Jugendliche bewegen sich in verschiedenen Lebenswelten
Jugendliche bewegen sich in verschiedenen Lebenswelten und übernehmen laufend neue Entwicklungsaufgaben. Ein Abgrenzungsprozess, der nicht immer konfliktfrei verlaufen muss.
«Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süssspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.» (Sokrates, griechischer Philosoph, gestorben 399 vor Christus).
Irgendwo zwischendrin
Dieses Zitat ist schon mehr als 2000 Jahre alt und hat nicht an Bedeutung verloren. Wie oft hört man, dass die Jugendlichen sich danebenbenehmen, laut sind, Alkohol und Drogen konsumieren, sich nicht um ihre Zukunft kümmern und den Abfall liegen lassen. Ist das tatsächlich so – oder wird das der Jugend einfach per Definition zugeschrieben?
Jugendliche befinden sich in einer Übergangsphase zwischen Kind und Erwachsensein. Ihr Verhalten ist nicht mehr das eines Kindes, weil sie bereits gewisse Entwicklungsaufgaben gelöst haben und ihnen auch per Gesetz gewisse Rechte gegeben wurden (Töfflifahren, Biertrinken). Sie sind aber im Verhalten dennoch keine Erwachsenen. Gerne wird aber von den Erwachsenen erwartet, dass sich die Jugendlichen genau wie solche verhalten sollen. Dies ergibt dann diesen Eindruck von Ungehorsam.
Jugendliche bewegen sich in verschiedenen Lebenswelten. Es wird unter anderem zwischen Familie, Ausbildung und Freizeit unterschieden. In allen Bereichen stehen wichtige Entwicklungsaufgaben, die unterschiedliche Schwerpunkte haben. In der Kindheit stehen die Familie und die Schule im Mittelpunkt. In der Jugend werden die Freunde immer wichtiger und die Ausbildung nimmt einen hohen Stellenwert ein.
Wichtigster Lebensbereich: die Familie Die Familie ist aber nach wie vor der wichtigste Lebensbereich der Jugendlichen. Sie ist der Anker und der Ort des Ausprobierens. Kommunikation und Austausch von Gefühlen werden innerhalb der Familie geübt. Viele Untersuchungen belegen, dass die Beziehungen zwischen Eltern und pubertierenden Jugendlichen mehrheitlich positiv sind.
Für viele Lebensfragen sind die Eltern noch lange über die Jugendzeit hinaus wichtige Bezugspersonen. Klar nehmen die Konflikte oder viel mehr die Meinungsverschiedenheiten zu – so wird über den Kleidungsstil und die Frisur gestritten, die musikalischen Präferenzen, respektive die Lautstärke in Frage gestellt oder die Mithilfe im Haushalt hinterfragt. Schulaufgaben, Ausgehzeiten, Mithilfe im Haushalt, Taschengeld, Verwandtschaftsbesuche, Freunde und Streitereien mit den Geschwistern gehören ebenfalls zum möglichen Konfliktpotenzial dazu. Dennoch geht man davon aus, dass die meisten Konflikte zwischen Jugendlichen und ihren Eltern verhältnismässig harmlos sind. Klar gibt es auch Ausnahmen, aber meist sind es da nicht die heftigen Konflikte, die schwierig sind, sondern die chronischen. Ein wesentlicher Entwicklungs- schritt innerhalb der Kernfamilie ist, dass sich in der Interaktion zunehmend eine gewisse Symmetrie einstellt. Jugendliche übernehmen mehr Selbstverantwortung und lernen, unter Berücksichtigung von geltenden Spielregeln, ihre Bedürfnisse und Ansprüche gegenüber den Eltern fair auszuhandeln.
Wird immer wichtiger: die Schule Den grössten Teil ihrer Zeit verbringen die Jugendlichen in der Schule. Nebst dem Unterricht sind es hauptsächlich die sozialen Kontakte unter Gleichaltrigen, die diese Lebenswelt prägen. Eine der wichtigsten Entwicklungsaufgabe in dieser Lebenswelt ist die Berufsfindung oder die Entscheidung, eine weiterführende Schule zu besuchen. Für viele ist es eine grosse Herausforderung, sich zwischen dem grossen Angebot zu entscheiden. Abhängig ist es aber auch von den schulischen Leistungen. Der Leistungsdruck steigt mit zunehmendem Alter immer mehr und umso wichtiger wird es, einen guten Ausgleich zwischen Schule und Arbeit sowie Freizeit zu finden.
Die dritte Lebenswelt: der Freizeitbereich Die dritte Lebenswelt ist der Freizeitbereich. Auch hier spielen Freunde eine wichtige Rolle, anders als im schulischen Kontext müssen es da nicht immer Gleichaltrige sein. Einige Jugendliche verbringen ihre Freizeit in Vereinen, die häufig auch generationenübergreifend sind. Dennoch nehmen die Gleichaltrigen einen hohen Stellenwert ein. Da die Jugendlichen ihre Freizeit nicht mehr nur mit den Eltern verbringen, sondern vermehrt auch mit ihren Freunden unterwegs sind, entsteht das Bild, dass die Freunde wichtiger werden.
Bereits kleine Kinder machen Erfahrungen mit Gleichaltrigen. In der Jugend wird das soziale Umfeld jedoch erweitert. Jugendliche haben mehr Zugang zu unterschiedlichen sozialen Situationen ausserhalb der Familie. Zusätzlich werden die Beziehungen in der Adoleszenz differenzierter. Soziale Beziehungen ausserhalb der Familie sind meist freiwillig. Jugendliche müssen untereinander ihre Hierarchie aushandeln, da diese nicht naturgegeben ist.
Da Gleichaltrige nicht dieselbe Verantwortung füreinander spüren, neigen sie eher zu kleinen und grossen Grenzüberschreitungen. Hier lernen die Jugendlichen, für ihre Grenzen einzustehen und sie auch klarer zu definieren. Für viele Jugendliche wird es wichtiger, dass sie ihre Freizeit ohne die Eltern verbringen können. Sie brauchen Räume, um sich zu treffen.
Das Jugendlokal Relax Dies bieten in Einsiedeln verschiedene Vereine, aber auch die offene Jugendarbeit an. In einem Jugendlokal Relax haben die Jugendlichen die Möglichkeit, sich zu treffen, hängen, töggelen, Billard zu spielen, zu quatschen oder sich mit den Jugendarbeitenden auszutauschen. Sie haben die Möglichkeit, «ihren Raum» mitzugestalten und mit Inhalten zu füllen. Die Jugendarbeitenden begleiten und unterstützen sie dabei. Da die offene Jugendarbeit ein freiwilliges Angebot ist, besteht kein Druck und die Jugendlichen müssen keine Leistung erbringen, wenn sie nicht wollen. Mit den professionell ausgebildeten Jugendarbeitenden können Themen diskutiert werden, die möglicherweise in der Familie oder in der Schule nicht angesprochen werden oder die Jugendlichen auch Hemmungen haben, offen darüber zu sprechen.
In Einsiedeln führt der Verein Jugendförderung das Jugendlokal Relax an der Zürichstrasse. Die beiden Jugendarbeitenden Lea und Diego haben immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Jugendlichen, aber auch für die der Erwachsenen.
Gerade weil Jugendliche noch keine Erwachsenen sind, ist es umso wichtiger, dass sie in ihren Lebenswelten Erfahrungen sammeln dürfen und können. Nicht immer ist es das, was die Erwachsenen erwarten, aber jede Erfahrung bringt die Jugendlichen einen Entwicklungsschritt weiter.
Jugendlokal Relax Einsiedeln, www. jugendförderung-einsiedeln.ch
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Gerne erwarten aber gerade Erwachsene, dass sich die Jugendlichen genau wie Erwachsene verhalten sollen. Man geht davon aus, dass die meisten Konflikte zwischen Jugendlichen und ihren Eltern verhältnismässig harmlos sind. Für viele Jugendliche wird es wichtiger, dass sie ihre Freizeit ohne die Eltern verbringen können.