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Der Güterverkehr nimmt ab und wird leiser

Die Eisenbahnlinie Zürich– Chur, die durch March und Höfe führt, ist viel befahren. Zwischen bis zu sechs Personenzüge pro Stunde und Richtung quetschen sich auch noch ein bis zwei Güterzüge.

URS ATTINGER

«Für Güter die Bahn» lautete lange Zeit der Slogan der SBB. Wer zwischen Bäch und Reichenburg oder sonst wo an der Strecke Zürich– Chur wohnt oder arbeitet, dem könnte der Eindruck entstehen, dass jede Menge Güter mit der Bahn transportiert werden. Tatsächlich bestehen pro Stunde und Richtung zwei Gütertrassen auf der Linie Zürich–Chur. Hauptsächlich genutzt werden diese Trassen tags ausserhalb der Hauptverkehrszeiten von Personenzügen und nachts. Je nach Wochentag und Tageszeit kann die Belegung der Trassen variieren. Jedenfalls verkehren jeden Tag etliche Güterzuge in Richtung Chur oder in Richtung Zürich.

Bedienpunkte auf Anfrage

Der Eindruck, der Güterverkehr nehme zu, täuscht aber wahrscheinlich. Gesamtschweizerisch hat er seit dem Jahr 2000 um ein Prozent, gegenüber 2008 um elf Prozent auf rund 9,8 Milliarden Nettotonnenkilometer abgenommen (2020). Wobei der alpenquerende Transitgüterverkehr tendenziell eher zulegen kann, während im Binnenverkehr die Menge stagniert oder abnimmt.

Welches die häufigsten Zielbahnhöfe an der Linie Zürich– Chur sind, verrät SBB Cargo nicht. Als Bedienpunkte bezeichnet das Unternehmen diejenigen Bahnhöfe, an denen Güter aufgegeben oder abgeholt werden können. Gemäss Mediensprecherin Sabrina Schellenberg gibt es an der Strecke verschiedene solcher Bedienpunkte: Pfäffikon, Landquart, Zizers SBB, Haldenstein und Chur GB. «Dazu gibt es noch weitere Bedienpunkte als fixe Kundenlösungen, die auf Anfrage und mit einer Vereinbarung bedient werden können», so Schellenberg.

Heinz Altmann, Forstunternehmer aus Altendorf, bemängelte in einem früheren Artikel dieser Zeitung, dass es zwischen Linthal und Siebnen keine Verlademöglichkeit für Holz mehr gebe. Er sei quasi gezwungen, mit dem Lastwagen nach Menznau in die Spanplattenfabrik zu fahren. Schellenberg entgegnet: «Ein Holzverlad wäre an den Bedienpunkten Weesen und Pfäffikon möglich.» Lärm immer weniger ein Thema

Vor allem das Thema Lärm in Bezug auf den Güterverkehr hat ebenfalls schon manches Gemüt beschäftigt. Wer neben einer Bahnlinie wohnt, ist es sich entweder gewohnt und schläft tief wie ein Murmeltier, wenn nachts die Güterzüge vorbeirauschen, oder sie oder er schreckt auf und «steht» im Bett.

«Die SBB haben in den letzten Jahren kontinuierlich in leises Rollmaterial investiert. Im Güterverkehr hat SBB Cargo ihre Flotte bereits seit 2014 lärmsaniert. Alle Güterwagen sind mit den leiseren Kunststoff-Bremsen ausgerüstet. Seit 1. Januar 2020 dürfen in der Schweiz nur noch lärmsanierte Güterwagen unterwegs sein. Dies betrifft auch ausländische Güterwagen », so das Statement der SBB. SBB Cargo ist der grösste Anbieter von Gütertransport auf der Schiene in der Schweiz. Der Markt ist jedoch seit einiger Zeit liberalisiert, das heisst es können neben den SBB auch andere Transportgesellschaften Güter per Bahn transportieren.

Die Lokomotiven von SBB Cargo sind meist in Weiss auf Blau und Rot mit «Cargo» angeschrieben. Es sind durchwegs starke Loks von 4,65 bis 7,85 Megawatt Leistung und einer Höchstgeschwindigkeit von 120 bis 140 Kilometer pro Stunde. Sie wiegen etwa 85 Tonnen, die Re 620 sogar 120 Tonnen. Es kommt auch vor, dass deutsche, österreichische oder italienische Loks einen Güterzug ziehen. Aus den vier Ländern und über alle Typen sind rund 350 Lokomotiven unterwegs, die täglich Güterzüge an ihr Ziel bringen.

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