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«Ich wäre am liebsten mit Latzhose und Mütze auf die Bühne gegangen»

«Ich wäre am liebsten mit Latzhose und Mütze auf die Bühne gegangen» «Ich wäre am liebsten mit Latzhose und Mütze auf die Bühne gegangen»

Linda Elsener begeisterte mit ihrer Stimme bei «The Voice of Germany» und erhielt sogar eine Anfrage für den Eurovision Song Contest.

JASMIN REICHLIN

Vor rund einem Jahr begann für Linda Elsener die Reise bei «The Voice of Germany». Von Runde zu Runde begeisterte sie mit ihrer Stimme die Coaches und das Publikum. Die Seebnerin schaffte es bis ins Finale und belegte den vierten Platz. Seit gut einem Monat ist die 20-Jährige wieder in ihrer Heimat und blickt auf die aufregende Zeit zurück. Jetzt sind Sie wieder zurück im Kanton Schwyz. Vorher haben Sie vier Wochen am Stück in der belebten Stadt Berlin verbracht. Wie war das Heimkehren zurück ins verhältnismässig ruhige und bescheidene Dorf Seewen? Das Heimkehren war speziell. Ich kam von einer komplett anderen Welt zurück und merkte, dass hier alles noch gleich geblieben ist. Daran musste ich mich erst wieder gewöhnen. Denn zu Hause fing der Ernst des Lebens mit Studium und Prüfungen wieder an. Wurden Sie bereits auf der Strasse erkannt? Ja, das ist mir schon passiert. Ich durfte sogar bereits mein erstes Autogramm geben. Meistens sind es aber einfach Blicke, die mir auf der Strasse zugeworfen werden. An welchem Punkt haben Sie realisiert, was in den letzten Wochen passiert ist? Es hat eine gute Woche gedauert, bis ich wieder langsam angekommen bin. Ich habe mir dann noch einmal alle Auftritte in Ruhe angeschaut und begann, das Ganze zu realisieren. Mittlerweile fühlt es sich aber schon wieder so fern an. Was nehmen Sie rückblickend aus der Zeit von «The Voice of Germany» mit? Ich nehme sehr viel mit aus dieser Zeit. Es hat mich einerseits musikalisch stark gefördert. Andererseits hat diese Erfahrung mich als Person weitergebracht. Ich habe das Gefühl, viel selbstbewusster geworden zu sein und mich selbst besser kennengelernt zu haben.

Was war Ihr persönliches Highlight?

Ich finde es schwierig, mich auf einen Punkt zu beschränken. Denn jede Station hatte ihr ganz eigenes Highlight. Dank der Leute dort wurde die ganze Reise zu einem grossen Highlight. Sie durften im Finale gemeinsam mit dem international bekannten Star James Blunt singen. Was war das für ein Gefühl? Lustigerweise war ich gar nicht einmal so nervös, da er die ganze Zeit voll gelassen war. Er hat mir auch gesagt: «Linda, du bist hier der Star. Du machst dein Ding. Ich begleite dich dabei.» Das nahm mir meine Angst. Der Auftritt mit ihm hat mir grossen Spass gemacht, und ich habe dies in vollen Zügen genossen. Der Auftritt im Fernsehen ist nur ein kleiner Teil des Ganzen. Wie läuft es hinter den Kulissen ab?

Es ist erstaunlich, zu sehen, wie viel im Hintergrund abläuft – vom Schminken übers Organisieren der Outfits bis hin zu den kurzen Sequenzen vor den Auftritten. Dahinter steckt so viel Zeit und Aufwand, und der Zuschauer sieht davon im Fernsehen vielleicht zehn Sekunden. Wie sahen die Vorbereitungen für die Shows aus? Die Vorbereitungen für die Liveshows dauerten mehrere Tage. Grundsätzlich hatten jeweils alle Teilnehmenden Tagespläne. Nach und nach kam man ins Styling, in die Maske, zum Vocal Coaching. Teilweise folgten Interviews und Shootings. Danach ging es auf die Bühne. Die Proben bestanden aus einer Kalt- und einer Heissprobe sowie der Generalprobe, die immer am gleichen Tag wie die Show stattfand. Dabei wurde die ganze Sendung von A bis Z aufgeführt. So verbrachten wir meist bis zu zehn Stunden im Studio. Hand aufs Herz: Gab es auch Situationen, die Sie sich anders vorgestellt hatten? Ich habe mir die Outfit-Auswahl einfacher vorgestellt (lacht). Beim Styling braucht es die Bestätigung von mehreren Personen, die entscheiden, ob es im Fernsehen auch wirklich gut aussieht. Das habe ich von allem am wenigsten gemocht. Denn ich wäre am liebsten mit Latzhose und Mütze auf die Bühne gegangen. Von wo holten Sie sich Ihre Kraft für die Auftritte? Die Kraft ist hauptsächlich aus der Motivation entstanden. Ein weiterer wichtiger Punkt waren die Leute. Wir gingen abends immer gemeinsam essen und hatten eine tolle Zeit zusammen. Das hat den Tank jeweils wieder gefüllt. Gegen Ende war die Batterie aber leer, und ich hätte die Kraft von Natur, Heimat und Freunden gebraucht. Sie haben grosse Unterstützung vom Publikum erfahren. Prasseln nun viele Nachrichten von Fans ein? Ja, vor allem auf Instagram läuft so einiges. An den Auftrittstagen sind jeweils Hunderte Nachrichten eingegangen. Auch jetzt bekomme ich noch immer sehr viele, wenn ich etwas poste.

Und Anfragen für Auftritte und Projekte?

Die meisten Anfragen kamen direkt nach der Blind Audition. Da bekam ich fast zehn Anfragen für Hochzeitsauftritte. Sie sollen auch eine Anfrage für den nächsten Eurovision Song Contest erhalten haben. Sie lehnten jedoch ab. Warum? Das war zur Zeit der Sing-Offs. Ich bekam eine Anfrage, an den Vorrunden teilzunehmen, und fühlte mich sehr geehrt. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich aber noch gar nicht, wie es mit «The Voice» weitergeht. Direkt wieder am nächsten Contest teilzunehmen, wäre mir zu viel gewesen. Ist «The Voice of Germany» das Sprungbrett zur grossen Musikkarriere?

Es ist ein kurzes Sprungbrett, bei dem man von den Leuten gesehen wird und viel Bühnenpräsenz erfährt. Nachher geht es aber nur weiter, wenn man auch etwas daraus macht. Inwiefern sind Sie an «The Voice of Germany» gebunden? Gibt es Vertragliches? Dürfen Sie Eigenes veröffentlichen? Es gibt Verträge. Ohne diese Unterschriften kann man gar nicht teilnehmen. Momentan darf ich für rund ein halbes Jahr keine Songs veröffentlichen. Die Leute lassen aber auch mit sich reden. Welchen Kontakt pflegen Sie noch mit den anderen Teilnehmern und mit Ihrem Coach Elif? Der Kontakt zu den Teilnehmern ist noch immer präsent. Wir wollen uns auch wieder treffen. Zu Elif habe ich zurzeit keinen konstanten Kontakt, könnte mich aber bei ihr jederzeit melden. Auch zu Johannes habe ich ab und zu über Instagram noch Kontakt. Wie geht es nun für Sie weiter?

Das habe ich mich in den letzten Tagen auch oft gefragt (lacht). Ich möchte sicher weitermachen mit der Musik und Songs schreiben. Momentan sehe ich mich gerade nach einem Management, Produzenten und Booking um. Ich befinde mich voll in der Findungsphase.

Linda Elsener erzählt, warum sie die Ruhe im Talkessel Schwyz nach all dem Medienrummel rund um «The Voice of Germany» wieder besonders schätzt.

Foto: Anja Schelbert

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