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Von den Freuden der kinderreichen Familie

Von den Freuden der kinderreichen Familie Von den Freuden der kinderreichen Familie

Der Fram-Club lädt am Mittwoch, dem 8. Dezember, um 20 Uhr, zur letzten Veranstaltung des Jahres ein.

Mitg. Nina Halpern liest Kolumnen von Cécile Brändli-Probst, welche die neunfache Mutter vor über 60 Jahren in der Zeitschrift «Die Familie» aus dem Benziger Verlag veröffentlichte. Gesprächsgäste von Walter Kälin sind zwei der neun Kinder: die Journalistin Esther Scheidegger Zbinden und der Historiker Sebastian Brändli. Dieser erinnert sich an seine Mutter und die Verbindung der Familie zu Einsiedeln.

Sebastian Brändli

Eine Familie mit neun Kindern mitten im Zürich der 1950erund 1960er-Jahre! Die Mutter der neun Kinder – Cécile Brändli, geborene Probst – hatte 1945 ihren Ehemann, Emil Rudolf Brändli, einen Mathematiker ETH, geheiratet. Die Kinder kamen zwischen 1946 und 1963 zur Welt. Im Jahre 2008 starb Cécile nach einer Phase schwerer Demenz.

Cécile Brändli-Probst war meine Mutter. 1919 in Baden als Cäcilia geboren, wuchs sie in Dietikon ZH auf. Dort betrieb ihre Mutter, unsere Grossmutter Anna, den «Konsum», den Lebensmittelladen an der Bergstrasse. Der Vater waltete als Zahlmeister (heute wäre das der Finanzchef) der Weberei in der Damsau an der Limmat (Gemeinde Neuenhof). Cécile war die Älteste von fünf Geschwistern. Sie wäre gerne Lehrerin geworden, doch musste sie wegen des frühen Todes ihrer Mutter die Ausbildung in Menzingen ZG abbrechen.

Selbstverständlich wurde unsere Mutter mit jeder Geburt noch etwas mehr Mutter. Was wäre ihr anderes übriggeblieben? Doch vom Ziel einer ausserhalb der Familie berufstätigen Frau, die sie mit den Berufszielen Primarlehrerin oder Journalistin verband, blieb zeitlebens, dass Cécile der Sprache und dem Schreiben verbunden war. So kann erklärt werden, dass die vielbeschäftigte Mutter und Leiterin eines grossen Haushalts sich noch Zeit für das Schreiben von Artikeln abstehlen konnte. Es gelang nämlich der Schriftleiterin der «Familie», der Familienzeitschrift des Benziger Verlages, sie für zahlreiche Berichte und Kurzgeschichten aus dem Familienleben der katholischen Grossfamilie zu gewinnen. In den Jahren zwischen 1953 und 1964 entstanden so über 150 Texte, die aus Anlass ihres 100-jährigen Geburtstages zu Teilen im Limmat Verlag nochmals herausgegeben wurden. Titel: «Von den Freuden der kinderreichen Familie».

Mit Einsiedeln war die Zürcher Grossfamilie neben dem Benziger Verlag auch durch gute Freunde der Eltern verbunden. So war der legendäre Apotheker Alois Bettschart von der Engel- Apotheke ein guter Freund unseres Vaters. Es ist wohl auf Alois zurückzuführen, dass auch wir Kinder fast alle Grasberge der Innerschweiz in zahllosen Bergtouren erklommen haben. Auch wussten wir über die Frauen- und die Silbermänteli bestens Bescheid, für die der Botaniker Bettschart seine Bergkollegen bei Alpbesuch und Bergbesteigung begeistert hatte. Dank Bettschart gelang es uns auch, mit fast der ganzen Familie eine Aufführung des Einsiedler Welttheaters zu besuchen: ein bleibendes Erlebnis! Wir hatten dank Alois ausgezeichnete Plätze, doch für mich, den kleinen Jungen, blieb die Handlung des Stücks leider unverständlich – jedenfalls kann ich mich vor allem an die abendliche Stimmung und die starke Szenografie auf dem Platz erinnern. Neben Alois bildeten auch Einsiedler Freundinnen der Mutter Verbindungen zum Klosterdorf. Zu erwähnen ist zudem, dass Linus Birchler, der Einsiedler Kunsthistoriker, in diesem Sinne wirkte, war er doch ein verehrter Lehrer unseres Vaters am Poly. Wir hatten schnell gelernt, dass Einsiedeln gleich Barock ist – auch wenn uns die schwarze Madonna wohl noch mehr Eindruck gemacht hatte. Einsiedeln war schliesslich ein wichtiger Ort für uns Herausgeber der Texte unserer Mutter. Im Museum Fram fanden wir alle Ausgaben der «Familie » und konnten so unsere Artikel-Sammlung vervollständigen. Und gleichzeitig auch den Charme des Klosterdorfes ein weiteres Mal geniessen! Das gerettete Benziger-Archiv ist ein Schatz! Vielen Dank für die gute Betreuung!

Von den Freuden der kinderreichen Familie. Mittwoch, 8. Dezember, 20 Uhr, Museum Fram, Eisenbahnstrasse 19, Einsiedeln. Eintritt: 10 Franken, für Mitglieder des Fram Clubs gratis. Zutritt nur mit Covid- Zertifikat und Personalausweis.

Eine Familie mit neun Kindern mitten im Zürich der 1950er- und 1960er-Jahre: Familie Brändli-Probst.

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