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«Es gibt Lösungen, die CO2 aus der Luft absaugen»

«Es gibt Lösungen, die CO2  aus der Luft absaugen» «Es gibt Lösungen, die CO2  aus der Luft absaugen»

Die Sammlung für die Initiative der Grünen läuft. David Heinzer, Präsident der Schwyzer Grünen, ist zuversichtlich, dass die 2000 Unterschriften bis Ende Jahr parat sind.

JÜRG AUF DER MAUR

Die Schwyzer Grünen haben im Juli eine Klimainitiative lanciert. Seither ist es ruhig. Wie läuft es mit der Sammlung? Es läuft gut. Wir sammeln zusammen mit der Schwyzer SP. Die SP ist auch bei uns im Initiativkomitee tätig. Wir wollen die 2000 gültigen Unterschriften bis Ende Jahr zusammenhaben. Wir haben aber keinen Zeitdruck. Es gibt keine Fristen, die eingehalten werden müssen. Aber klar: Je schneller wir unser Ziel erreicht haben, desto besser. Die Grünliberale Partei versucht es gleichzeitig mit einer Einzelinitiative. Ja, diese geht aber viel weniger weit als unsere Volksinitiative. Die Grünliberalen wollen einfach einen Verfassungsartikel: Das Klima soll in der Verfassung Platz bekommen.

Aber?

Wir wollten weiter gehen. Wir waren mit unserer Initiative bereits an der Arbeit, als die GLP-Einzelinitiative öffentlich wurde. Wir beschlossen deshalb, bei unserem Vorhaben zu bleiben. Sie fordern konkret Netto null und nicht nur einen Verfassungsartikel. Was würde das

konkret heissen?

Netto null hiesse, dass wir im Kanton ab dem Jahr 2040 kein CO2 mehr emittieren dürften. Nur das, was wir im Kanton Schwyz auch speichern können.

Wie ginge das?

Wir könnten im Kanton Schwyz die Waldflächen ausdehnen, mehr aufforsten oder auch Hochmoore schaffen. Es gibt aber auch unterirdische Speichermöglichkeiten. Es gibt mittlerweile technologische Lösungen, die der Luft CO2 absaugen und dann unterirdisch absorbieren. Genau das schlägt der Bund in der Energiestrategie 2050 vor. Wir wollen diese Lösungen im Kanton Schwyz aber früher, nämlich schon im Jahr 2040.

Wieso diese Eile? Macht das Sinn für einen einzelnen Kanton?

Es besteht dringender Handlungsbedarf. Wir müssen jetzt anfangen und für das Klima etwas machen. Wir dürfen nicht weitere Zeit sinnlos verstreichen lassen. Wir wollen Zwischenziele definieren: Werden diese erreicht, soll es einen Schritt weiter gehen. Die Leute sind nicht direkt von der Umsetzung betroffen. Es geht darum, dass wir den Aktionsplan richtig definieren. Die Initiative ist wirtschaftsund umweltfördernd. Was würde das den Kanton Schwyz kosten? Am Schluss nichts, denn die Investitionen könnte man mit Abgaben deckeln und so finanzieren. Die Leute und die Unternehmen würden gefordert, Massnahmen zu treffen. Der Kanton Schwyz muss nur für die Rahmenbedingungen sorgen, damit die Bevölkerung dann Richtung Netto null arbeitet.

Sie fordern doch aber auch, dass der Kanton Schwyz in die Ausbildung von Fachpersonal investiert. Weshalb? Wie überall herrscht auch im Energiebereich Fachkräftemangel. Es braucht viel mehr Leute in diesem Sektor. Die Nachfrage wäre vorhanden. Es fehlt aber an Material und Personal. Der Kanton Schwyz muss aber nicht mehr Leute anstellen, wenn die Initiative angenommen wird. Aber er müsste sich um die Ausbildung kümmern und sich diesbezüglich auch auf Bundesebene in den entsprechenden Gremien starkmachen. Derzeit fürchten sich alle vor einer Energiemangellage im Winter. Die Preise explodieren. Die Initiative würde vor allem kleinere Budgets in der Bevölkerung zusätzlich belasten? Das ist uns bewusst. Genau deshalb verlangen wir in der Initiative auch sozialverträgliche Lösungen. Es ist sehr wichtig, dass wir den einkommensmässig schwächeren Teil der Bevölkerung übermässig schützen. Wie soll das gemacht werden?

Da gibt es verschiedenste Möglichkeiten. Vorstellbar wäre etwa ein Umverteilungssystem, bei dem die Leute wie bei der CO2-Abgabe das Geld zurückerhalten. Oder man könnte ihnen einfach höhere Fördergelder entrichten oder das Ganze an die Steuern koppeln. Nochmals: Das Sozialverträgliche ist uns ganz wichtig. Die Initiative mag ja gut und recht sein. Die Grünen kämpfen für das Klima, sind sich aber gleichzeitig die grössten Verhinderer. Sie lehnen Windräder ab oder wehren sich gegen höhere Staumauern. Ein Widerspruch? Ich sehe den Punkt und weiss, dass das oft für Kritik sorgt. Aber es spielen hier viele Faktoren hinein. Das Klima ist uns wichtig und liegt uns am Herzen. Aber auch das Landschaftsbild, die Biodiversität oder naturnahes Produzieren von Lebensmitteln gilt es zu beachten. Für die einen sind Windmühlen, Staumauern, Moorschutz oder Photovoltaik wichtig. Ein anderer innerhalb der Partei kann gerade damit nicht viel anfangen, weil etwa Vogelarten oder andere Tiere bedroht würden.

Das heisst?

Die Biodiversität ist ebenso bedroht wie das Klima. Beides ist für uns und die ganze Gesellschaft existenziell. Es braucht beides. Die Rettung des Weltklimas nützt nichts, wenn gleichzeitig die Biodiversität zerstört ist. Ohne Biodiversität sind wir eh tot. Das Artensterben wird uns hart treffen. Es darf auf keinen Fall so weit kommen. Beides wurde bisher zu wenig beachtet – beides ist nun sehr akut. Sie werden beim Unterschriftensammeln von der SP unterstützt. Ist noch mit weiterer Hilfe zu rechnen? Wir haben bereits Kontakt mit der GLP aufgenommen. Sie wird im Vorstand eine Zusammenarbeit besprechen. Persönlich erwarte ich eigentlich nichts anderes als ihre Mithilfe: Sie wollen letztlich das Gleiche wie wir und betonen gerade jetzt im Wahlkampf immer wieder, wie grün sie seien.

David Heinzer, Präsident der Schwyzer Grünen, kämpft für ein besseres Klima.

Foto: Jürg Auf der Maur

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