneut antreten?

Ich stehe diesem Unterfangen offen gegenüber: Mit einem Stimmenanteil von 17 Prozent habe ich durchaus gute Chancen, in den Nationalrat gewählt zu werden. Sie machen bereits seit zwanzig Jahren eine SVP-nahe Politik: Wieso treten Sie nicht der SVP bei? Würden sich Ihre Chancen erhöhen, gewählt zu werden, wenn Sie sich einer Partei anschlössen?

Ich komme ursprünglich aus dem CVP-Milieu, ticke aber in der Tat in vielen Bereichen ähnlich wie die SVP. Als Parteiloser kann ich aber besser eine vielversprechende Politik in Angriff nehmen: Die SVP ist nicht mehr unabhängig und lässt sich für Machtspiele einspannen: Das ist nicht meine Welt. Zum Schluss unseres Gesprächs: Welche Erinnerungen nehmen Sie aus diesem Wahlkampf mit? Ich bin ziemlich gelassen in die-sen Wahlkampf gestiegen und habe sicherlich nicht so einen Aufwand wie Damian Meier betrieben (lacht). Ich bin locker geblieben, weil ich gewusst habe, dass es nicht eine grosse Katastrophe für mich ist, wenn ich nicht gewählt werde. Ich gehe jetzt zurück in den Stall zu meinen Rindern und Kühen. Schade ist einfach, dass jetzt niemand da ist in der Regierung, der sich vehement für die Anliegen der Bergregionen einsetzen wird.

Peter Abegg: «Es ist schade, dass es den Schwyzern an Mut gefehlt hat, einen Bauern in die Regierung zu wählen, der wirklich die Interessen der Landwirtschaft vertritt.» Foto: Magnus Leibundgut

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