Emotionaler Start in einen aufregenden Tag
7.00 bis 8.00 Uhr: Ankunft in einer Kindertagesstätte – Text und Fotos: Angela Suter
Angela Suter beobachtete die Emotionen bei Klein und Gross, wenn Kinder in die Kindertagesstätte gebracht werden.
6.45 Uhr: Jasmin ist alleine in der Kita. Die eigenen drei Kinder werden von ihren (Schwieger-)Eltern und ihrem Mann betreut. So kann sie für andere Kinder sorgen, welche nicht familienintern betreut werden können. Seit Anfang Jahr gibt es die Kita in Unteriberg, im Gebäude der Alterswohnungen, direkt neben dem Altersheim. «Wir hoffen, dass eine Zusammenarbeit mit dem APH Ybrig bald möglich ist, das wäre ein Mehrwert für alle», erklärte Barbara Ochsner, Leiterin der Kita Ybrig, als sie später dazu kommt. Aktuell kommen an drei Tagen sieben Kinder in die Kita, welche in der Region Ybrig wohnen oder deren Eltern im Ybrig arbeiten. «Wir sind zufrieden, haben aber noch Kapazität für Kinder aus der ganzen Region», blickt Barbara Ochsner positiv in die Zukunft.
In aller Ruhe bereitet Jasmin die Räumlichkeiten heute auf die Ankunft von sechs Kindern vor: Lichter anzünden, Frühstücksteller bereitstellen und Brötchen rausnehmen und schon bald geht es los. Die Übergaben sind meistens kurz und bedürfen kaum Vorbereitung. Wenn ein Kind krank ist, erfährt Jasmin das jetzt. Jedes Kita-Kind hat sein eigenes Symbol, weil sie ja noch nicht lesen können. Damit wird alles markiert: Finken, Ersatzkleider, Sitzplatz, Becher und so weiter.
* 7.00 Uhr: Barbara kommt zur Unterstützung hinzu. Normalerweise kommt sie aufs Znüni und Jasmin geht dann nach dem Mittag. Aber heute steht schliesslich (neben meinem Besuch) ein grosses Highlight an! Der neue Sandkasten – ein Piratenschiff – wird noch mit Sand befüllt und bald zum neuen Lieblingsspielgerät der Kinder. In den Tagen zuvor konnte dem Bagger bei den Vorarbeiten zugeschaut werden – das war auch sehr spannend.
* 7.15 Uhr: Es geht los! Es klingelt und Alessio kommt heute als Erster. Er ist noch etwas müde. Er freut sich aber schon sehr auf die Spielküche: «Kochen wie Dädi!» Er gibt seinen Nuggi auch gleich an Jasmin ab: «Den brauchen wir jetzt nicht mehr, oder?» Ein kurzes Zwischen-Tür-und-Angel-Gespräch mit der Mutter: Wie war die Nacht? Hat er gut geschlafen? Und schon kommt der Abschied. Etwa einmal pro Jahr fin-den ausführlichere Standortgespräche statt: «Da kommt man vor allem auf entdeckte Probleme zu sprechen, wie zum Beispiel eine Sprachverzögerung.» Kurz nach Alessio kommt sein Gspänli Matteo, auch er klammert sich noch kurz an seine Mutter und behält zur Sicherheit den Nuggi noch ein Weilchen. Alessio wartet schon bei der Spielküche auf ihn. Sehr einfühlsam werden die kleinen Knöpfe von den beiden Frau-en empfangen. Alessio kommt schon seit Januar, er ist jetzt 19 Monate alt. Der gleichaltrige Matteo startete im Mai.
Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit klappt der Abschied meistens ganz gut. Es ist schön, wenn genug Zeit bleibt, die Eingewöhnung mit kleinen Einheiten zu starten und langsam zu steigern. Sodass die Kinder eben wissen, dass Mami (oder Dädi) immer wieder kommen und sie es in der Kita geniessen dürfen. «Matteo kommt sehr gerne, er findet es toll, dass es hier gleichaltrige Kinder hat!», erzählt seine Mutter. Einzig bei familiären Änderungen, wie beispielsweise der Ankunft eines Geschwisters, kann der Abschied schwieriger werden und Tränen geben. Und wenn fremder Besuch da ist, werden die Kinder auch anhänglicher … * 7.30 Uhr: Es klingelt schon wieder: Wer kommt denn nun? Leandro fehlt noch. Der Abschied vom Papa ist kurz und schmerzlos. Übrigens werden 90 Prozent der Kinder von den Müttern in die Kita gebracht und auch wieder abgeholt. Und noch etwas: Es gibt Kinder, die würden am Abend lieber noch etwas in der Kita bleiben, vor allem wenn sie gerade im Spielmodus sind. Tagsüber werden die Eltern nur in Ausnahmefällen kontaktiert, damit diese in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen können. Im Vorfeld wird bis ins kleinste Detail festgehalten, was in welchem Fall getan werden darf oder eben nicht.
Nun gehts weiter: Das Frühstück ruft. Aber was ist denn das? Mit grossen Augen stehen die drei Knaben vor dem Fenster zur Terrasse – da steht ein Piratenschiff! Am liebsten würden sie gleich raus. Doch zuerst wird gefrühstückt!
* 7.45 Uhr: Jasmin arbeitet wie am Fliessband. Für jeden gibts erst mal ein Honigbrötli und etwas Wasser oder Tee. Gleichzeitig schneidet sie bereits schon das Znüni: «Ich bereite die Früchte jetzt schon vor, damit wir später nur noch essen können.» Und natürlich wird auch schon der eine oder andere Fruchtschnitz vom Teller stibitzt. Und kaum ist das erste Brot gegessen, möchten einige auch schon Nachschlag. Hungrig spielen macht schliesslich keinen Spass!
Je nachdem wie gut die vergangene Nacht war, sind einige Kinder bereits wieder müde. Doch einen Mittagsschlaf gibts erst nach dem Mittagessen, die erste Krise überwinden und Durchhalten ist dann angesagt!
* 8.00 Uhr: Jetzt kommt auch noch die «Grosse» und damit ist die Truppe bis zum Mittagessen komplett. Mikaela ist bald fünf Jahre alt und kommt in den kleinen Kindergarten. Danach wird sie weiterhin in die Kita kommen, da ihre Eltern beide 80 Prozent arbeiten. Über die Kita kann die Familie die ausserschulische Betreuung sicherstellen: «Wir möchten die Grosseltern nicht so fest einspannen, die Kita gibt uns die Möglichkeit, die Betreuung anders zu lösen, damit wir beide arbeiten können.» Und ein wichtiger Faktor: Kinder spielen am liebsten mit anderen Kindern. Da die Kita Ybrig zurzeit nicht ausgelastet ist, sind aktuell auch solche Sonderbetreuungen möglich: «Zurzeit versuchen wir, alle Wünsche zu berücksichtigen. » Mikaela weiss schon viel und hilft, wo sie kann. Das wird heute noch wichtig werden – die Sandsäcke warten bereits draussen!
Alessio kommt als Erster und wird von Jasmin begrüsst.
Mit dem gemeinsamen Frühstück wird in den Tag gestartet.
Der Piratenschiff-Sandkasten wird schon frühmorgens bestaunt – er wird später noch befüllt!
Auch Matteo verabschiedet sich von Mami.
Die Bücherecke ist sehr beliebt.
Wer hat jetzt geklingelt?
Barbara nimmt ihn an der Hand: Komm mit!