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«Mit dem angeblichen Verlust der PK Phoenix hat die Bank nichts zu tun»

«Mit dem angeblichen Verlust der PK  Phoenix hat die Bank nichts zu tun» «Mit dem angeblichen Verlust der PK  Phoenix hat die Bank nichts zu tun»

August Benz, Präsident der Schwyzer Kantonalbank (SZKB), steht Red und Antwort zur Zinswende, zur neuen Strategie und zur Kontroverse mit der PK Phoenix.

JÜRG AUF DER MAUR

Die Schwyzer Kantonalbank hat eine neue Strategie verabschiedet. Bleibt die kritisierte Ausrichtung?

Für uns war die Frage wichtig, was der Leistungsauftrag des Kantons als Eigentümer ist. In diesem Rahmen haben wir uns auch gefragt, wo wir inskünftig aktiv sein wollen.

Und?

Wir kamen zum Schluss, dass wir in Wirtschaftsräumen denken. Der Kanton Schwyz liegt nahe an den wirtschaftlichen Zentren Zürich, Zug und Luzern. Für mich macht es keinen Unterschied, ob wir mit einem KMU in Tuggen, Reichenburg oder im Gasterland über einen Kredit sprechen. Wir kennen diese Gebiete alle und können entsprechend auch die Risiken gut einschätzen. Das ist ein Wandel gegenüber der vorherigen Strategiephase? Genau, wir haben die Strategie weiter präzisiert und wollen neben Schwyz vor allem in diesen Wirtschaftsräumen unterwegs sein. Sie sagten, Sie hätten die Risiken im Griff. Wie wollen Sie das aber bei einer Firma oder einer Privatperson in Meggen tun? Kernaufgabe einer Bank ist, diese Risikoabschätzung zu machen. Unsere Küssnachter Mitarbeiter wissen sehr gut, wie die Wohnlage in Meggen ist, wie ein dortiges KMU positioniert ist, oder um was für Leute es bei einem möglichen Kunden geht. Was ist aus Ihrer Sicht sonst noch wichtig in der neuen Strategie?

Wichtig ist, dass der ganze Prozess breit angelegt wurde. Nicht nur der Bankrat und die Geschäftsleitung, auch die Mitarbeiter haben mitgearbeitet. Es war ein partizipativer Prozess. Wir haben uns zum Auftakt des Strategieprozesses auf Basis unseres Leistungsauftrags Gedanken zu unserem Sinn und Zweck gemacht. Wir sind seit Generationen für alle Generationen hier im Kanton Schwyz vor Ort tätig. Das ist für uns zentral. Und wie wird dem in der Strategie Rechnung getragen? Drei Punkte möchte ich herausstreichen. Erstens wollen wir unsere Kunden ganzheitlich und gut beraten. Zweitens ist uns die Kundennähe sehr wichtig. Das unterscheidet uns von anderen Bankhäusern. Wir sind die Bank vor Ort, das heisst, die Filialen sind uns ganz wichtig. Viele Banken schliessen Filialen, wir ha-ben keine solchen Pläne. Klar, die Schalterzahlen mögen reduziert werden. Aber wenn eine junge Familie einen Hauskredit will, dann wird das Gespräch vor Ort stattfinden.

Und drittens?

Die SZKB ist lange primär eine Kreditbank gewesen. Wir wollen uns noch stärker auch als Anlage- und Vorsorgebank für alle Kunden positionieren. Fazit von allem: Die neue Strategie der Kantonalbank ist keine Revolution, sondern eine Evolution. Die Staatsgarantie ist ein Dauerthema. Im Kantonsrat gibt es immer wieder Stimmen, die sie abschaffen wollen. Ist diese wirklich noch legitim, wenn sich die Bank auch ausserhalb des Kantons orientiert? Wie schon gesagt, unser Fokus gilt klar im Kanton Schwyz und den angrenzenden Wirtschaftsräumen. Die Staatsgarantie ist letztlich eine politische Frage, über die wir nicht zu entscheiden haben. Wir haben die Ausgangslage, wie sie ist. Die Staatsgarantie wird abgegolten – mit einem Prozent des erforderlichen Eigenkapitals der Bank, unabhängig vom Geschäftserlös. Würde sie aufgehoben, würde sich aus unserer Sicht nicht viel ändern. Der Kanton bliebe wohl einer der grössten Eigentümer und würde auch weiterhin für die Bank einstehen. Sie sagten, die SZKB wolle vermehrt zur Anlage- und Vorsorgebank werden. Mit der PK Phoenix ist der Einstieg doch total miss-lungen. Hat man nichts gelernt? Das sind zwei unterschiedliche Dinge. Als Vorsorgebank wollen wir die Kunden begleiten, ihr Vermögen systematisch aufzubauen, damit sie für die Zukunft gewappnet sind. Die private Vorsorge wird immer wichtiger. Da wollen wir unsere Kundschaft begleiten und unterstützen.

Trotzdem. Die ganze Affäre scheint nicht zu enden. Es gibt regelmässig Berichte mit massiven Vorwürfen. Statt die zwölf Millionen Franken wegen eines Fehlers der Phoenix AG zu bezahlen, leidet der Ruf der Bank. Wie schon immer gesagt: Der angebliche Verlust dieser Pensionskasse hat nichts mit der SZKB zu tun. Es gibt keine Verfahren gegen die Bank. Was im Frühling von einer Zeitung aufgenommen wurde, war eine Einstellungsverfügung der Thurgauer Staatsanwaltschaft. Das ist kein Gerichtsverfahren. Das ist doch haarspalterisch von Ihnen. Es geht um eine Ex-Tochter der SZKB. Der Mann auf der Strasse macht doch diese Trennung nicht. Wäre es nicht besser, endlich zu zahlen? Nein, denn die SZKB hat nichts mit dem angeblichen Verlust der PK Phoenix zu tun. Im Kantonsrat sagten Sie, es gebe keine juristischen Verfahren gegen die Schwyzer Kantonalbank. Wenige Tage später wurde die Einstellungsverfügung samt Vorwürfen an die Bank publik. Nochmals: Es gibt keine Verfahren gegen die Schwyzer Kantonalbank. Die Einstellungsverfügung betrifft ein Strafverfahren gegen den Gründer der PK Phoenix. Dann geht die Affäre wohl end-los weiter? Für uns ist die Angelegenheit abgeschlossen.

Jetzt ist die Zinswende da. Was bedeutet das für mich als Kunden?

Die Zinswende wird Realität. Den ersten Schritt haben wir gesehen. Die Entwicklung wird in diese Richtung weitergehen. Das heisst, dass für Einlagen auf Sparkonten in Zukunft auch wieder Zinsen bezahlt werden. Gleichzeitig steigt die Teuerung.

Das ist so. Als Sparer muss ich mir deshalb weiterhin genau überlegen, ob ich das Geld auf dem Konto stehen lasse oder gut anlege. Deshalb wollen wir immer stärker auch eine Anlageund Vorsorgebank sein. Und die Hauseigentümer kommen unter die Räder? Der Hypozins steigt, die Preise sinken. Die langfristigen Zinsen sind in den letzten Monaten substanziell gestiegen. Der Markt geht davon aus, dass auch die kurzfristigen Zinsen steigen werden. Bei der Hypothekenvergabe wird für die Berechnung der Tragbarkeit vorsichtig mit einem kalkulatorischen Zinssatz von fünf Prozent gerechnet. Insofern bin ich überzeugt, dass sowohl Kunden wie Banken gewappnet sind für einen Zinsanstieg.

Ist das auch das Ende der Negativzinsen?

Wir als Schwyzer Kantonalbank waren da immer sehr zurückhaltend und erheben bei weniger als einem Prozent der Kunden Negativzinsen. Aber klar: Wenn die Schweizerische Nationalbank den Leitzins erhöht, geben wir diese Anpassungen auch den betroffenen Kunden weiter. Bleiben Sie insgesamt optimistisch, was die Schwyzer Wirtschaft betrifft, trotz Krieg, Corona, Zinswende und Inflation? Wir rechnen mit einer Verlangsamung des Wachstums, nicht aber mit einer Rezession. Klar, die Risiken sind in den letzten Monaten gestiegen. Aber die Schweizer und die Schwyzer Wirtschaft sind gut aufgestellt. Wir dürfen also durchaus optimistisch bleiben. Die Preisaufschläge und unsicheren Lieferfristen können dazu führen, dass weniger gebaut wird. Das hätte Folgen für den Arbeitsplatz. Käme es zu solch einer Krise, gibt es nicht nur Risiken, sondern immer auch Chancen. Statt neue Häuser zu bauen, könnte wohl mehr in die Sanierung und in energetische Verbesserungen investiert werden. Da würden wir sehr gerne unterstützen und helfen. Das wäre für Eigentümer, das Klima, den Kanton und die Arbeitsplätze gut. Beim SZKB-Ethikfonds sind Sie zurückhaltender. Dieser enthält keine einzige Schwyzer Firma. Weshalb? Unsere ethischen Anlagen entstanden im Jahr 2009 aufgrund eines konkreten Bedürfnisses eines grossen Kunden. Das ist die Basis des heutigen Fonds. Der Fonds investiert ausschliesslich in börsenkotierte Wertschriften, von welchen es im Kanton Schwyz per se sehr wenige gibt. Zurzeit gibt es kein Unternehmen mit Domizil Kanton Schwyz, das im Anlageuniversum des SZKB-Ethikfonds liegt. Das heisst aber nicht, dass das für immer so bleiben wird.

Bankpräsident August Benz erklärt, dass die Zeit der Negativzinsen ein Ende hat.

Foto: Jürg Auf der Maur

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