Bezirk reagiert auf den Trend hin zum Gemeinschaftsgrab


Ein neues Gemeinschafts-grab auf dem Friedhof Einsiedeln bietet aktuell für 660 Verstorbene Platz. Nach dessen Vollendung sollen es zwischen 1200 und 1600 werden.
LUKAS SCHUMACHER
Auf dem Einsiedler Friedhof gibt es seit Kurzem ein neues Gemeinschaftsgrab. Letzte Woche konnte dieses von Pater Basil Höfliger und Pfarrer Urs Jäger in Anwesenheit aller beteiligten Personen eingeweiht werden. Das Grab wurde im Auftrag des Bezirks Einsiedeln von Landschaftsarchitekt Frank Heinzer entworfen.
Aktuell konnte das Grab jedoch nur zu einem Drittel gebaut werden, da auf dem rest-lichen dafür vorgesehenen Platz noch Gräber sind. Sobald diese in etwa 12 Jahren geräumt werden, kann das Gemeinschafts-grab fertiggestellt werden. In seiner Vollendung soll es Platz für 1200 oder 1600 Verstorbene bieten. Wie genau das vollendete Grab aussehen wird, ist momentan noch offen und wird erst später entschieden. Aktuell gibt es vom Landschaftsarchitekten Frank Heinzer zwei Versionen.
Platz für 660 Verstorbene
Beim neuen Gemeinschaftsgrab auf dem Friedhof Einsiedeln handelt es sich um ein Grab, bei dem die Asche der Verstorbenen Personen in einen nach unten geöffneten Ascheneinwurf aus Messing in das Erdreich beerdigt wird. Mit der Zeit wird die Asche zur Erde. Auf den leicht geschwungenen Beton-Bändern werden die Namen auf Messing- Platten eingetragen. Aktuell können auf dem Beton-Mäuerchen 660 Namenstafeln angebracht werden. Ist eine Box gefüllt mit Asche, so wird eine neue Vertiefung gegraben.
Die Planung für das Gemeinschaftsgrab hat letztes Jahr begonnen. Dabei war es den Verantwortlichen wichtig, auch die Friedhofsmitarbeiter in den Prozess miteinzubeziehen. An mehreren Sitzungen, an denen das Grab geplant wurde, nahmen daher alle Friedhofsmitarbeiter, Frank Heinzer, Roger Leitner (Abteilungsleiter Infrastruktur), Meinrad Gyr (damaliger Bezirksrat Ressort Infrastruktur), Ralph Besmer und Pater Basil Höfliger teil.
Weitsichtige Planung
Dass das Gemeinschaftsgrab gleich neben der Kapelle einen solch grossen Platz erhält (aktuell nur zu einem Drittel), ist der Weitsicht des Bezirks Einsiedeln zu verdanken. Der Ort für das Gemeinschaftsgrab wurde nämlich bereits im Jahr 2009 bei einer Entwicklungsplanung festgelegt.
Der Wettbewerb-Sieger hat dazumal schon diesen Ort für das Gemeinschaftsgrab vorgesehen. Dies, obwohl man zu diesem Zeitpunkt noch nicht wis-sen konnte, wie stark sich die Bestattungswünsche ändern würden. Immer mehr Menschen wünschen bescheiden bestattet zu werden ohne eigenes Grab. Ein weiterer Entscheidungsgrund für ein Gemeinschafts-grab sind die Kosten. Eine Bestattung kostet lediglich einen Bruchteil im Vergleich zu einer Erdbestattung oder Urnenbeisetzung.
Die Kosten des Gemeinschaftsgrabes belaufen sich auf rund 66’000 Franken für 660 Verstorbene. Aktuell gibt es auf dem Friedhof in Einsiedeln rund 40 Gemeinschaftsgrabbestattungen pro Jahr. So wird es mit den aktuellen Massnahmen in ferner Zukunft nicht mehr zu einem Platzmangel auf dem Friedhof Einsiedeln kommen, wie Ralph Besmer vermutet.
An Hand-Linien orientiert Bei der Gestaltung des Gemeinschaftsgrabes hat sich Frank Heinzer unter anderem an den sogenannten Hand-Linien orientiert. Die wellenartigen Linien (nach der Fertigstellung) erinnern auch an das Auf und Ab im vergangenen Leben. Die Materialwahl – Beton – hat gestalterische Gründe. Beton wirkt ruhig und unterscheidet sich von der Vielfalt der zahlreichen Grabsteine aus Naturstein. Die Einfärbung des Betons wertet das eigentlich einfache Material auf und strahlt zusammen mit den jetzt noch goldgelben – später mit brauner Patina belegten – Messingteilen eine angenehme Wärme aus.
Die feinen Brauen der Betonbänder sind durch die gebogene Betonschalung aus vertikalen Holzbrettern entstanden. Die Breite der Streifen entspricht der Höhe der Namenstäfelchen. Auf diese Weise reiht sich eine Betonscheibe mit Messing-Abdeckung an die andere, so dass aus vielen einzelnen Scheiben – die sich an die Form und Gestalt eines Grabsteines anlehnen – die oben erwähnten Wellenlinien entstehen und die gemeinsame Zeit auf Erden symbolisieren. Um die Betonmauern her-um wurde eine Blumenwiese angesät. Die Artenvielfalt und die Farbigkeit der Blumen stehen einerseits für die individuellen Lebensläufe der Verstorbenen und entsprechen andererseits der bunten Grabbepflanzung der benachbarten Einzelgräber.
Weiter wird das (Teil-)Grabfeld im Herbst respektive im folgenden Frühling mit Sitzbänken und kleinen Bäumen ausgestattet (siehe Plan). Auf dem Grabfeld gibt es auch temporären Platz für Kreuze und Grab-schmuck der jüngst Verstorbenen.
Das neue Gemeinschaftsgrab des Einsiedler Friedhofs befindet sich auf diesem Bild oberhalb der Kapelle. Darunter ist das alte Gemeinschaftsgrab zu sehen. Nach Ablauf der Grabruhe der darüberliegenden Gräber wird der gesamte Bereich für das Gemeinschaftsgrab genutzt. Dies könnte dann etwa so wie die Visualisierung oben links aussehen.
Foto: Lukas Schumacher / Visualisierung: Frank Heinzer
Das Gemeinschaftsgrab wurde letzte Woche (von links) von Pfarrer Urs Jäger und Pater Basil Höfliger eingeweiht, in Anwesenheit der Friedhofsgärtner, der Bezirksrätin (Ressort Infrastruktur), des Landschaftsarchitekten Frank Heinzer und des ehemaligen Bezirksrats Meinrad Gyr.
Foto: Ralph Besmer
Noch ist das Gemeinschaftsgrab nicht fertig gestaltet. Eine Blumenwiese, Sitzgelegenheiten und kleine Bäume werden noch hinzugefügt. In etwa 12 Jahren kann dann das Werk auf dem gesamten Platz vervollständigt werden.
Foto: Lukas Schumacher Die Materialwahl – Beton – hat gestalterische Gründe. Beton wirkt ruhig und unterscheidet sich von der Vielfalt der zahlreichen Grabsteine aus Naturstein.