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Kommt es zu einem zweiten Wahlgang?

Die Regierungsratsersatzwahlen im Kanton Schwyz am 25. September versprechen einige Spannung

Sechs Personen kämpfen am Sonntag um zwei frei werdende Sitze in der Schwyzer Regierung. Eine Prognose zu machen ist schwierig. Ein zweiter Wahlgang ist zumindest nicht ganz ausgeschlossen.

CARLO SCHULER

Wenige Plakate an den Strassenrändern, wenig Werbematerial im Briefkasten: Der aktuelle Schwyzer Regierungsratswahlkampf scheint eher flau zu verlaufen. Stimmt der Eindruck?

Gar nichts von einem flauen Wahlkampf will Karin Schwiter, die Präsidentin der Schwyzer SP, wissen: Zumindest der SP-Kandidat Patrick Notter sei pausenlos unterwegs und nutze jede Minute, um sich den Schwyzer Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern vorzustellen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

«Das nostalgische Postauto, mit dem er für einen starken öffentlichen Verkehr Werbung macht, ist ein toller Blickfang. Hinzu kommen unzählige Wahlhelferinnen und Wahlhelfer, die Postkarten schreiben, Plakate stellen, Flyer verteilen oder Wählerinnen und Wähler anrufen.» «Wahlkampf verläuft eher flau»

«Ich nehme den Wahlkampf als äusserst ruhig wahr», sagt hingegen Dominik Blunschy, Fraktionspräsident der Schwyzer Mitte. Ähnlich sieht es Roman Bürgi, Präsident der SVP: «Es ist in der Tat so, dass der Wahlkampf eher flau verläuft.» So habe es lediglich ein einziges Podium gegeben. «Das hat vielleicht damit zu tun, dass der eigentliche Wahlkampf erst nach den Sommerferien begonnen hat – also Mitte August – und daher auch sehr kurz ist.» FDP-Präsident Urs Rhyner meint: «Ich empfinde den Wahlkampf nicht als flau, aber als anständig.» Damian Meier, der Kandidat der FDP, sei mit seinen Wahlkampfthemen sehr präsent und an vielen Anlässen in engem Kontakt mit der Wählerschaft. Die Mitte unterstützt die GLP

Nötig wurde diese Ersatzwahl aufgrund der Rücktritte der bisherigen Regierungsräte Kaspar Michel (FDP) und Andreas Barraud (SVP). Die FDP schlägt mit Damian Meier den aktuellen Kommandanten der Kantonspolizei Schwyz vor. Damian Meier wohnt im Hauptort Schwyz.

Für die SVP kandidiert der Schwyzer Gemeindepräsident Xaver Schuler: Der Kleinunternehmer aus Seewen war früher Schwyzer Kantonsrat. Die SP schickt Patrick Notter ins Rennen, der seit sieben Jahren in Einsiedeln als Bezirksrat tätig ist. Beruflich arbeitet Notter als Berufsbeistand.

Für die GLP kandidiert eine Frau: Die Juristin Ursula Louise Lindauer aus Ibach hat bisher noch kein grösseres politisches Amt bekleidet. Als Leiterin des zentralen kantonalen Rechtsdienstes kennt sie die Verwaltung und die politischen Abläufe aber sehr gut.

Unterstützt wird die GLP-Kandidatin durch die Mitte. Mitte-Fraktionschef Dominik Blunschy meint dazu: «Mit Ursula Lindauer unterstützen wir bewusst die einzige kandidierende Frau, da wir uns eine zweite Frau in der Regierung wünschen.» Blunschy verweist auf die bisherige Zusammenarbeit der beiden Parteien. Die GLP stehe der Mitte inhaltlich nahe.

Gleich drei Kandidaturen aus dem Hauptort Eine Voraussage zu machen, scheint aufgrund der Konstellationen eher schwierig. Insgesamt kandidieren sechs Personen für die zwei Sitze. Als Favoriten gehen die Kandidaten der FDP und der SVP ins Rennen.

Ihnen könnte aber zum Nach-teil werden, dass beide in der Gemeinde Schwyz wohnen. Mit Sandro Patierno (Mitte) sitzt derzeit nämlich bereits ein Vertreter des Hauptortes in der Schwyzer Regierung. Interessant wird auch die Frage sein, wie viele Stimmen Ursula Lindauer erzielen wird. Die GLP ist national im Aufwind. Im Frühjahr eroberte sie in Nidwalden gar einen Regierungssitz.

Die SP-Präsidentin Karin Schwiter rechnet damit, dass ihre Partei nach zehn Jahren Absenz wieder in der Schwyzer Regierung Einsitz nehmen wird: «Patrick Notter wird für seine politische Arbeit auch von Bürgerlichen sehr geschätzt. Zudem ist er der einzige Kandidat aus der Region Einsiedeln, die sonst gar nicht mehr in der Schwyzer Regierung vertreten wäre. Das wird ihm viele zusätzliche Stimmen bringen», so Karin Schwiter.

Das tiefe absolute Mehr von Schwyz Wichtig ist die Frage, ob es zu einem zweiten Wahlgang kommen wird. In einem zweiten Durchgang werden jeweils die Karten neu gemischt. Das absolute Mehr ist im Kanton Schwyz seit den Wahlen im Jahr 2012 sehr tief definiert, also relativ leicht zu erreichen.

Im Kanton Schwyz wird die Gesamtzahl der gültigen Stimmen durch die doppelte Zahl der zu vergebenden Mandate geteilt. Die nächst höhere Zahl ergibt das absolute Mehr. Die lee-ren Stimmen werden dabei für die Errechnung des absoluten Mehrs nicht mitgezählt.

Ganz anders in Kantonen wie Uri, Luzern oder Obwalden: Dort wird auf die Anzahl der gültigen Wahlzettel abgestellt. Diese wird durch zwei geteilt. Die nächst höhere Zahl ergibt das absolute Mehr. Bei diesem System ist das absolute Mehr deutlich schwieriger zu erreichen als im Kanton Schwyz. Zweite Wahlgänge kommen in jenen Kantonen, die noch dieses «echte» absolute Mehr kennen, ziemlich häufig vor.

Zweiter Wahlgang – auch die Parteien werweissen Anders im Kanton Schwyz: Mit dem jetzigen System werden zweite Wahlgänge im Kanton Schwyz zur Seltenheit. Speziell bei der Wahl vom 25. September ist aber, dass gleich sechs Personen um die beiden freien Sitze kämpfen.

SP-Präsidentin Karin Schwiter geht dennoch davon aus, dass die beiden Sitze schon im ersten Wahlgang besetzt werden. Mitte- Fraktionschef Dominik Blunschy meint, es sei schwierig abzuschätzen, ob es einen zweiten Wahlgang geben könnte. FDP-Parteipräsident Urs Rhyner sieht es ähnlich: Er hoffe aber, dass der FDP-Kandidat Damian Meier im ersten Durchgang das absolute Mehr erreiche.

Roman Bürgi, Präsident der Schwyzer SVP, weist auf die Vielzahl von Kandidatinnen und Kandidaten hin, die für die zwei Sitze antreten. Vor diesem Hintergrund sei das Erreichen des absoluten Mehrs doch nicht ganz so einfach: «Wir sind überzeugt, dass jede Stimme unserer SVP-Wählerinnen und Wähler entscheidend ist, um nicht in einen zweiten Wahlgang zu gehen.» SP-interne Diskussionen rund um die Nomination Für die SP kandidiert Patrick Notter aus Einsiedeln: Dass Notter an der Nominationsversammlung der SP einer Frau vorgezogen wurde, führte parteiintern zu Diskussionen.

SP-Kantonsrätin Diana de Feminis, die ebenfalls kandidierte, sagt, sie habe sich nach der Nominationsversammlung kritisch geäussert: «Es ging darum, dass aus meiner Sicht nicht im Kanton Schwyz geborene und aufgewachsene Personen weniger Chancen haben – auch wenn sie gut qualifiziert sind. Einheimisch sein ist wichtiger als alles andere. Man kann sich also als Zugezogene jahrelang engagieren und wird dann doch nur berücksichtigt, wenn gerade sonst niemand aus der Region zur Verfügung steht. Ich denke, dass dies in den ländlichen Kantonen so immer noch der Fall ist.» Dies aber fördere die Vielfalt nicht und sei auch nicht demokratisch. «Man wird auch nach über zwanzig Jahren quasi diskriminiert. » Mittlerweile könne sie den damaligen Entscheid aber gut akzeptieren: «Ich bin ja nach wie vor Kantonsrätin und in der Staatswirtschaftskommission und kann meine Anliegen einbringen. In den Regierungsrat gewählt zu werden, ist einigen wenigen vorbehalten – und das wird wohl auch weiterhin so bleiben. Die SP hat im Kanton Schwyz trotz eines Wähleranteils von fast zwanzig Prozent seit zehn Jahren keine Vertretung im Regierungsrat – auch das ist eigentlich nicht demokratisch.» «Die SP wird Frauen auch in Zukunft fördern» Angesprochen auf die Nicht-Nominierung einer Frau meint Parteipräsidentin Karin Schwiter: «Die SP hatte bei den letzten Regierungsratswahlen mit Elsbeth Anderegg auch eine Frau nominiert. Bei den Nationalratswahlen hatte die SP entschieden, gleich zwei Frauen auf die beiden vordersten Plätze der Nationalratshauptliste zu setzen. Die SP wird Frauen auch in Zukunft mit aller Kraft fördern. Dass wir nun zur Abwechslung einmal einen Mann nominiert haben, zeigt einzig, dass wir in der SP nicht nur top Frauen, sondern auch top Männer haben und natürlich auch sie unterstützen.»

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