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Er ist wieder richtig hungrig

Er ist wieder richtig hungrig Er ist wieder richtig hungrig

Gespräch mit Skispringer Killian Peier, der sich im Kraftraum in Einsiedeln auf das Springen in Wisła vorbereitete

Zurzeit ist er viel unterwegs – von Schanze zu Schanze im Weltcup. Nach Tausenden von Flugkilometern von Einsiedeln in den Ural, dann in den finnischen Norden und wieder zurück ist Skispringer Killian Peier nun gestern im polnischen Wisła gelandet.

WOLFGANG HOLZ

Keine Frage. Einsiedelns Skispringer Killian Peier ist schon in bestechender Form. Zweimal ist er bereits unter den Top Ten im Weltcup gelandet. Sechster im russischen Nishni Tagil. Und Sechster jüngst im finnischen Kuusamo. Dabei kehrt der 26-Jährige, der ursprünglich aus dem Waadtland stammt, ja eigentlich von einer langwierigen und rund einjährigen Verletzungspause zurück. Ihm fehlen quasi zig Sprünge in den Beinen im Vergleich zur Weltklassekonkurrenz – und doch scheint er schon recht locker mit den Besten mithalten zu können. Wie interpretiert er denn selbst seine frühen Erfolge im Olympia-Winter?

«Wahrscheinlich hat es damit zu tun, dass ich wieder richtig hungrig aufs Schanzenspringen bin», sagt Killian Peier. Er macht gerade eine kleine Pause im Kraftraum des Klosters, wo er am Dienstag, kaum zurückgekehrt aus dem hohen finnischen Norden, schon wieder fleissig seine Muskeln trimmt. «Ich habe einfach auch wieder viel Spass beim Springen», erklärt er seine neu entflammte Leidenschaft für die Schanzen.

Sein Kreuzbandriss im Knie, den er sich vor einem Jahr beim Sprung von Einsiedelns Schanze zugezogen hatte, scheint inzwischen fast vergessen – obwohl ihn diese Verletzung enorm zurückwarf. «Ich habe allerdings auch sehr viel in der Reha gearbeitet und hinterher fleissig trainiert », ist der Romand stolz auf sich. «Ich habe die Verletzung positiv genommen, für mich akzeptiert und dann Vollgas gegeben », beschreibt Peier seinen Trainingseffort. «Ich bin eben nicht nur auf dem Sofa gelegen.» Das Resultat ist jetzt zu bestaunen. In Kuusamo landete der Einsiedler sogar im ersten Springen unmittelbar hinter dem deutschen Überflieger Karl Geiger – der Fünfter wurde. «Daran habe ich gar nicht so gedacht», sagt Peier. «Für mich ist die Leistung immer wichtiger als das Resultat. » Geiger habe sicher eine «saugute Saison» letztes Jahr gehabt. Nun, als frischgebackener Vater, stünden für den Deutschen die Vorzeichen in dieser Saison anders, weil dieser den Sommer über weniger trainiert habe. «Beeindruckend ist vor allem immer wieder seine Ruhe», schildert der Einsiedler.

«Top drei: Es kommt, wenn es kommt» Doch, mal ehrlich, Herr Peier, wie weit sind Sie nach diesem Super- Saisonstart noch weg von den Podestplätzen? Dies ist ja eine «Dienstgipfelflughöhe», auf die es Peier nach seinem WM-Bronze-Erfolg 2019 in Seefeld kaum mehr geschafft hat. «In die Top Ten zu kommen, ist top», antwortet der Skispringer mit dem ansteckenden Lächeln diplomatisch. In die Top Drei zu springen, sei in Zukunft «möglich»: «Ich mache mir deshalb aber keinen Druck – so ein Resultat kommt, wenn es kommt.» Eine professionelle Demut spricht aus seiner bescheidenen Einschätzung. Denn Peier weiss wie alle anderen Top Skispringer, dass letzten Endes auf jeder Schanze, bei jedem Springen der Wind – das himmlische Kind – ein gewichtiges Wörtchen mitzureden hat, ob es für einen weiten oder einen weniger weiten Sprung reicht. «Bei den beiden ersten Springen hatte es übrigens verhältnismässig wenig Wind.» Und was hat sich Killian Peier jetzt fürs Weltcup-Wochenende in Wisła vorgenommen, auf der Schanze, die ja nach Polens Skisprung-Legende Adam Małysz benannt wurde? «Eigentlich habe ich schon gute Leistungen auf dieser Schanze gezeigt», erzählt er. In den letzten Jahren sei dort die Landung nach dem Sprung nicht immer ganz einfach gewesen, weil es zum Winterstart keinen frischen Schnee gehabt habe. «Es wird sicher eine neue Challenge.»

Gut drauf: Killian Peier. Foto: zvg

«In die Top Ten zu springen, ist top.»

Killian Peier, Skispringer Einsiedeln

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