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«Ich habe nur einen Plan A»

«Ich habe nur einen Plan A» «Ich habe nur einen Plan A»

Einsiedelns neues Tennistalent Isabella Kellenberger strebt auf die WTA-Tour

Als 14-Jährige ist sie bereits N-klassiert und gehört zu den besten Spielerinnen der Schweiz. Isabella Kellenberger hat aber noch viel mehr vor: Der Teenager, der in Einsiedeln wohnt und in Wollerau trainiert, beabsichtigt, dereinst Tennisprofi zu werden. Der Willen dazu fehlt ihr nicht.

WOLFGANG HOLZ

Es ist 17 Uhr. Sie ist gerade mit dem Training fertig. Zehn bis zwölf Stunden spielt sie pro Woche Tennis. Sie wirkt noch kein bisschen müde. Im Gegenteil. «Ich könnte den ganzen Tag auf dem Tennisplatz verbringen», bekennt Isabella Kellenberger und grinst.

Man glaubt es ihr aufs Wort. Zwar wirkt die 14-Jährige eher klein und fein von ihrer Statur her, gleichzeitig strahlt sie bereits eine bemerkenswerte Entschlossenheit aus. «Auf dem Court setze ich bei Matches meistens ein Pokerface auf, damit meine Gegnerin nicht sieht, was in mir vorgeht», sagt sie. Cool. Echt cool.

Lernte Tennis in Kolumbien

Im Alter von fünf Jahren hatte Isabella Kellenberger erstmals einen Tennisschläger in der Hand. «Meine ältere Schwester Sofia hat mich mitgenommen auf den Tennisplatz», erzählt sie. Das war aber nicht in der Schweiz – sondern weit weg von hier. In Südamerika. In Bogota.

Grund: Mutter Luisa Kellenberger, die gebürtige Kolumbianerin ist und ihrem schweizerischen Ehemann bei einem Englisch- Sprachkurs in Kanada begegnet war, wollte eben, dass ihre Kinder auch Spanisch lernen. «Die drei Jahre dort waren schon ziemlich anders als in der Schweiz», verrät die 14-Jährige. Gefallen hat es ihr dort trotzdem – genauso wie jetzt in der Schweiz, wo die Familie nun schon länger lebt. Vater Kellenberger arbeitet als Banker bei der Credit Suisse.

Beim TC Zug mit Martina Hingis «Von Zürich hat es uns nach Einsiedeln gezogen, weil es hier immer so schönes Wetter hat und weil man draussen an der frischen Luft so viel unternehmen kann», erklärt ihre Mutter, die sie vom Training in Wollerau direkt zum Interview beim «Einsiedler Anzeiger» gefahren hat. Als Tennis-Mami ist sie viel unterwegs. Doch zurück zu Tochter Isabella, mit der es in Sachen Tennis in den letzten Jahren steil nach oben gegangen ist.

Seit Oktober letzten Jahres ist sie sogar N-klassiert – was so viel bedeutet, dass sie derzeit zu den besten 75 Spielerinnen der Schweiz zählt.

«Es gibt auch ein monatliches Ranking, da stehe ich momentan auf Platz 63–64», betont die junge Tennisspielerin. Ihr grösster Erfolg war bisher der Vize- Meister-Titel in der Schweiz bei U14 im letzten Jahr im Einzel. «International habe ich im Doppel 2021 bei U14 bei Tennis Europe den ersten Platz belegt. » Im Interclub spielt sie kommende Saison, wie vor zwei Jahren schon, wieder in der Damenmannschaft des TC Zug in der Nationalliga B.

TC Zug? Da war doch was. Ja, genau: Martina Hingis, die mittlerweile 41-jährige, frühere Schweizer Weltranglistenerste und fünffache Grand-Slam-Siegerin, spielt ebenfalls in die-ser Mannschaft mit. «Mit Martina ist es wirklich cool. Sie ist sehr nett, und man lernt so viel von ihr, nur schon vom Zuschauen », schwärmt Isabella Kellenberger.

Geht gerne ans Netz Aber nicht nur von Martina Hingis profitiert die junge Tennisspielerin. Sie lerne auch von Martinas Mutter Melanie sehr viel, von der sie in Wollerau trainiert wird. «Sie erwartet von uns, dass wir immer hundertprozentig konzentriert und diszipliniert sind und möglichst wenig Fehler machen.» Eine Strategie, die sie auch in ihren Matches umzusetzen versucht. Wobei sie keineswegs nur an der Grundlinie steht. «Ich probiere oft, mit meiner beidhändigen Rückhand die Gegnerinnen aus dem Feld zu treiben und dann mit Topspin- Volleys oder per Smash den Punkt zu machen», sagt sie und lächelt. Ihr Aufschlag sei zwar nicht so schnell, aber sehr konstant. Mental feuere sie sich immer mit einem «Come

on» zwischendurch an. Und was

ist, wenn sie mal einen Match verliert? «Früher habe ich da-nach geheult – jetzt akzeptiere ich Niederlagen. Ich rede dann mit meiner Mutter und versuche halt, aus meinen Fehlern zu lernen.» Sie will Tennisprofi werden Wenn Isabella Kellenberger über ihr Tennis spricht, spürt man so-fort, dass sie noch viel vorhat mit dem Filzball. Ziel ist es, möglichst bald auf die WTA-Tour zu kommen, dort, wo die grössten und wichtigsten Turniere gespielt werden.

Sushi und Hund Nils

«Ja, ich bin ehrgeizig und ich habe deshalb bis jetzt nur einen Plan A», sagt sie. Sprich: Sie wolle Tennisprofi werden. Ihre Vorbilder sind Paola Badosa und Ashley Barty bei den Damen, Nick Kyrgios und Rafael Nadal bei den Männern. «Nadal trainiert einfach am härtesten von allen.» Dennoch hat der Teenager, der gerne Sushi isst und zu Hause auch gerne mit «Nils» herumtollt, einem Strassenhund aus Kolumbien, nicht vor, die Schule zu vernachlässigen. Sie besucht in Wollerau in Riedmatt die Talentschule, wo sie nachmittags meist frei hat.

«Meine Mutter ist eigentlich strenger, was meine Leistungen in der Schule angehen, als sie auf dem Tennisplatz ist», verrät sie und lächelt ihrer Mutter zu. Diese würde ihr auch die freie Entscheidung überlassen, falls sie mit ihren Kolleginnen mal in den Ausgang gehen will. «Doch dafür habe ich im Augenblick eigentlich gar keine Zeit. Ich habe ja ein Ziel vor Augen – und ich muss ja auch noch meine Hausaufgaben machen.»

«Meine Mutter ist eigentlich strenger, was meine Leistungen in der Schule angehen, als sie auf dem Tennisplatz ist.»

Isabella Kellenberger, Einsiedeln

Geht gerne ans Netz, um dort zu punkten: Isabella Kellenberger. Foto: zvg

Isabellas Welt: Die 14-Jährige liebt Tennis wirklich.

Foto: zl

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