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Abwechslungsreich und emotional

Abwechslungsreich und emotional Abwechslungsreich und emotional

NACHKLANG

Drittes Einsiedler Orgelkonzert vom Dienstag, 2. August. An der Marien- und Chororgel: Martin Dettling, Thalwil; an der Mauritiusorgel: Martin Heini, Horw. Werke von Buxtehude, Hassler, Bach, Litaize, Scheidemann, Frescobaldi, Petrali, van Beethoven und Widor. Heute Abend stimmt alles, draussen eine herrliche Abendstimmung, drinnen angenehme Kühle und das Licht der Sonnenstrahlen. Das Abendgebet der Mönche bringt mir vollends Ruhe, macht mich offen für das, was da komme. Die Konzertvorschau titelte «mit zwei Orgeln und zwei Martins». Martin Dettling und Martin Heini präsentieren ein abwechslungsreiches Programm mit viel Musik von «alt» bis modern. Sie setzen die drei Orgeln geschickt ein, mal solistisch, mal im Duett und erfreuen die vielen und begeisterten Zuhörer mit ihrer Spielfreude und ihrem Können – ein Konzertabend offenbar nicht nur nach meinem Gusto, wie der kräftige Applaus zum Schluss zeigt.

Am meisten packt mich «Prélude et Danse fuguée» von Gaston Litaize. Geheimnisvolle Klänge, die Töne zu Beginn laufen wie Wichtel der Empore entlang, schnell und wendig, immer wilder, immer intensiver. Zwischendurch die Frage: Ist es jetzt eine Fuge? Oder doch nicht? Längst sind die Wichtel meiner Gedankenwelt entschwunden. Ein Furioso der Töne, immer dramatischer, lauter. Wird die (Mauritius-) Orgel explodieren? Immer öfters höre ich das «B-A-C-H»-Motiv, war-te bis es … Schlussakkord, kein Knall – grosse Stille.

Nach diesem wilden, doch packenden Tanz Rückkehr in die musikalische «Urzeit»-Musik der Renaissance. Vor allem «Dixit Maria ad angelum» wirkt dezent, lässt die Ohren entspannen. (Chororgel-) Klänge aus der Ferne, Musik zum Träumen. Genau dieses Wechselspiel des Programms – mal aufbrausend und fordernd, dann ruhig, ja herzerwärmend – spricht mich an. Ein weiteres Beispiel eines solchen Gegensatzes: Beethovens gefälligem Adagio folgt das imposante Finale von Widor.

Klassik auf der Drehorgel – Beethoven schrieb das «Adagio für die Flötenuhr» für ein mechanisches Musikinstrument, für mich klingt es, als spielte eine Drehorgel. Ein lieblich klingendes Stück, doch irgendwie eckig, genormt – eben mechanisch. Anders das Finale aus der sechsten Symphonie. Wuchtig, schnell, himmelwärts führende Töne, die Orgel wird «gekitzelt», ein Spiel mit der Dynamik, die crescendo steigern sich, abruptem Wechsel ins piano folgt die neuerliche Steigerung – ein Feuerwerk mit imposantem Schlussbouquet!

René Steiner *

Der Autor schreibt in der Kolumne «Nachklang» seine Eindrücke nieder. Er tut das aus persönlicher Sicht und erhebt dabei keinen Anspruch, auch für andere Konzertbesucher sprechen zu wollen.

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